Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
VfB rehabilitiert sich für Pokalaus
Häfler Volleyballer mit souveränem 3:0 gegen Frankfurt – Nächstes Ligaspiel am Montag
FRIEDRICHSHAFEN - Spitzenmannschaften zeichnet es auch aus, Rückschläge wegzustecken und danach wieder anzugreifen. Das ist eine besondere Qualität, die der VfB Friedrichshafen zu haben scheint: Nur zwei Tage nach dem bitteren 2:3 im Pokalhalbfinale gegen die United Volleys Frankfurt sind sie in ihrer heimischen Zeppelin Cat Halle A1 am Samstagabend gegen die Hessen als Sieger vom Feld gegangen. Beim schnellen Wiedersehen bezwangen sie die Frankfurter im Bundesligaspiel sehr souverän in nur 70 Minuten mit 3:0 (25:19, 25:20, 25:21). Somit gelang ihnen eine Revanche, zudem untermauerten die Häfler ihre Titelambitionen. „Unsere Vorgabe war es, drei Punkte zu holen und keinen Satz zu verlieren. Wir konzentrieren uns jetzt auf die Meisterschaft, wollen dort wieder an die Spitze“, meinte VfB-Coach Michael Warm.
Aber was war anders als noch am Donnerstagabend? „Wir hatten zwei Tage mehr Abstand zur Champions League, waren frischer und lockerer. Und Frankfurt war schlechter“, sagte Warm. Zudem seien die Friedrichshafener gewillt gewesen, sofort die Scharte auszuwetzen. „Wir wollten zeigen, dass es nur ein Ausrutscher zu einem ungünstigen Zeitpunkt war“, so der VfB-Coach weiter. Keine einfache Aufgabe, wie Mittelblocker David Fiel verdeutlichte: „Nach der Niederlage im Pokal war es sehr ruhig in der Kabine. Aufgrund unserer guten Form, die wir in den Spielen in der Liga, im Pokal und auch in der Champions League gezeigt haben, kam das Ausscheiden sehr überraschend für uns. Jeder war zerstört.“
Umso erstaunlicher war der Auftritt des VfB am Samstag. Von Beginn an zeigte sich die engagierte Friedrichshafener Mannschaft sehr gut aufgelegt – mit nahezu identischem Personal. Warm baute in diesem Spiel weitestgehend auf die Dienste von Libero Markus Steuerwald, Zuspieler Dejan Vincic, Diagonalspieler Linus Weber und die beiden Außenangreifer Nicolas Maréchal und Martti Juhkami. Im Vergleich zum Pokalspiel schonte er jedoch Marcus Böhme, der einen müden Eindruck machte. Viel Spielzeit bekamen deshalb die beiden Mittelblocker Nehemiah Mote und David Fiel. Insbesondere Fiel, der vor der Saison von Lille an den Bodensee wechselte, machte eine auffällig gute Partie. Das unterstrichen auch die Spielstatistiken: Unter anderem steuerte der Kubaner im zweiten Satz die meisten Punkte (6) bei. „Ich wollte positive Energie in das Team bringen“, sagte Fiel, ohne über seine Nichtberücksichtigung am Donnerstag sauer zu sein. „Das ist das System und die Entscheidung vom Trainer. Es gibt eine Rotation bei uns, das ist Teamwork. Jeder hat das Recht zu spielen.“
Dass die Begegnung am Samstag solch einen einseitigen Verlauf nehmen sollte, war zu Beginn noch nicht abzusehen. Stattdessen sah es zunächst nach einer Fortsetzung des extrem engen und packenden Pokalspiels aus. Von den ersten sechs Punkten gingen jeweils drei Zähler an beide Teams – letztlich nur eine kurze Ausgeglichenheit. Danach agierten die Friedrichshafener immer überlegener. Und nach mehreren guten Aufschlägen von Maréchal schlug sich das auch im Ergebnis nieder: Mit 25:19 ging der erste Satz klar an den VfB.
Im zweiten Durchgang erspielte sich der Gastgeber dann erneut früh einen größeren Vorsprung und damit mussten die Frankfurter auch in diesem Spielabschnitt einem Rückstand hinterherlaufen. Deshalb reagierte der United Volleys-Coach Juan Manuel Serramalera und brachte mit Jochen Schöps einen erfahrenen Routinier von der Bank. Der ehemalige Friedrichshafener und dreifache „Volleyballer des Jahres“konnte die Spielmechanik aber nicht verändern.
Wenngleich die Hessen Moral bewiesen und auf 19:21 verkürzten, gelang den Häflern doch ein insgesamt ungefährdeter 25:20-Satzgewinn.
Danach brannte auch nichts mehr an. Das Warm-Team gewann den dritten Satz mit 25:21, sicherte sich drei Punkte und rückte mit dem sechsten Saisonsieg auf den zweiten Platz in der Tabelle vor. Weiter geht es bereits am Montag um 17 Uhr, wenn die Friedrichshafener in der Zeppelin Cat Halle A1 als glasklarer Favorit auf Bundesliga-Kellerkind VCO Berlin treffen. Fehlen wird dann erneut Lukas Maase, der 2020 nicht mehr zum Einsatz kommen wird. Der 22-Jährige hat sich im Gastspiel bei den Helios Grizzlys Giesen einen Muskelfaserriss im Bereich der Oberschenkelrückseite zugezogen und steht dem VfB deshalb aktuell nicht zur Verfügung.