Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Großer Knall beim BVB
Dortmund hat die Konsequenzen aus dem 1:5-Debakel gezogen und Trainer Favre entlassen – Terzic übernimmt
DORTMUND (SID) - Großer Knall am dritten Advent: Die Führungsriege von Borussia Dortmund um Boss Hans-Joachim Watzke hat nach der Demütigung die Geduld verloren und Trainer Lucien Favre freigestellt. Darauf hätten sich die „Entscheidungsträger des BVB einmütig verständigt“, teilte der Club einen Tag nach der 1:5-Heimpleite gegen Aufsteiger VfB Stuttgart mit.
„Es fällt uns schwer, diesen Schritt zu gehen“, sagte Sportdirektor Michael Zorc, fügte aber an: „Gleichwohl sind wir der Meinung, dass das Erreichen unserer Saisonziele aufgrund der zuletzt negativen Entwicklung in der gegenwärtigen Konstellation stark gefährdet ist und wir deshalb handeln müssen.“Watzke dankte Favre für „seine hervorragende Arbeit in den vergangenen zweieinhalb Jahren, in denen er zwei Vizemeisterschaften errungen hat“. Als Fachmann und als Mensch sei Lucien Favre „über jeden Zweifel erhaben“. Favres Vertrag lief noch bis Juni.
Bis zum Saisonende wird Co-Trainer Edin Terzic die Mannschaft betreuen. U17-Trainer Sebastian Geppert und Ex-Profi Otto Addo unterstützen den 38-Jährigen schon am Dienstag (20.30 Uhr/Sky) im Spiel bei Werder Bremen. Das teilten Watzke, Zorc und Lizenzspielerchef Sebastian Kehl den Profis mit.
Favre hatte das Team im Sommer 2018 übernommen, der ersehnte Titelgewinn blieb aber aus. Zudem scheiterte der BVB unter dem
Schweizer viermal in Serie im Achtelfinale des DFB-Pokals und der Champions League. Nach dem desaströsen Auftritt gegen Stuttgart zogen die Verantwortlichen nach einer Krisensitzung nun die Reißleine. Favre soll bereits am Samstag darüber informiert worden sein.
Unmittelbar nach Spielschluss hatte der 63-Jährige sichtlich mitgenommenen von einer „Katastrophe“gesprochen. Watzke war nach dem „schwarzen Tag“fassungslos und sah wohl die langfristigen Ziele in Gefahr. Wir haben uns im Minutentakt ins eigene Fleisch geschnitten“, haderte Abwehrchef Mats Hummels. Er kritisierte besonders die zahlreichen Ballverluste. Klartext redete auch Marco Reus. „Wir sind eine Mannschaft, die nicht gut verteidigen kann. Das muss man ganz klar sagen“, erklärte der Kapitän. Man habe alles vermissen lassen, „was wir brauchen“. Aussagen, die das Vertrauen in Favre nicht gerade stärkten. Die Strapazen der vergangenen Wochen und das Fehlen von Torjäger Erling Haaland wollte Favre als Entschuldigung nicht gelten lassen, angesichts des desaströsen Auftritts wäre dies auch deplatziert gewesen.
Jetzt steht die Mannschaft in der Pflicht. Reus kündigte noch vor Favres Entlassung Gespräche an. „Wir müssen das intern regeln, das werden wir machen“, sagte der Nationalspieler und schob mahnend hinterher: „Wenn wir die letzten Spiele so bestreiten, holen wir nix mehr.“