Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Auch DRK unterstützt beim Impfzentrum
Helfer fallen weg, Einsatzleistung bleibt „stabil“– Sorgen um den Ortsverein gibt es dennoch
WEINGARTEN - Bürger wenden sich vermehrt an die DRK-Anrufstelle für Corona-Fragen – Einsatzanrufe gibt es jedoch weniger. Wie sich die Arbeit der Ehrenamtlichen während Corona entwickelt, erklärt Georg Roth, der seit Oktober neuer Vorstandsvorsitzender des Deutschen Roten Kreuzes in Weingarten ist.
Präsent ist bei den ehrenamtlichen Helfern aktuell das Impfthema. Für den Betrieb des Impfzentrums in der Oberschwabenhalle, der am 15. Januar starten soll, braucht es freiwillige Helfer. Weil Personal fehlt, wollen die Mitglieder des DRK Weingarten bei der Vorbereitung, dem Aufbau und als Assistenz die Arbeit in der Oberschwabenhalle unterstützen, so Roth. „Wir haben zwar noch keine offizielle Anfrage, aber wir gehen davon aus, dass wir als Verein helfen werden.“In der aktuellen Lage erkenne man die Wichtigkeit der ehrenamtlichen Helfer. Denn: „Eine Impfaktion für 80 Millionen Menschen ist ohne Ehrenamt nicht machbar“, sagt Roth.
Seit Beginn der Pandemie leistet der Verein neben Noteinsätzen auch telefonische Beratungen zu Corona. Das Verhalten der Bürger hat sich verändert. Roth sagt: „Die Leitstelle in Ravensburg hat bemerkt, dass Menschen weniger oft anrufen, um Einsätze zu melden.“Er vermutet, dass sich die Anrufer zweimal überlegen, ob ein Einsatz tatsächlich nötig sei, weil die Sorge vor einer Ansteckung berücksichtigt werde. Zeitgleich steige bei den Bürgern das Bedürfnis nach Informationen über Corona. „Es rufen mehr Bürger an, die sich gezielt über Covid-19 informieren wollen“, so Roth.
Während den Weihnachtsfeiertagen geht der Vorsitzende nicht von auffälligen Veränderungen im Einsatzdienst aus. Im Gegensatz zum Jahreswechsel: Mit Hinblick auf Silvester „rechnen wir mit weniger Einsätzen aufgrund der Kontaktbeschränkungen“, so Roth.
Durch die Schließung der Pädagogischen Hochschule fehlt es an Studenten, die als sogenannte First Responder normalerweise die Helfervor-Ort Gruppe Berg unterstützen. „Das sind 35 mögliche Schnellhelfer, die fehlen, weil sie von der Heimat aus lernen und deshalb eben nicht vor Ort handeln können“, sagt Roth. Die Kernarbeit der Ehrenamtlichen – der Einsatzdienst für Notfallsituationen, Unfälle oder Herz-KreislaufAnfälle – läuft laut Roth jedenfalls gut: „Die Qualität der Einsatzleistung leidet nicht unter den Umständen“, so der Vorsitzende. Zudem arbeite das DRK Weingarten seit vier Wochen enger mit dem MalteserHilfsdienst zusammen. „Hilfs- und Rettungseinsätze führen wir gemeinsam durch.“
Obwohl das Team von Georg Roth „einen erheblichen Mehraufwand bei der Dokumentation und Verwaltung leistet, hat der Verein seit Beginn der Corona-Pandemie keines von rund 100 aktiven Mitgliedern verloren“. Loyalität sei zu diesen Zeiten nicht selbstverständlich. Allein die Blutspendetermine erfordern eine aufwendigere Organisation. Damit sich die Veranstaltung entzerrt, melden sich die Spender vorab online an. „Die Termine sind bisher gut besetzt. Das Hygienekonzept ist sehr strikt.“
Der Schutz für Patient und Helfer stehe im Vordergrund, so der neue Vorstandsvorsitzende. Das Team bete bei Einsätzen – beispielsweise Angehörige eines Verkehrsunfalls – einen Mund- und Nasenschutz zu tragen, damit das Risiko für eine Ansteckung möglichst gering bleibe. „Wir verfügen über genügend Schutzmaterial“, sagt Roth. Die Einsatzkräfte selbst tragen FFP2-Masken.
Finanzielle Einbußen muss das DRK, wie viele Vereine, hinnehmen. Einnahmen durch Einsatzdienste, wie bei Fußballspielen, fehlen. „Wir sind noch gut aufgestellt, aber ein Wasserschaden im Vereinsheim mit über 15 000 Euro reißt natürlich eine gehörige Lücke rein.“Um den laufenden Betrieb zu bewerkstelligen, sei der Verein auf Spenden angewiesen.
Das Hauptproblem sei während der Corona-Zeit der Verzicht auf soziale Aktivitäten. „Sozialarbeit war für uns immer ein ganz großer Pfeiler – jetzt ist es schwierig.“Die Vereinsmitglieder müssen auf Fortbildungen und Übungen verzichten. Diesen Ausfall kompensieren die Ehrenamtlichen teilweise durch Online-Fortbildungen, so Roth. Außerdem fallen weitere soziale Projekte weg. „Die Wochennachmittage und Hausbesuche in Alten- und Pflegeheimen sowie unsere Vorleseangebote finden nicht mehr statt.“Einen Verein in Krisenzeiten zu übernehmen, sei definitiv herausfordernd. „Bisher läuft es aber problemlos. Wir sind gut konstituiert, damit wir auch in Zukunft eine schlagfertige Hilfsorganisation in Weingarten bleiben“, so Roth.