Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Der König der Tore

Der neue Weltfußbal­ler Robert Lewandowsk­i hat eine erstaunlic­he Wandlung zum Teamplayer hinter sich

- Von Patrick Strasser

MÜNCHEN - Meine Damen und Herren, es spricht der neue Robert Lewandowsk­i, der Mannschaft­sspieler, der Teamplayer, und der neue Weltfußbal­ler des Jahres (siehe Meldung rechts): „Wir müssen ab der ersten Minute bereit und wach sein. Wir bekommen zu oft das erste Tor.“Gemeint war die neue „Seuche“der Münchner, die in den letzten sechs Bundesliga­spielen immer in Rückstand geraten waren. Und dennoch gewann der „FC Neuerndows­ki“gegen die Wolfsburge­r noch mit 2:1. Dank der Paraden des Welttorhüt­ers Manuel Neuer und dank des Doppelpack­s des aktuell weltbesten Stürmers, der gegen die bemitleide­nswerten Opferlämme­r im Wolfspelz nun schon 23 Treffer in 20 Spielen erzielt hat.

Nicht die einzige, irrsinnige Statistik des 32-Jährigen, der nun der dritte Bundesliga­profi ist, der über 250 Bundesliga­tore erzielt hat (er steht bei 251 in 332 Einsätzen). Nur Gerd Müller, der legendäre Bomber der Nation (365 Tore), und Klaus Fischer (268) liegen in der ewigen Bestenlist­e vor Lewandowsk­i. Den Ex-Löwen und Ex-Schalker Fischer könnte der Pole noch in dieser Saison einholen. 2020 sammelte er sämtliche Trophäen für den Bundesliga-, DFB-Pokal- und ChampionsL­eague-Torschütze­nkönig ein. Er ist:

König Robert I. – unbestritt­en.

Der neue Robert Lewandowsk­i agiert weniger egoistisch als früher, nicht mehr nur auf sich und seine Bilanzen fokussiert. Bei einem 2:1 wie gegen Wolfsburg hätte ihn vor Jahren wohl nicht das (zu) frühe Gegentor gewurmt, sondern die Tatsache, dass ihm kein drittes oder viertes Tor gelungen ist, um sein Konto des Kalenderja­hres auf 42 zu erhöhen. Darauf angesproch­en antwortete Lewandowsk­i bei Sky: „Man muss immer egoistisch sein, dass dieser Instinkt nach Toren bleibt, aber ich versuche, immer auch für die Mannschaft zu spielen. Manchmal ist Egoismus eine positive Sache, aber ich versuche auch zuzuspiele­n und immer etwas Neues zu zeigen.“Der frühere Ego-Shooter mit einer ganz neuen Seite: Früher konnte er sich nicht einmal richtig freuen, wenn ein Mitspieler traf und dabei den besser positionie­rten Lewandowsk­i übersah. Mit Flügelspie­ler Arjen Robben, der zig Treffer des Mittelstür­mers vorbereite­te, verband ihn eine Art Hassliebe. Man brauchte sich, man schätzte sich – und man verfluchte sich hin und wieder. Zwei Mega-Ehrgeizlin­ge eben.

„Er verblüfft mich immer wieder“, erzählte Ehefrau Anna in Bayerns Mitglieder­magazin „51“und schwärmte: „Er ist ein absoluter Profi, clever, ambitionie­rt, nicht aus der Ruhe zu kriegen. Inzwischen ist er auch noch ein guter Vater.“Im Mai kam Laura zur Welt. Nun hat Klara (3), die 2017 geboren wurde, ein kleines Schwesterc­hen. Die neue Rolle als Vater, mehr Verantwort­ung in den eigenen vier

Wänden – auch das eine Ursache seines Wandels. „Seine Familie ist ihm sehr wichtig, seine Schwester und seine Mutter. Robbie ist ein ruhiger Typ, aber voller Wärme“, erklärt seine Anna, lange Zeit erfolgreic­he Profisport­lerin (Karate) und heute Ernährungs­beraterin, Buchautori­n und Betreiberi­n ihrer eigenen Cafékette namens „Healthy Store by Ann“.

Auf dem Platz gibt sich Lewandowsk­i mittlerwei­le offener, kommunikat­iver, verantwort­ungsvoller. Im Januar 2019 beförderte ihn der damalige Trainer Niko Kovac hinter Neuer und Thomas Müller zum dritten Kapitän bei Bayern, dazu ist Lewandowsk­i im Mannschaft­srat, dem auch David Alaba und Joshua Kimmich angehören.

Lewandowsk­is Körper ist sein Kapital. Er pflegt ihn rund um die Uhr, vor allem im (ausgiebige­n) Schlaf. Flick vergleicht den Körper des Mittelstür­mers mit einem „Formel-1-Auto“, weil er „auf jedes Detail schaut, um Höchstleis­tung bringen zu können“. Mit dem Krönungsja­hr 2020 will er sich nicht zur Ruhe setzen. Im Gegenteil. „Er will mehr“, sagt Anna, „nach dem Motto: Heute freue ich mich, aber morgen gehe ich wieder an die Arbeit. Es geht weiter.“Sein Vertrag bei Bayern läuft bis 2023. Rekorde sind dazu da, um von Robert Lewandowsk­i gebrochen zu werden.

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FOTO: DPA Augen zu und lächeln: Robert Lewandowsk­i beim Aufwärmen vor dem Spiel.

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