Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Drei Straßen führen zur Corona-Impfung
So soll der Betrieb des Kreisimpfzentrums in der Oberschwabenhalle laufen
RAVENSBURG - Der Aufbau des Impfzentrums in der Ravensburger Obeschwabenhalle hat begonnen: Drei sogenannte Impfstraßen werden in der Halle aufgebaut. Betreiber ist der Landkreis. Der Erste Landesbeamte Andreas Honikel-Günther verantwortet das Projekt und erklärt, wie die Massenimpfung ablaufen wird.
Vor der Halle standen dieser Tage Lastwagen des Technischen Hilfswerks. Auch das Deutsche Rote Kreuz hilft Kreisbrandmeister Oliver Surbeck und seinem Team beim Aufbau des Kreisimpfzentrums. Die Einrichtung und Technik wird laut Honikel-Günther weitestgehend vom Land gestellt – etwa Computer, Drucker und Kühlschränke für die Aufbewahrung des Impfstoffes. Das Impfzentrum muss nach Vorgabe des Landes zum 15. Januar betriebsbereit sein. „Wir schauen, dass wir noch vor Weihnachten einen guten Teil der Vorbereitungen geschafft kriegen“, sagte Honikel-Günther am Mittwoch.
Durch die Halle führen drei sogenannte Impfstraßen, die ein Bürger durchlaufen muss. Honikel-Günther erklärt den Ablauf so: Los geht es mit der Registrierung, dann bekommt jeder ein Erklär-Video des Sozialministeriums gezeigt. Darauf folgt ein Aufklärungsgespräch mit einem Arzt, schließlich wird die Impfung verabreicht. Die Impfstraße endet mit einem Überwachungs- und Ruhebereich.
Vom Parkplatz vor der Halle wird ein Teil für das Impfzentrum abgetrennt. Zur Impfung darf nur kommen, wer vorher einen Termin vereinbart hat – die Vorbereitung der Terminvergabe läuft derzeit zentral beim Land. „Es wird im Optimalfall keine Schlangen geben“, sagte Honikel-Günther. Fürs Impfzentrum werde ein Hygienekonzept erarbeitet. „Wir müssen unbedingt verhindern, dass das Virus ins Impfzentrum hineingetragen wird“, so der Erste Landesbeamte. Die Oberschwabenhalle sei die beste Option für die Einrichtung des Impfzentrums im Landkreis gewesen. Er erwähnt explizit auch die leistungsfähige Lüftung, die auf Veranstaltungen mit Tausenden Besuchern ausgelegt sei.
Wer im Ravensburger Impfzentrum arbeiten wird, ist noch nicht endgültig beschlossen. Ärzte und medizinische Fachkräfte sind aufgefordert, sich beim Regierungspräsidium in Tübingen zu melden. „Die Rückmeldungen des Sozialministeriums zur landesweiten Resonanz der Ärzteschaft stimmen zuversichtlich. Jede helfende Hand wird benötigt“, sagt Honikel-Günther.
Die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg hatte am 11. Dezember mitgeteilt, dass sich zwar schon 2000 Ärzte und 1500 medizinische Fachkräfte aus dem ganzen Land gemeldet hätten, dass man aber von einem deutlich höheren Bedarf ausgehe. Gezielt wurde bei Ruheständlern unter den Ärzten für den Einsatz geworben. Beim Regierungspräsidium Tübingen haben sich bis Mittwoch schon rund 500 medizinische Fachkräfte und Helfer im Bereich Organisation gemeldet. Aus Tübingen wird schließlich eine Liste an die Landratsämter geschickt werden mit möglichen Mitarbeitern im jeweiligen Landkreis.
Der Vorsitzende der Kreisärzteschaft, Hans Bürger, geht von einer großen Bereitschaft der Ärztinnen und Ärzte im Landkreis aus. Bürger setzt sich dafür ein, dass diese Mitarbeiter zuerst selbst geimpft werden, bevor sie andere impfen – auch wenn die Ständige Impfkommission diese Priorisierung nicht vorsehe. „Diese Personengruppe hat sehr viel Kontakt zu sehr vielen Menschen“, so Bürger.
Zum Personalbedarf erklärt Honikel-Günther, dass für zwei Schichten an sieben Tagen pro Woche – das Impfzentrum wird voraussichtlich von 7 bis 21 Uhr betrieben – etwa 14 Ärzte und 15 medizinische Fachkräfte gebraucht werden. Da aber auch Urlaub und Fehlzeiten eingerechnet werden müssten, sollte das Team noch etwas größer sein. Wie viele Verwaltungskräfte des Landratsamtes, zum Beispiel für Empfang und weitere organisatorische Aufgaben im Impfzentrum, eingesetzt werden, sei ebenfalls noch nicht klar.
Wenn es mit den Impfungen losgeht, werden auch zwei Impfteams im Landkreis unterwegs sein, um weniger mobile Menschen zu impfen. Jedes Team besteht aus fünf Personen: einem Fahrer, einem Arzt, zwei medizinischen Fachkräften und einer Verwaltungskraft. Die Fahrzeuge werden ebenso wie Overalls, Masken und Hygieneartikel vom Land gestellt, wie Honikel-Günther erklärt. Das Land Baden-Württemberg rechnet für Personal- und Sachkosten in allen Impfzentren bis Mitte April Kosten in Höhe von rund 58 Millionen Euro. Wie viel das Impfzentrum Ravensburg kosten wird, kann Honikel-Günther nicht benennen.
„Wir müssen unbedingt verhindern, dass das Virus ins Impfzentrum hineingetragen wird.“
Erster Landesbeamter Andreas Honikel-Günther