Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Verbindung Ulm-Basel braucht Lokwechsel
Südbahn-Elektrifizierung bringt Nachteile, wenn Bodensee-Gürtelbahn ohne Strom bleibt
KREIS RAVENSBURG - Die Region Bodensee-Oberschwaben wird zwar bald nicht mehr „das größte Dieselloch Deutschlands nach dem Bayerischen Wald“sein, wie Wilfried Franke sagt. Immerhin soll die Elektrifizierung der Südbahn bis Ende 2021 fertig sein. Aber der Direktor des Regionalverbands ist trotzdem nicht glücklich mit der Entwicklung des Schienenverkehrs in der Region. Sorgen macht ihm vor allem die Bodensee-Gürtelbahn. Das hat Franke in der jüngsten Sitzung des Regionalverbands berichtet. Die Fraktionsgemeinschaft Grüne/ÖDP hatte einen Bericht zum Sachstand beantragt.
„Die Schiene ist das Rückgrat des öffentlichen Verkehrs“, sagte der Verbandsdirektor. Deshalb sei es umso schlimmer, dass das Schienennetz in der Region BodenseeOberschwaben viele Jahrzehnte lang vernachlässigt worden sei. Zumal es sich bei dieser Region um eine der wirtschaftsstärksten in ganz Deutschland handle. In den vergangenen Jahren sei zwar einiges geschehen – aber es bleibe immer noch viel zu tun übrig.
Franke erinnerte daran, dass „sich erst etwas geändert hat, als die Region selbst die Zügel in die Hand genommen hat“. Städte, Gemeinden, Landkreise, Industrie- und Handelskammern sowie Regionalverbände entlang der Südbahn von Ulm bis Lindau haben sich zu einem Interessenverband zusammengeschlossen. Gemeinsam haben sie 1,4 Millionen Euro aufgebracht, um Vorplanung und Kostenschätzung für die Elektrifizierung der Südbahn zu finanzieren, berichtete der Verbandsdirektor. Und das, obwohl sie dafür eigentlich gar nicht zuständig sind.
Jetzt werde die Strecke durchgängig für Tempo 160 Stundenkilometer ausgebaut und elektrifiziert. Das heiße aber noch nicht, dass dann auch der Verkehr im Südwesten gut läuft. Die durchgehende Verbindung mit Neigetechnik-Zügen von Ulm über Friedrichshafen und Singen nach Basel wird in Friedrichshafen unterbrochen. Die Bodensee-Gürtelbahn ist noch nicht elektrifiziert, eine Diesellok wird benötigt. Ein weiterer Lokwechsel in Singen wird voraussichtlich 2026 oder 2027 dazukommen. Dann soll der Schienen-Abschnitt am Hochrhein zwischen Basel und Singen Strom bekommen. Die Planungen dafür seien bereits weit fortgeschritten. „Die schlechte Verbindung von heute wird dann noch schlechter“, sagte Franke. „Von der heute durchgängigen Reisekette Ulm-Basel würde nur noch ein Torso übrigbleiben.“
Deshalb müsse dringend auch die Bodensee-Gürtelbahn elektrifiziert werden. Auch an dieser Strecke hat sich ein Interessenverband gegründet. Kommunen und die Landkreise Konstanz und Bodenseekreis hätten bereits viel Geld für die Vorplanung bereitgestellt. Franke geht davon aus, dass das Gesamtprojekt rund 350 Millionen Euro kosten wird. Bund und Land beteiligen sich daran. Die Mitglieder des Regionalverbandes befürchten jedoch, dass zu hohe Kosten an den Kommunen hängen bleiben.
Was den Verkehr angeht, sollen zunächst zwei Varianten geplant werden. Die erste sieht stündlich je einen schnellen Zug und einen langsamen Zug auf der Strecke vor, jeweils in beide Richtungen. Die zweite Variante hat ebenfalls stündlich einen schnellen Zug und dazu halbstündlich langsame Züge. Für die zweite Variante müssten vier Abschnitte der bisher eingleisigen Bodensee-Gürtelbahn zweigleisig ausgebaut werden. Das würde Mehrkosten von etwa 100 Millionen Euro verursachen. Im Regionalverband wird offenbar die zweite Variante bevorzugt. In der Sitzung kam der Vorschlag, doch von vornherein mit dieser Variante zu rechnen und sich die Planungskosten für die andere Variante zu sparen.