Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Paula Beer erhält Europäischen Filmpreis
„Der Rausch“von Regisseur Thomas Vinterberg dominiert bei der virtuellen Preisvergabe
BERLIN (KNA/dpa) - Beim Europäischen Filmpreis wurde Paula Beer als beste Darstellerin ausgezeichnet. Ansonsten triumphierte Thomas Vinterberg mit seinem Film „Der Rausch“bei der Vergabe der Preise. Für die beste Filmmusik wurde ebenfalls eine Deutsche, nämlich die Komponistin Dascha Dauenhauer („Berlin Alexanderplatz“) geehrt. Wegen der Pandemie musste die in Island geplante Gala zur 33. Verleihung des Europäischen Filmpreises ausfallen. Die Preisträger wurden stattdessen von Mittwoch bis Samstag im Rahmen mehrerer virtueller Events bekanntgegeben.
Die 25-jährige Paula Beer erhält den Preis für ihre Rolle in „Undine“. In dem Liebesdrama von Christian Petzold spielt sie eine mysteriöse Frau, die sich in einen Industrietaucher verliebt. Die Geschichte ist an einen Nixenmythos angelehnt. Beer setzte sich unter anderem gegen Nina Hoss („Schwesterlein“) durch.
Großer Gewinner bei den Europäischen Filmpreisen 2020 war der dänische Regisseur Thomas Vinterberg. Seine melancholische Tragikomödie „Der Rausch“wurde als bester europäischer Film, für die beste Regie, das beste Drehbuch und die Leistung von Hauptdarsteller Mads Mikkelsen geehrt.
Der für Cannes vorgesehene und letztlich in San Sebastian uraufgeführte Siegerfilm „Der Rausch“erzählt von vier befreundeten Männern mittleren Alters, die ihren Alkoholkonsum bewusst auch im Alltag erhöhen. Sie wollen die These eines norwegischen Philosophen testen, der behauptet, der Mensch habe konstant zu wenig Alkohol im Blut. Was also passiert, wenn man stets 0,5 Promille intus hat? Oder 1,0 Promille? Oder bis an seine Grenzen geht? „Der
Rausch“zeigt Männer beim Tanzen, beim Experimentieren, beim Herumalbern. Und beim Erleben elementarer Krisen – von der MidlifeCrisis bis zum Tod. Der Kinostart ist für den 28. Januar 2021 vorgesehen.
Regisseur Vinterberg sagte am Samstagabend, der Film sei in der schwersten Zeit seines Lebens entstanden. Seine Tochter sei gestorben, während er daran gearbeitet habe. „Sie hat dieses Projekt geliebt“, sagte der 51-Jährige. Sie habe darin vorkommen sollen, der Film sei an ihrer Schule gedreht worden. Nach ihrem Tod sei das einzig Sinnvolle gewesen, den Film fertig zu drehen und ihn für sie zu machen.
Bereits am Mittwochabend wurde die Komponistin Dascha Dauenhauer für ihren Soundtrack zu „Berlin Alexanderplatz“ausgezeichnet. Die Komposition nutze das gesamte Spektrum der Filmmusik. „Dascha Dauenhauers beeindruckende Partitur fügt sich perfekt in das Sounddesign ein und treibt die Geschichte kontinuierlich voran“, so die Jury.