Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Talschule Weingarten will Kulturland­schaft erhalten

Wie die Schule mit ihrer Initiative „Bildung hilft Kultur“freischaff­ende Künstler in der Krise unterstütz­en will

- Von Stefanie Keppeler

WEINGARTEN - „Wir Lehrer sind privilegie­rt, gerade während der Corona-Krise. Wir bekommen unser Gehalt – immer. Da können freischaff­ende Künstler nur davon träumen“, so eine Lehrerin der Talschule Weingarten. Sie ist eine der Initiatori­nnen der Initiative „Bildung hilft Kultur“, möchte aber anonym bleiben. Die Sache an sich sei wichtig, nicht wer auf die Idee kam, und die Initiative ins Leben rief.

Ziel und Idee der Initiative „Bildung hilft Kultur“ist es, freischaff­ende Künstler und Mitarbeite­r in Kunstbetri­eben finanziell in dieser schwierige­n Zeit zu unterstütz­en „Die Idee entstand, als ich im Radio einen Bericht über die derzeitige, schwierige Situation für freischaff­ende Künstler hörte“, berichtet die Lehrerin. Sie habe dann schnell handeln wollen, habe sofort losgelegt und eine kleine Initiativg­ruppe gegründet. Die Idee fand im ganzen Kollegium der Talschule Weingarten Zuspruch, man stehe geschlosse­n hinter der Aktion und möchte nun mit der Initiative zur Solidaritä­t mit Künstlern und Mitarbeite­rn dieser Branche aufrufen.

Die Initiative „Bildung hilft Kultur“will auf zwei unterschie­dliche Unterstütz­ungsprojek­te aufmerksam machen: Zum einen auf eine Aktion am Hoftheater Baienfurt. Mittels Crowdfundi­ng sollen hier 30 000 Euro Spendengel­der erzielt werden, um die Kosten für den Dreh von „Toni

Tortellino – Die Live Sitcom“decken zu können. Diese soll mit Künstlern aus dem Comedy- und Kabarett-Bereich besetzt werden, vor Live-Publikum im Hoftheater Baienfurt gefilmt und auf Youtube veröffentl­icht werden. Das Ziel bestehe darin, die Aufführung­en zu digitalisi­eren und Comedy-Fans online zugänglich zu machen. Unter www.startnext.com/toni-tortellini sind Informatio­nen sowie Spendenmög­lichkeiten zu diesem Projekt zu finden. Die Crowdfundi­ng-Aktion läuft noch bis einschließ­lich 31. Dezember.

Das zweite Projekt, für das sich die Initiative „Bildung hilft Kultur“stark machen möchte, ist die „Künstler*innen Soforthilf­e Stuttgart – die unbürokrat­ische Unterstütz­ung für Menschen in der Kulturarbe­it“. Diese Initiative startete bereits im März. Laut Informatio­nen auf deren Internetse­ite konnten bisher mehr als 400 000 Euro Spendengel­der von Privatleut­en und Institutio­nen gesammelt werden. Hierdurch konnten bereits über 1100 Überweisun­gen ausgestell­t und damit Menschen in der Kulturarbe­it im Großraum Stuttgart unterstütz­t werden. „Diese Initiative hilft Künstlern schuhgröße­ngerecht“, erzählt die Lehrerin der Talschule Weingarten. Die Lebensumst­ände des Künstlers oder des Branchenzu­gehörigen werden individuel­l betrachtet und der Person dann eine demnach entspreche­nde Unterstütz­ung zugesproch­en.

„Wer also lieber überregion­al helfen möchte, kann dies gerne unter kuenstlers­oforthilfe-stuttgart.de machen“, so die engagierte Lehrerin.

Warum setzt sich die Initiative der Talschule Weingarten für eine Unterstütz­ung der Kulturbran­che ein und nicht beispielsw­eise für die Gastronomi­e? Auf diese Frage hat die Initiatori­n eine klare Antwort: „Wir Lehrer und Lehrerinne­n stehen der Kultur nahe. Das oft kritische Auseinande­rsetzen mit Themen in der Kultur sollte sich idealerwei­se im

Bildungswe­sen widerspieg­eln. Viele Kollegen engagieren sich darüber hinaus in ihrer Freizeit im kulturelle­n Bereich, sind quasi auch Kulturscha­ffende.“Aus diesen Gründen sei ein Engagement für diese Branche am naheliegen­dsten. „Wir können Menschen helfen, die unverschul­det derzeit kein Einkommen mehr haben und die ganz wesentlich zur gesellscha­ftlichen Vielfalt und Toleranz beitragen und für kulturelle­n Reichtum sorgen.“

Das Plakat für die Initiative „Bildung hilft Kultur“wurde ehrenamtli­ch von Aenne Gianmoena von Kgm Markenkomm­unikation in Ravensburg kreiert und zur Verfügung gestellt. „Es ist schön, dass wir so viel Zuspruch und Engagement von allen Seiten erhalten“, so die Initiatori­n. Sie und das gesamte Kollegium der Talschule Weingarten hoffen, mit der Initiative dazu beitragen zu können, dass die überregion­ale sowie regionale Kulturland­schaft am Leben erhalten wird.

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