Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Mühsame Energieref­orm

- Von Hannes Koch wirtschaft@schwaebisc­he.de

Dieses Gesetz wird wohl weder die Welt retten, noch den Temperatur­anstieg unter zwei Grad halten, vielleicht werden damit nicht einmal die Klimaziele der Bundesregi­erung erreicht. Mühsam werkelt sich die Koalition voran, damit die Menge des produziert­en Ökostroms wächst – und die der konvention­ellen Energien zurückgeht. Immerhin stimmt die Richtung bei dieser Reform des Erneuerbar­eEnergien-Gesetzes (EEG).

Vor der vermutlich­en Abstimmung im Bundestag am Donnerstag haben Union und SPD nun einige Lösungen gefunden. Es gibt Erleichter­ungen und Verbesseru­ngen für diejenigen, die Wind-, Solar- und Biomassekr­aftwerke betreiben. Allerdings sind viele Regelungen so komplizier­t, dass man eigentlich ein Studium der Verwaltung­swissensch­aft mit Vertiefung Energierec­ht braucht, um durchzubli­cken.

Was klar zu sein scheint: Von den vielen Gebäudedäc­hern, auf denen augenblick­lich nur Dachziegel liegen, könnten in den kommenden Jahren einige mit Photovolta­ik-Platten versehen werden. Die Zahl der Windräder auf See, aber auch an Land, wird zunehmen. Und ältere Ökokraftwe­rke, die nach 20 Jahren eigentlich keine Förderung mehr erhalten, will die Koalition mit vielen Tricks weiter durchschle­ppen. Denn der Strom, den sie herstellen, wird dringend gebraucht.

Vertagt hat die Koalition allerdings die große Frage: Wie viele Ökokraftwe­rke sollen jedes Jahr dazukommen, damit hierzuland­e in zehn Jahren 70 Prozent aller Elektrizit­ät oder mehr aus regenerati­ven Quellen stammen? Das ist heikel, denn die Menge korreliert mit dem Konfliktpo­tenzial. Wenn die Zahl der Windräder an Land deutlich wächst – und das muss sie, um das Ziel zu erreichen – steigt der Druck. Schon heute haben die Leute in vielen Gegenden keine Lust auf noch mehr der ungeliebte­n Energiespa­rgel. Man darf gespannt sein, ob die Koalition in der ersten Jahreshälf­te 2021, kurz vor der Bundestags­wahl, inmitten der ohnehin aufgeheizt­en CoronaSitu­ation, noch die Kraft hat, eine Antwort zu finden.

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