Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Sternsingen in Zeiten der Corona-Krise
Mit welchem Konzept die Sternsingergruppen der Gemeinde Grünkraut eine Aktion auf den Weg bringen wollen
GRÜNKRAUT - In der ersten Januarwoche würden sie traditionell wieder durch die Straßen von Dörfern und Städten ziehen: die Sternsinger. Aber ist es coronabedingt derzeit überhaupt möglich, von Tür zu Tür zu gehen und den Segen zu überbringen? Sternsinger stehen dieses Jahr von einer großen Herausforderung. In Grünkraut hat man sich dazu intensiv Gedanken gemacht. Die Interviews mit den Beteiligten wurden vor Sonntag geführt, an dem neue Corona-Maßnahmen beschlossen worden sind.
„Wir haben ein Konzept entwickelt, damit die Sternsingeraktion trotz aller Corona-Bestimmungen stattfinden kann“, berichtet Anne Kuhn, die seit acht Jahren ehrenamtlich im Grünkrauter SternsingerTeam mitwirkt. Sie war selbst schon als Kind Sternsinger. „Für mich ist die Aktion eine absolute Herzensangelegenheit“, erzählt sie. Unter dem Motto „Segen bringen – Segen sein – Kindern Halt geben - in der Ukraine und weltweit“wollen die Sternsinger der Gemeinde Grünkraut am 4. und 5. Januar den Segen zu den Menschen bringen und Spenden sammeln.
Dieses Jahr wird der Leitgedanke „Sternsingen – aber sicher!“die Sternsinger begleiten. Auf gewohnte und beliebte Rituale aus den Vorjahren könne nicht zurückgegriffen werden, so Kuhn. „Es wird dieses Mal sicherlich anders, aber trotzdem schön“, ist sie überzeugt. „Es wird für jeden Haushalt ein ÜberraschungsKuvert geben, dass von den Sternsingern in die Briefkästen geworfen wird“, erklärt sie.
Im Kuvert befinde sich ein Segensaufkleber, der von den Bewohnern dann selbst an die Haus- oder Wohnungstür angebracht werden kann, eine Grußkarte, von Schülern der Grundschule Grünkraut gestaltet, und noch andere Kleinigkeiten, die Kuhn aber nicht verraten möchte.
Des Weiteren wird es anstatt gemischter Kindergruppen Familiengruppen geben. Das bedeutet, eine Sternsingergruppe wird jeweils aus Geschwisterkindern, wenn möglich einem Elternteil, sowie maximal einem weiteren, fremden Kind bestehen. So könne die Zwei-HaushaltsRegel eingehalten werden.
Gewänder können höchstwahrscheinlich trotzdem getragen werden. „Dieses Jahr werden die Kinder nicht singen und vorsprechen können, es werden auch keine Süßigkeiten angenommen. Der Besuch soll kontaktlos ablaufen. So bringen wir weder Kinder noch Besuchte in eine ungute Situation und gehen kein Risiko ein“, so Kuhn.
Insgesamt sieben Frauen sind ehrenamtlich im Sternsingerteam Grünkraut tätig und planten im Vorfeld das Konzept für 2021. Circa 1200 Haushalte inner- und außerorts werden mit dem Überraschungs-Kuvert bedacht. Tipps zur Durchführung der Sternsingeraktion während der Corona-Pandemie erhielt das Team unter anderem vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und dem Kindermissionswerk.
Clara Kuhn, die 14-jährige Tochter von Anne Kuhn, wird dieses Jahr zum siebten Mal bei den Sternsingern dabei sein. „Ich freue mich trotz aller Maßnahmen auf die Aktion.“Sie meint, es sei zwar immer schön gewesen, das Strahlen in den Augen der Besuchten zu sehen. Doch es werde auch dieses Jahr, ohne Kontakt, eine tolle Erfahrung werden. „Ich hoffe, dass trotzdem viele Spenden zusammenkommen“, sagt die Gymnasiastin. Die Sternsinger bieten einen Abholservice für Spenden nach Drei König an. Auch Paulina Gnann ist gespannt auf das diesjährige Sternsingen in Grünkraut – zwar ohne Singen, aber trotzdem mit viel Spaß. „Es ist meiner Meinung nach ein gut durchdachtes Konzept“, sagt die 18-jährige. „Wir machen das Beste aus der Situation.“Für die Zwölftklässlerin ist es dieses Mal etwas Besonderes, feiert sie doch ihr zehnjähriges Sternsinger-Jubiläum. Freude zu überbringen, sei auch oder gerade in Zeiten von Corona wichtig, so Gnann.