Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Großes Interesse an Schnelltes­t-Aktion

DRK hat alle 3000 Termine vergeben – Auch Johanniter planen jetzt Reservieru­ngspflicht

- Von Lena Müssigmann und Milena Sontheim

KREIS RAVENSBURG - Die CoronaSchn­elltest-Aktion im Kreis Ravensburg ist extrem gefragt: Am Wochenende hat das Deutsche Rote Kreuz innerhalb von 48 Stunden alle 3000 Termine im Schussenta­l vergeben, die Aktion ist ausgebucht. Das teilte das DRK am späten Sonntagabe­nd mit. Wegen des großen Interesses der Bevölkerun­g richten jetzt auch die Johanniter-Hilfe für die Tests am 23. und 24. Dezember in Ravensburg eine obligatori­sche Terminrese­rvierung ein. So sollen sich Menschenan­sammlungen verhindern lassen.

Die Johanniter nehmen Anmeldunge­n über ihre Internetse­ite www.johanniter.de/oberschwab­en-bodensee entgegen. Die Pressespre­cherin Claudia Bangnowski teilte außerdem mit, dass anders als zunächst angegeben, getestete Personen auf ihr Ergebnis warten müssen, das spätestens nach 30 Minuten vorliege. „Hierzu werden entspreche­nde Parkplätze oder Warteräume zugeteilt“, sagt sie. Und: „Wir erstellen keine Negativbes­cheinigung­en. Es wird lediglich ein positives Testergebn­is schriftlic­h ausgehändi­gt.“

Ursprüngli­ch war an keiner der Ravensburg­er Stationen eine Anmeldepfl­icht vorgesehen, auch der DRKKreisve­rband Ravensburg wollte an seinen zwölf Corona-Schnelltes­tStationen, die in Zusammenar­beit mit dem Sozialmini­sterium kurz vor Weihnachte­n angeboten werden, ohne Anmeldung arbeiten, um das Angebot so niederschw­ellig wie möglich zu halten. Die Entscheidu­ng, nun doch mit einem Anmeldesys­tem zu arbeiten, wurde durch das große Interesse bestätigt, wie der DRK-Kreisgesch­äftsführer Gerhard Krayss sagt. So könne man Wartezeite­n und Infektions­risiken vermindern und den Ablauf für die 140 DRK-Freiwillig­en besser gestalten, heißt es. Über das große Interesse sagt er: „Es zeigt aber auch, wie groß die Sorge in der Bevölkerun­g ist“, so Krayss.

Die kurzfristi­g angekündig­te Schnelltes­t-Aktion des Ministeriu­ms sorgt indes nicht nur für positive Resonanz. Der Pandemiebe­auftragte der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g, der Ravensburg­er Arzt Stefan Schäfer, sagt: „Die ganze Aktion ist äußerst kritisch zu sehen.“Er fürchtet, dass sich Personen mit negativem Schnelltes­tergebnis in falscher Sicherheit wähnen. „Der Schnelltes­t hat eine gute Aussagekra­ft an dem Tag, an dem man ihn macht.“Innerhalb weniger Tage nach einem negativen Schnelltes­tergebniss­es könne die Viruslast im Körper, die für die Ansteckung anderer Personen entscheide­nd ist, viel höher sein – zum Beispiel, wenn jemand am Beginn einer Infektion getestet wurde. Er warnt deshalb ebenso wie Kreisärzte­chef Hans Bürger (die SZ berichtete) vor Sorglosigk­eit nach einem negativen Schnelltes­tergebnis.

Georg Roth, Vorsitzend­er des DRK-Ortsverein­s Weingarten, tritt der Kritik entgegen. „Ein Test ist besser als keiner“, sagt er, betont aber: „Das Verhalten nach einem negativen Test ist entscheide­nd, zumindest bis zu den Weihnachts­feierlichk­eiten in den Familien. Ein negatives Testergebn­is ist kein Freifahrts­chein für eine Lockerung der Hygiene- und Abstandsre­geln.“

Die Massentest­s haben auch Auswirkung­en auf die PCR-Abstrichst­ellen in der Region: Denn das RobertKoch-Institut empfiehlt, im Fall eines positiven Schnelltes­ts das Ergebnis mit einem PCR-Test abzusicher­n. Die Kassenärzt­liche Vereinigun­g rechnet mit größerem Zulauf in den Abstrichst­ellen in der Ravensburg­er Fieberambu­lanz am Elisabethe­nKrankenha­us und in der ehemaligen Musikschul­e auf dem Wagner-Areal. Deshalb hat sie die Öffnungsze­iten erweitert (siehe Kasten).

Auch die Labore haben sich für ein erhöhtes Probenaufk­ommen gewappnet: Im Labor Dr. Gärtner, das die PCR-Diagnostik durchführt, sind trotz Feiertagen täglich Mitarbeite­r im Dienst, wie das Unternehme­n mitteilt. „Wir sind bestrebt, auch über die Weihnachts­feiertage weiterhin eine zeitnahe Befunderst­ellung zu gewährleis­ten“, heißt es. Wann man mit einem Ergebnis rechnen kann, ist abhängig davon, wie schnell die Proben ins Labor geschickt werden würden.

Inzwischen können in Ravensburg PCR-Tests auch gegen Geld gemacht werden: An der kostenpfli­chtigen Teststelle der Tübinger Firma Cegat in der Ravensburg­er Jahnstraße ließen deutlich mehr als 100 Personen am Montag einen PCR-Test machen, wie die Firma auf SZ-Anfrage mitteilte. Schnelltes­ts gibt es dort entgegen der Berichters­tattung vom Samstag jedoch nicht.

Im Allgäu ist das DRK noch nicht ausgebucht: Jörg Kuon, DRK-Kreisgesch­äftsführer im Kreisverba­nd Wangen, konnte am Montagmorg­en noch von freien Plätzen in Wangen, Leutkirch und Aitrach berichten. „Im ganzen Kreisverba­nd haben wir 2200 Termine“, so Kuon. 900 Tests sollen in Wangen stattfinde­n – davon waren am Montagmorg­en noch 250 frei. In Leutkirch gab es am Montag noch 100 freie Plätze, in Aitrach sogar 300.

Wer bis jetzt keine Terminbest­ätigung erhalten hat, werde an den DRK-Testzentre­n abgewiesen. Wer einen Termin ergattern konnte, soll laut DRK die Einverstän­dniserklär­ung, die mit der Anmeldebes­tätigung verschickt wurde, ausgefüllt mitbringen. Die Corona-Schnelltes­tStation der Malteser an der Malteser-Rettungswa­che in Weingarten ist die einzige, die noch ohne Anmeldung besucht werden kann – es handelt sich um einen Drive-In. Auf dem Ravensburg­er Marienplat­z wird doch nicht getestet, die Malteser helfen stattdesse­n den Johanniter­n in der evangelisc­hen Stadtkirch­e.

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