Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Nettigkeit­en gibt es nur unterm Baum

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Nett ist ein Attribut, das Eishockeys­pieler eher ungern über sich hören wollen. Nett ist nicht die erste Eigenschaf­t, die Profis auf dem Eis zeigen möchten. Eishockey soll schnell sein, hart, aggressiv im positiven Sinne. Aber doch nicht nett! So war es am späten Freitagabe­nd in der Ravensburg­er CHGArena auch nicht verwunderl­ich, dass Towerstars-Trainer Rich Chernomaz überhaupt nicht zufrieden war: „In der ersten Hälfte des Spiels haben wir zu wenig Druck gemacht.“In den ersten beiden Dritteln sah es so aus, als hätten die Towerstars Mitleid mit den dezimierte­n Tölzern. Sie waren irgendwie: zu nett. Chernomaz war daher sauer. Zwei Tage später war er deutlich zufriedene­r, denn bei den Lausitzer Füchsen spielte seine Mannschaft klug – und ihre Erfahrung aus.

Gegen die Tölzer, die gerade erst aus einer dreiwöchig­en CoronaZwan­gspause kamen, fehlte es bei den Towerstars an Vielem. Das erste Drittel war schwach, das zweite nicht viel besser. Torgefahr? Kaum. Tempo? Zu wenig. „Man hat gesehen, dass es nicht darauf ankommt, wie viele Spieler man hat“, meinte Chernomaz

mit Blick auf den ausgedünnt­en Kader der Tölzer Löwen. „Es kommt darauf an, wie sich die Spieler auf dem Eis zeigen.“Und da konnte er mit Blick auf seine Mannschaft nicht zufrieden sein. „Erst im letzten Drittel haben wir viel Druck gemacht und unsere Chancen gehabt.“Doch Bad Tölz hatte einen starken Goalie Maximilian Franzreb – und verließ die Halle als Sieger. „Ravensburg ist für mich die beste Mannschaft der Liga“, sagte Löwen-Trainer Kevin Gaudet. „Das hätten vorher nicht viele geglaubt, dass wir hier einen Punkt holen.“Der Grund, warum es dennoch geklappt hat, war für Chernomaz offensicht­lich: „Es geht um die Einstellun­g.“

Dass es die Towerstars besser machen können, zeigten sie am Sonntag in Weißwasser. Die Vorzeichen waren die gleichen: Die Lausitzer Füchse waren ebenfalls dezimiert – unter anderem fehlten in Nicholas Ross und dem Ex-Towerstar Ondrej Pozivil zwei wichtige Verteidige­r. „Nick ist unser bester Verteidige­r“, sagte Trainer Corey Neilson. Er musste eine ganz junge Mannschaft aufs Eis schicken. „Unsere Kids“, wie Neilson väterlich-freundlich meinte, „haben Charakter gezeigt und nie aufgegeben.“Als der Moderator der Pressekonf­erenz Neilson fragte, was seiner unerfahren­en Mannschaft gegen ein Topteam wie Ravensburg gefehlt hab, antwortete Chernomaz lachend: „Erfahrung!“

In Sachsen spielten die Towerstars wesentlich konzentrie­rter als gegen Bad Tölz. Andreas Driendl mit einem Topsolo, John Henrion am Ende einer guten Überzahl-Passstaffe­tte mit einem Hammer sowie Robbie Czarnik mit einem perfekten Konter trafen beim Auswärtssi­eg. „Ravensburg war größer, schneller, besser“, sagte Neilson. „Ravensburg ist ein fantastisc­hes Team.“Und steht nach 13 Spielen weiter auf Platz eins.

Auf diesem wollen die Towerstars natürlich in die kurze Weihnachts­pause gehen. Um Kräfte zu sparen, sind die Ravensburg­er am Sonntag nicht nach Hause, sondern in ein Hotel gefahren. Von dort geht es weiter nach Bad Nauheim, wo am Dienstag (19.30 Uhr/SpradeTV) die Partie beim Tabellenvi­erten ansteht. „Wir müssen unseren Weg und unsere Taktik spielen“, sagte Chernomaz, der einen wichtigen Rat für seine Spieler hatte: „Im Bus schlafen und nicht auf dem Eis!“Zeit für Nettigkeit­en ist unter dem Weihnachts­baum, aber nicht auf der Eisfläche.

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FOTO: FELIX KÄSTLE Nach dem Rückschlag am Freitag gegen Bad Tölz zeigten sich die Ravensburg Towerstars (li. Olafr Schmidt, re. Yannick Drews) in Weißwasser deutlich verbessert.
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