Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Talschule Weingarten will Kulturlandschaft erhalten
Wie die Schule mit ihrer Initiative „Bildung hilft Kultur“freischaffende Künstler in der Krise unterstützen will
WEINGARTEN - „Wir Lehrer sind privilegiert, gerade während der Corona-Krise. Wir bekommen unser Gehalt – immer. Da können freischaffende Künstler nur davon träumen“, so eine Lehrerin der Talschule Weingarten. Sie ist eine der Initiatorinnen der Initiative „Bildung hilft Kultur“, möchte aber anonym bleiben. Die Sache an sich sei wichtig, nicht wer auf die Idee kam, und die Initiative ins Leben rief.
Ziel und Idee der Initiative „Bildung hilft Kultur“ist es, freischaffende Künstler und Mitarbeiter in Kunstbetrieben finanziell in dieser schwierigen Zeit zu unterstützen „Die Idee entstand, als ich im Radio einen Bericht über die derzeitige, schwierige Situation für freischaffende Künstler hörte“, berichtet die Lehrerin. Sie habe dann schnell handeln wollen, habe sofort losgelegt und eine kleine Initiativgruppe gegründet. Die Idee fand im ganzen Kollegium der Talschule Weingarten Zuspruch, man stehe geschlossen hinter der Aktion und möchte nun mit der Initiative zur Solidarität mit Künstlern und Mitarbeitern dieser Branche aufrufen.
Die Initiative „Bildung hilft Kultur“will auf zwei unterschiedliche Unterstützungsprojekte aufmerksam machen: Zum einen auf eine Aktion am Hoftheater Baienfurt. Mittels Crowdfunding sollen hier 30 000 Euro Spendengelder erzielt werden, um die Kosten für den Dreh von „Toni
Tortellino – Die Live Sitcom“decken zu können. Diese soll mit Künstlern aus dem Comedy- und Kabarett-Bereich besetzt werden, vor Live-Publikum im Hoftheater Baienfurt gefilmt und auf Youtube veröffentlicht werden. Das Ziel bestehe darin, die Aufführungen zu digitalisieren und Comedy-Fans online zugänglich zu machen. Unter www.startnext.com/toni-tortellini sind Informationen sowie Spendenmöglichkeiten zu diesem Projekt zu finden. Die Crowdfunding-Aktion läuft noch bis einschließlich 31. Dezember.
Das zweite Projekt, für das sich die Initiative „Bildung hilft Kultur“stark machen möchte, ist die „Künstler*innen Soforthilfe Stuttgart – die unbürokratische Unterstützung für Menschen in der Kulturarbeit“. Diese Initiative startete bereits im März. Laut Informationen auf deren Internetseite konnten bisher mehr als 400 000 Euro Spendengelder von Privatleuten und Institutionen gesammelt werden. Hierdurch konnten bereits über 1100 Überweisungen ausgestellt und damit Menschen in der Kulturarbeit im Großraum Stuttgart unterstützt werden. „Diese Initiative hilft Künstlern schuhgrößengerecht“, erzählt die Lehrerin der Talschule Weingarten. Die Lebensumstände des Künstlers oder des Branchenzugehörigen werden individuell betrachtet und der Person dann eine demnach entsprechende Unterstützung zugesprochen.
„Wer also lieber überregional helfen möchte, kann dies gerne unter kuenstlersoforthilfe-stuttgart.de machen“, so die engagierte Lehrerin.
Warum setzt sich die Initiative der Talschule Weingarten für eine Unterstützung der Kulturbranche ein und nicht beispielsweise für die Gastronomie? Auf diese Frage hat die Initiatorin eine klare Antwort: „Wir Lehrer und Lehrerinnen stehen der Kultur nahe. Das oft kritische Auseinandersetzen mit Themen in der Kultur sollte sich idealerweise im
Bildungswesen widerspiegeln. Viele Kollegen engagieren sich darüber hinaus in ihrer Freizeit im kulturellen Bereich, sind quasi auch Kulturschaffende.“Aus diesen Gründen sei ein Engagement für diese Branche am naheliegendsten. „Wir können Menschen helfen, die unverschuldet derzeit kein Einkommen mehr haben und die ganz wesentlich zur gesellschaftlichen Vielfalt und Toleranz beitragen und für kulturellen Reichtum sorgen.“
Das Plakat für die Initiative „Bildung hilft Kultur“wurde ehrenamtlich von Aenne Gianmoena von Kgm Markenkommunikation in Ravensburg kreiert und zur Verfügung gestellt. „Es ist schön, dass wir so viel Zuspruch und Engagement von allen Seiten erhalten“, so die Initiatorin. Sie und das gesamte Kollegium der Talschule Weingarten hoffen, mit der Initiative dazu beitragen zu können, dass die überregionale sowie regionale Kulturlandschaft am Leben erhalten wird.