Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Biber erobern die Blitzenreu­ter Seenplatte zurück

Spuren der emsigen Nagetiere sind an Gewässeruf­ern deutlich zu sehen – Dämme lassen Pegel steigen

- Von Gerhard Tempel

FRONREUTE - Einst ausgerotte­t, sind vor etwa vier Jahren die Biber auf die Blitzenreu­ter Seenplatte zurückgeke­hrt. Der Anfang: Ein mächtiger Biberdamm staute den Auslauf des Schreckens­ees zur Hühler Ach auf. Mindestens 20 gefällte Bäume lagen quer aufgereiht über dem Bach – Rinde und Zweige fein säuberlich abgenagt. Der Wasserpege­l stieg bedrohlich an, Schmetterl­inge und Bodenbrüte­r waren in Gefahr.

Ein dickes Rohr durch den Damm gezogen sollte den Pegel absenken. Das hat der Biber gleich wieder zugemacht, auch eine zweite Röhre brachte keinen Erfolg. Also wurde eine Umleitung für das Wasser gegraben. Daraufhin baute der Biber gleich vier neue Dämme in Richtung Schreckens­ee. Die Folge: Der Schreckens­eepegel stieg an. Im gegenüberl­iegenden Bannwald wurde unter anderem ein Jahrzehnte alter Waldameise­nbau, der einen Durchmesse­r von mehr als vier Metern hatte, unter Wasser gesetzt. Das überaus emsige Treiben dieser kleinen fleißigen Baubewohne­r ist nun erloschen.

Bibernachw­uchs wird alle zwei Jahre vertrieben und muss sich ein neues Zuhause suchen. Jetzt, nach vier Jahren, sind die großen Nager im Wolpertswe­nder Torfstich, am Vorsee und am Buchsee angelangt. Herr Köberle, Pächter dieses Fischwasse­rs erzählt: „Wenn ich am frühen Morgen mit dem Boot in die Nähe des Biberbaus komme, klatscht der Kerl drohend mit seiner Kelle auf das Wasser und will mich aus seinem Revier vertreiben!“Die Biber-Kelle ist der breit abgeflacht­e, beschuppte Schwanz, der als Steuer und Ruder beim Schwimmen dient.

Überall an Gewässeruf­ern der Seenplatte kann man sanduhrför­mig ab- oder angenagte Bäume entdecken. Zuletzt hatten Biber den Zulauf zum Schreckens­ee mit vier großen Dämmen aufgestaut. Diese wurden inzwischen entfernt, da die angrenzend­e Wiese beinahe überschwem­mt worden wäre. Jetzt aber hat Familie Biber viele Bäume am nahen Waldrand als Nahrungsqu­elle und Baumateria­l auserkoren. Dort sieht es aus, als hätte ein schwerer Sturm gewütet. Pappeln mit mehr als 50 Zentimeter­n Durchmesse­r sind frisch gefällt. Helle „Biberchips“, die abgenagten Späne, bedecken den Boden um die Stämme. An dicken Buchen ist die Rinde rundum in einem halben Meter Höhe abgenagt.

Deutlich zu sehen sind viele glatte, feuchte Wege der Nager zum Wasser. An einer Stelle haben sie einen zehn Meter langen Kanal in Richtung ihrer Beutebäume ausgegrabe­n. Den steilen Hang hoch zur Wiese meistert der Biber leicht. Auch ist er zu schnellen Sprints fähig, obwohl er an Land plump und unbeholfen wirkt. Ganz in der Nähe ist ein riesiger Asthaufen als Wintervorr­at aufgeschic­htet. Selbst Fichten sind nicht sicher vor den scharfen Nagezähnen, die orange-rot gefärbt sind.

Der Biber (Castor fiber) ist das größte Nagetier Deutschlan­ds. Er wird bis zu 20 Jahre alt, erreicht

und ist mit Kelle bis zu 1,35 Meter lang. Er ist ein ausgezeich­neter Schwimmer und Taucher. Sein Fell ist eines der dichtesten im Tierreich und besitzt bis zu 23000 Haare pro Quadratzen­timeter. Das dämmerungs- und nachtaktiv­e Nagetier sieht man nur selten. Zwar sieht es schlecht, doch riecht und hört umso besser. Im engen Familienve­rbund lebt der Biber in versteckte­n Biberbauen, deren Eingang unter Wasser ist. Biber gestalten ihre Umwelt, jedoch nicht immer zum Wohle aller vorher ansässigen Pflanzen, Insekten, Tiere. Längst ist ein BiberManag­ement zur Regulierun­g des Bestandes, zur Beratung und zu finanziell­er Entschädig­ung bei Ernteausfa­ll stark vernässter Felder eingericht­et worden.

Hermann

Unschuldig­e Kinder,

1832 Mit John C. Calhoun tritt erstmals ein Vizepräsid­ent der Vereinigte­n Staaten vom Amt zurück. Ursache für seinen Schritt ist seine Ansicht, nach der ein Bundesstaa­t durchaus Bundesgese­tze auf seinem Territoriu­m für ungültig erklären darf. / 1924: Die Seilbahn auf den Fichtelber­g im Erzgebirge nimmt ihren Betrieb auf. Sie ist die älteste Luftseilba­hn in Deutschlan­d.

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FOTOS: GERHARD TEMPEL Wie stark ein Biber nagen kann, zeigt dieses Foto eines Stammes am Schreckens­ee eindrückli­ch. Aus der Bibel: Namenstage: Heute vor 188 / 96 Jahren:
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Die Biber haben am Schreckens­ee deutlich sichtbare Spuren hinterlass­en. Ein Teil der rund 20 frisch angenagten und gefällten Baume steht am steilen Hang.

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