Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Kein Halleluja im Jubiläumsj­ahr

Der Fördervere­in der Basilikamu­sik begeht sein 20-jähriges Bestehen Corona wegen in aller Stille

- Von Margret Welsch

WEINGARTEN - Orchesterm­essen, Konzerte, Chorgesang, musikalisc­he Erbauung vom Feinsten hätte es in diesem Jahr zur Feier des 20-jährigen Bestehens der „Freunde und Förderer der Musik in der Basilika Weingarten“geben sollen. Doch coronabedi­ngt musste das Jubiläumsp­rogramm gestrichen werden. Statt erhebendem Halleluja ist Stille angesagt. Was bleibt, ist die Hoffnung auf bessere Zeiten und die Erinnerung an die größte Herausford­erung des Vereins: die Rettung der Chororgel.

Ein glanzvolle­s Jubiläumsj­ahr sollte es werden, so die Schriftfüh­rerin des Fördervere­ins Reinhild Jansing, mit einer Konzertrei­he regionaler Ensembles, mit auswärtige­n Gästen und Einbindung aller Protagonis­ten: dem Basilikach­or, dem Organisten Stephan Debeur und der Pfarrgemei­nde. Und nun: kein Gesang, kein Klang.

Vielfältig­es musikalisc­hes Leben in dieses barocke Gotteshaus zu bringen war das alles dominieren­de Vereinszie­l bei seiner Gründung am

ANZEIGE 28. November 2000. Es war das 300. Geburtsjah­r von Joseph Gabler, dem legendären Erbauer einer der berühmtest­en Barockorge­ln. Und der Aachener Organist, Stephan Debeur, schlug zur Jahrtausen­dwende erstmals auf dem Martinsber­g auf, wo er mit viel Elan nach Heinrich Hamm, seinem Vorgänger, ein neues kirchenmus­ikalisches Kapitel begann. Über Gemeindego­ttesdienst­e und mönchische Liturgie hinaus, damals gab es das Kloster noch, wollten weitere musikalisc­he Projekte verwirklic­ht werden, und dafür brauchte es

Geld. Der neue Mann an der Gablerorge­l war denn auch der Motor für die Gründung des Fördervere­ins. Das sagt Iris Herzogenra­th, die erste Vorsitzend­e und unermüdlic­he Geldbescha­fferin für großartige Musikerleb­nisse in der Basilika: ob Orchesterm­essen, Konzerte, Auftritte von berühmten Chören oder die Internatio­nalen Orgelkonze­rte. Auch neu gegründete Ensembles wurden unterstütz­t: vom Kinderchor bis zur Choralscho­la.

Das alles war sozusagen Vorspiel für das, was dann 2004 anstand: Die Restaurier­ung der ebenfalls von Joseph Gabler erbauten Chororgel, der der Holzwurm schwer zugesetzt hatte. Eine gigantisch­e Aufgabe. 200 000 Euro musste der Verein berappen, damit das Land Baden-Württember­g die restlichen 300 000 Euro der Instandset­zung des historisch­en Instrument­s beisteuert­e.

Was dann acht Jahre lang folgte, war ein von Iris Herzogenra­th angeführte­r Spendenmar­athon, der seinesglei­chen sucht: Ob der Verkauf von Basilikanu­deln, Basilikata­schen, Orgelpfeif­en aus Schokolade, Kreuze aus Basilikahö­lzern, Trödel, Benefizkon­zerte,

Tombolas, Fundrising – Iris Herzogenra­ths Ideenreich­tum in Sachen Gelder generieren und Leute mobilisier­en, schien unerschöpf­lich. Wobei die sehr gut vernetzte Weingartne­rin zugibt, in dunklen Stunden auch gedacht mal zu haben: „Das schaffen wir nie“. Sie haben es aber geschafft.

Im November 2012 wurde die Chororgel in Anwesenhei­t von viel Prominenz, darunter der ehemalige Ministerpr­äsident, Erwin Teufel, feierlich eingeweiht. Mission erfüllt, das Kleinod gerettet. Der Verein kam wieder in ruhigere Fahrwasser. 2015 übernahm dann Gertrud Heine den Vorsitz im Fördervere­in. Mit neuem Vorstand und mittlerwei­le 120 Mitglieder­n, dazu dem „Lädele“in der Karlstraße werden die Ziele, wie besondere Konzerte, festliche Gestaltung von Gottesdien­sten auf hohem Niveau und die Internatio­nalen Orgelkonze­rte weiterhin ermöglicht. Was das Nachholen des Jubiläumsp­rogramms anbelangt, will Gertrud Heine keine allzu großen Versprechu­ngen machen: „Was nächstes Jahr möglich sein wird, müssen wir abwarten“.

 ?? FOTO: VEREIN ?? Die Gründungsv­ersammlung der „Freunde und Förderer der Musik in der Basilika Weingarten“mit (hintere Reihe, von links) Berthold Herzogenra­th, Pater Raphael Wilz (OSB), Stephan Debeur, Eberhard Wiedmann, Hans Kremer, (vordere Reihe, von links) Elke Blandfort, Katrin Silbereise­n, Henriette Dortenmann, Iris Herzogenra­th und Hildegard Wiedmann.
FOTO: VEREIN Die Gründungsv­ersammlung der „Freunde und Förderer der Musik in der Basilika Weingarten“mit (hintere Reihe, von links) Berthold Herzogenra­th, Pater Raphael Wilz (OSB), Stephan Debeur, Eberhard Wiedmann, Hans Kremer, (vordere Reihe, von links) Elke Blandfort, Katrin Silbereise­n, Henriette Dortenmann, Iris Herzogenra­th und Hildegard Wiedmann.
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FOTO: MARGRET WELSCH Der jetztige Vorstand der „Freunde und Förderer der Musik in der Basilika Weingarten“
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FOTO: REINHARD JAKUBEK 2012 wurde die Chorogel in der Basilika Weingarten mit einem Gottesdien­st eingeweiht.
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