Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
40 Jahre Schulmuseum mit vager Zukunft
Erst kam die Finanzkirse, danach sorgte Corona für den Sanierungsstau in Friedrichshafen
FRIEDRICHSHAFEN - Das Schulmuseum Friedrichshafen hat Geschichte. Offiziell gegründet wurde es vor 40 Jahren, die eigentlichen Anfänge reichen noch weiter zurück. Es war das erste seiner Art im Land und ist auch heute noch ein einzigartiges und besonderes Haus, das erst kürzlich den Zuschlag für eine Aktion im Rahmen des Programms „Museum macht stark“vom Bund erhalten hat. Allein die baulichen Mängel und die Verzögerungen der Sanierung durch die Corona-Pandemie bereiten den Verantwortlichen Sorgen.
Ein großer Mangel und sicher auch für einen Teil des Besucherrückgangs verantwortlich, dürfte die fehlende Barrierefreiheit des Hauses sein. Daneben ist das Dach marode, bei den Bauarbeiten zum Hotel Lukullum auf der anderen Straßenseite vibrierten die Wände im Schulmuseum und Ausstellungsstücke fielen aus den Vitrinen.
Die Sanierung der Bausubstanz der 1883 erbauten Villa Riß, die energetische Erneuerung mit Brandschutz und Klimatisierung sowie die allgemeine Enge und die fehlenden Räume für das Museumsmanagement und den Besucherservice, wie auch die sehr engagiert tätige Museumspädagogik stehen auf der Agenda. 2005 wurden erste Maßnahmen zur Modernisierung vom Gemeinderat beschlossen. 2006 gab es erste Entwürfe, die damaligen Kosten schwankten zwischen einer und 1,5 Millionen Euro. Die Finanzkrise kam und die 2008 eingeplanten Haushaltsmittel verflüchtigten sich. Der damalige Versuch, das Schulmuseum als Abteilung dem Zeppelin Museum zuzuordnen, scheiterte an komplizierten juristischen, vor allem steuerrechtlichen Problemen.
2018 kam die Frage nach der Zukunft des Museums wieder auf den Tisch. Das Schulmuseum sollte Bestandteil
der Friedrichshafener Museumslandschaft werden, erneut wurden Vorschläge zur Sanierung und Erweiterung erstellt. „Bereits im Frühjahr 2019 lag dem Gemeinderat ein Beschlussantrag vor, der sachlich fundiert und argumentativ überzeugend begründet, wie der Prozess der Weiterentwicklung zu gestalten ist. Im am 25.März 2019 verabschiedeten Grundsatzbeschluss ist festgehalten, dass das Museumsgebäude in der Friedrichstraße 14 saniert und erweitert wird, es erhält ein neues inhaltliches Konzept, die Verwaltung erhält den Auftrag, ein Nutzungs- und Raumkonzept zu erstellen“, erinnert sich Friederike Lutz, Leiterin des Museums. Im März 2020 sollte der Planungsprozess durch einen Bedarfsbeschluss des Gemeinderats fortgesetzt werden.
Doch dazu kam es nicht, Corona machte einen Strich durch die Rechnung,
und die Stadt sah sich dazu gezwungen, den gesamten Haushalt neu zu fassen.
Letzte Auskunft der Stadtverwaltung zum Thema: „In der aktuellen Situation, mit Blick auf die Finanzlage und die anstehende Haushaltsberatung, ist es wenig sinnvoll, einzelne Projekte herauszugreifen. Eine neue Priorisierung von Maßnahmen in Abhängigkeit von den Finanzierungsmöglichkeiten muss die Haushaltsberatung mit dem Beschluss durch den Gemeinderat ergeben.“
Die Sorgen der Verantwortlichen mehren sich. „15 Jahre lang haben sich Stadtverwaltung, Zeppelin-Stiftung und Gemeinderat immer wieder für die Weiterentwicklung des Schulmuseums eingesetzt und dazu Beschlüsse gefasst. Es wäre geradezu tragisch, wenn nach vielen Jahren der vergeblichen Anstrengungen, das Museum neu zu gestalten, die Modernisierung wieder um Jahre hinausgeschoben würde. Gerade jetzt wird doch erkennbar, wie wichtig die Schule als Bildungsort, ja auch als Sehnsuchtsort wertgeschätzt wird. Virtuelle Räume können das reale Schulleben nicht ersetzen“, sagt Friederike Lutz.
Kleiner Hoffnungsschimmer: In der vergangenen Woche hat das Projekt „Museum macht Stark“, eine Aktion des Deutschen Museumsbundes in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung, dem Museum den Zuschlag gegeben. Es ist nun an dem Projekt beteiligt und wird das im kommenden Jahr gemeinsam mit BBQ – Bildung und Berufliche Qualifikation/ Südwestmetall sowie der Merianschule, soweit Corona das möglich macht, zeigen.