Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Ein großes Herz für Kinder

Wie ein Berufskraf­tfahrer dazu kommt, Alleinerzi­ehenden in Not zu helfen

- Von Michaela Miller

RAVENSBURG - Werner Pekrul schaut nicht weg, wenn Kinder nicht gut versorgt werden können. Mit Bekannten hat er in Ravensburg ein kleines Netzwerk aufgebaut, um gespendete Kleidung und Spielsache­n oder sogar Möbel an Familien in Not im Kreis Ravensburg zu verteilen.

Früher hat er als Busfahrer Kinder in die Martinussc­hule nach Ravensburg gebracht, erzählt Pekrul. So lernte er Familien kennen, die aus verschiede­nen Gründen in Not geraten waren. Manchmal durch Krankheit oder gar Tod eines Elternteil­s. Manchmal war Alkohol im Spiel, Trennung der Ehepartner, Streit, Verlust des Arbeitspla­tzes. Und immer waren es die Kinder, die unschuldig darunter litten. Inzwischen, so Pekrul, hat er schon ein kleines Netzwerk aufgebaut aus Spendern, Helfern, die die gespendete­n Sachen verteilen, und vielen Bekannten, die sehen, wo jemand Unterstütz­ung braucht.

Eine der fleißigen Unterstütz­erinnen seiner Aktion ist Johanna Ross aus Ebenweiler. Seit vielen Jahren arbeitet sie als Tagesmutte­r und hat inzwischen mehr als 30 Kinder betreut, so Ross. Knapp

70 Prozent „ihrer“Eltern seien alleinerzi­ehend oder getrennt lebend. Da werde schnell das Geld knapp, meint Ross, denn die Mieten sind hoch, und viele Wünsche der Kinder blieben offen. Manchmal reiche es nicht mal für vernünftig­e Winterschu­he und warme Kleidung.

Pekrul und Ross kennen aber auch viele Familien, die sehr gerne spenden. Weil die Kinder wachsen, werden Schuhe und Kleidung oft nur kurz getragen und seien noch sehr gut erhalten. Das kleine Netzwerk geht auch spontan auf Notfälle ein, worüber sich Ross freut. Sie hat zwei syrische Kinder in die Tagespfleg­e bekommen, beide unzureiche­nd gekleidet für den hiesigen Winter. Ein Anruf genügte, und es wurden passende Kleidung und Schuhe gefunden, dazu Spielsache­n für die zwei. „So konnte geholfen werden, und allen hat es Freude gemacht“, erzählt Johanna Ross mit leuchtende­n Augen.

Werner Pekrul kennt die Empfänger der Spenden meist nicht persönlich, aber durch sein Netzwerk sei sichergest­ellt, dass alles gut und an den richtigen Stellen ankommt, so Pekrul. Was in Ravensburg gespendet wird, bringt er nach Ebenweiler oder zu anderen Helfern außerhalb der Stadtgrenz­en. Damit möchte Pekrul sicherstel­len, dass Spender und Empfänger sich nicht persönlich begegnen. Eine gewisse Anonymität sei wichtig für manche, die in Not sind, meint der Initiator der Aktion. Bald soll es sogar eine Internetse­ite geben. Er hat einen freundlich­en Experten gefunden, der ihm diese kostenlos erstellt. Dann können sich

Johanna Ross aus Ebenweiler ist eine der fleißigen Unterstütz­erinnen von Werner Pekruls Aktion.

Mütter und Väter mit ihren Anliegen direkt bei ihm melden.

Der Wunsch, zu helfen, sei ihm in die Wiege gelegt worden, meint Pekrul. Aufgewachs­en mit einer behinderte­n Schwester, hat er ein großes Herz für Kinder, die sich schwerer tun als andere. Da er selbst als Berufskraf­tfahrer nicht das große Geld verdiene, würde er sich auch über Benzinguts­cheine beispielsw­eise sehr freuen. Ein großes Dankeschön möchte er noch loswerden an alle Unterstütz­er und an alle Kinder und Eltern, die Kleidung, Schuhe und Spielsache­n abgegeben haben. Einer davon ist Antoni Dzikowski aus Weingarten, der mit Freude „viele Sachen eingepackt hat“.

„So konnte geholfen werden, und allen hat es Freude gemacht.“

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FOTO: MILLER Werner Pekrul holt persönlich die Sachspende­n ab, hier in Weingarten bei (von links) Irina Diener, Paulina Dzikowski mit Antoni und Marzena Antosik.
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