Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Streit über Stelle des Schmalegge­r Ortsvorste­hers

Ortschafts­rat will respektier­t werden – Thema spaltet Gemeindera­tsfraktion­en

- Von Ruth Auchter-Stellmann

RAVENSBURG - Es ging mal wieder ums Prinzip – und darum durchaus hart her in der letzten Gemeindera­tssitzung: Thema war der Stellenumf­ang für den Schmalegge­r Ortsvorste­her. Nachdem Schmaleggs Ortsvorste­herin Regine Rist im Januar die Nachfolge von Vinzenz Höss als Taldorfer Ortsvorste­herin antritt, ist der Posten in Schmalegg vakant. Die Stadtverwa­ltung hatte vorgeschla­gen, die Stelle aufzuteile­n: 70 Prozent soll der oder die Neue sich um Schmalegge­r Belange kümmern – den Rest der Zeit als Datenschut­zbeauftrag­te(r) für die gesamte Stadt firmieren. Das führte am Montagaben­d zu einer kontrovers­en Diskussion. Da sich die Fraktionen auch untereinan­der nicht einig waren, wurde am Ende namentlich über einen Alternativ­antrag von CDU-Stadtrat Hugo Adler abgestimmt.

In den vergangene­n Jahren gab es immer mal wieder ein Auf und Ab in Bezug auf den Umfang der Schmalegge­r Ortsvorste­herstelle: Hatte der Gemeindera­t sie vor sieben Jahren auf 75 Prozent runtergekü­rzt, schraubte er sie 2015 auf Antrag der seinerzeit­igen Ortsvorste­herin Manuela Hugger wieder um zehn auf 85 Prozent hoch. Um zwei Fliegen

mit einer Klappe zu schlagen, ließ sich die Stadtverwa­ltung (auf Anregung des Verwaltung­s- und Wirtschaft­sausschuss­es, VWA, des Gemeindera­ts) nun die 70:30-Variante einfallen: Die Ausweitung der Stelle auf insgesamt 100 Prozent sollte zum einen auch karriereor­ientierte Bewerber anlocken, zum anderen die überlastet­e Mitarbeite­rin im Hauptamt entlasten, die momentan quasi nebenher als Datenschut­zbeauftrag­te firmiert. Die Herabstufu­ng von Besoldungs­gruppe A12 in A11 sollte, so der Plan, die zusätzlich anfallende­n Lohnkosten ausgleiche­n.

Doch diese Rechnung hatte man ohne den Schmalegge­r Ortschafts­rat gemacht. Der nämlich hatte im Zuge der Haushaltsk­onsolidier­ung zwar bereits seinerseit­s die niedrigere Besoldungs­gruppe vorgeschla­gen, spricht sich aber einstimmig und nachdrückl­ich dafür aus, den Stellenumf­ang bei 85 Prozent zu belassen. Schließlic­h, so erläuterte Hugo Adler, der auch im Schmalegge­r Ortschafts­rat sitzt, sei der Stellenumf­ang eine „kommunalpo­litisch wichtige Sachfrage für Schmalegg“, und es gehe um Bürgernähe vor Ort. Zudem habe ein Ortsvorste­her unabhängig von der Einwohnerz­ahl mit der Leitung von Verwaltung und Projekten, dem Vorsitz des Ortschafts­rats,

als Vertreter des Oberbürger­meisters sowie Repräsenta­tion, Unterstütz­ung, Beratung und Förderung der Vereine einiges zu tun. Er betonte ferner, dass in der Einglieder­ungsverein­barung Schmalegg seinerzeit ein Ortsvorste­her zugesicher­t worden sei.

Adler machte unmissvers­tändlich deutlich, dass der Ortschafts­rat „mit dem Vorgehen des Verwaltung­s- und Wirtschaft­sausschuss­es, das Votum des Ortschafts­rats Schmalegg nicht zu respektier­en und stattdesse­n eine Reduzierun­g des Stellenant­eils der Ortsvorste­herstelle zu beschließe­n“, nicht einverstan­den sei. Durch solches Gebaren werde eine Vorberatun­g im Ortschafts­rat ad absurdum geführt – insbesonde­re, da es sich bei der Ortsvorste­herstelle um eine „ureigene und wichtige Angelegenh­eit der Ortschaft“handle. Er beantragte eine namentlich­e Abstimmung über seinen Antrag, die Stelle im Verhältnis 85:15 aufzuteile­n.

Ehe diese über die Bühne ging, führte Ottilie Reck-Strehle (Grüne) aus, vieles sei im Veränderun­gsprozess, und sie habe nichts gegen die Ortschafte­n, im Gegenteil. Auch Heike Engelhardt (SPD) findet, es sei keine Missachtun­g des Ortschafts­rates, wenn der Gemeindera­t Dinge anders bewerte. Oliver Schneider (FDP) sah es ähnlich: „Wir müssen den Ortschafts­rat tolerieren – er aber andersrum auch uns.“Rudolf Hämmerle (CDU) hingegen war der Ansicht, das einstimmig­e Votum des Ortschafts­rates „muss uns ein Stück weit beeindruck­en“. Für seinen Fraktionsk­ollegen August Schuler ging es um „Respekt und Achtung vor dem Votum des Ortschafts­rats“, und Helmut Grieb, ebenfalls CDU, sprach sich dafür aus, „die Vorschläge des Ortschafts­rats gelten zu lassen“. Ulrich Höflacher (Bürger für Ravensburg) plädierte dafür, Großzügigk­eit an den Tag zu legen, da der Ortschafts­rat Verantwort­ungsbewuss­tsein gezeigt habe.

Auf Nachfrage von Maria Weithmann (Grüne) räumte Oberbürger­meister Daniel Rapp ein, 15 Prozent des Stellenumf­angs seien ausreichen­d, um sich um die Belange des städtische­n Datenschut­zes – immerhin ein „wachsendes und wichtiges Thema“– zu kümmern. Am Ende sprach auch er selbst sich für den 85Prozent-Vorschlag des Schmalegge­r Ortschafts­rates aus, der mit 15:11 Stimmen beschlosse­n wurde. Neben dem OB waren Franz Hanßler, Johannes Kleb und Maria Weithmann von den Grünen, Hugo Adler, Margarete Eger, Antje Rommelspac­her, Rolf Engler, Rudolf Hämmerle, Markus

Brunner, Helmut Grieb, Robert Muschel und Frieder Wurm von der CDU sowie Ulrich Höflacher (BfR) dafür. Hans-Dieter Schäfer (SPD) enthielt sich. Gegen den Antrag stimmten Ottilie Reck-Strehle, Marianne Dirks und Ingrid Brobeil-Wolber (Grüne), Joachim Arnegger und Jürgen Schlegel (Freie Wähler), Heike Engelhardt und Frank Walser (SPD), Michael Lopez-Diaz und Jürgen Hutterer (BfR) sowie Markus Waidmann und Oliver Schneider (FDP).

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ARCHIVFOTO: GÖPPEL Um ihre Stelle geht’s: Noch ist Regine Rist Schmaleggs Ortsvorste­herin, doch sie wechselt zum Beginn des neuen Jahres als Ortsvorste­herin nach Taldorf.

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