Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Ein großes Herz für Kinder
Wie ein Berufskraftfahrer dazu kommt, Alleinerziehenden in Not zu helfen
RAVENSBURG - Werner Pekrul schaut nicht weg, wenn Kinder nicht gut versorgt werden können. Mit Bekannten hat er in Ravensburg ein kleines Netzwerk aufgebaut, um gespendete Kleidung und Spielsachen oder sogar Möbel an Familien in Not im Kreis Ravensburg zu verteilen.
Früher hat er als Busfahrer Kinder in die Martinusschule nach Ravensburg gebracht, erzählt Pekrul. So lernte er Familien kennen, die aus verschiedenen Gründen in Not geraten waren. Manchmal durch Krankheit oder gar Tod eines Elternteils. Manchmal war Alkohol im Spiel, Trennung der Ehepartner, Streit, Verlust des Arbeitsplatzes. Und immer waren es die Kinder, die unschuldig darunter litten. Inzwischen, so Pekrul, hat er schon ein kleines Netzwerk aufgebaut aus Spendern, Helfern, die die gespendeten Sachen verteilen, und vielen Bekannten, die sehen, wo jemand Unterstützung braucht.
Eine der fleißigen Unterstützerinnen seiner Aktion ist Johanna Ross aus Ebenweiler. Seit vielen Jahren arbeitet sie als Tagesmutter und hat inzwischen mehr als 30 Kinder betreut, so Ross. Knapp
70 Prozent „ihrer“Eltern seien alleinerziehend oder getrennt lebend. Da werde schnell das Geld knapp, meint Ross, denn die Mieten sind hoch, und viele Wünsche der Kinder blieben offen. Manchmal reiche es nicht mal für vernünftige Winterschuhe und warme Kleidung.
Pekrul und Ross kennen aber auch viele Familien, die sehr gerne spenden. Weil die Kinder wachsen, werden Schuhe und Kleidung oft nur kurz getragen und seien noch sehr gut erhalten. Das kleine Netzwerk geht auch spontan auf Notfälle ein, worüber sich Ross freut. Sie hat zwei syrische Kinder in die Tagespflege bekommen, beide unzureichend gekleidet für den hiesigen Winter. Ein Anruf genügte, und es wurden passende Kleidung und Schuhe gefunden, dazu Spielsachen für die zwei. „So konnte geholfen werden, und allen hat es Freude gemacht“, erzählt Johanna Ross mit leuchtenden Augen.
Werner Pekrul kennt die Empfänger der Spenden meist nicht persönlich, aber durch sein Netzwerk sei sichergestellt, dass alles gut und an den richtigen Stellen ankommt, so Pekrul. Was in Ravensburg gespendet wird, bringt er nach Ebenweiler oder zu anderen Helfern außerhalb der Stadtgrenzen. Damit möchte Pekrul sicherstellen, dass Spender und Empfänger sich nicht persönlich begegnen. Eine gewisse Anonymität sei wichtig für manche, die in Not sind, meint der Initiator der Aktion. Bald soll es sogar eine Internetseite geben. Er hat einen freundlichen Experten gefunden, der ihm diese kostenlos erstellt. Dann können sich
Johanna Ross aus Ebenweiler ist eine der fleißigen Unterstützerinnen von Werner Pekruls Aktion.
Mütter und Väter mit ihren Anliegen direkt bei ihm melden.
Der Wunsch, zu helfen, sei ihm in die Wiege gelegt worden, meint Pekrul. Aufgewachsen mit einer behinderten Schwester, hat er ein großes Herz für Kinder, die sich schwerer tun als andere. Da er selbst als Berufskraftfahrer nicht das große Geld verdiene, würde er sich auch über Benzingutscheine beispielsweise sehr freuen. Ein großes Dankeschön möchte er noch loswerden an alle Unterstützer und an alle Kinder und Eltern, die Kleidung, Schuhe und Spielsachen abgegeben haben. Einer davon ist Antoni Dzikowski aus Weingarten, der mit Freude „viele Sachen eingepackt hat“.
„So konnte geholfen werden, und allen hat es Freude gemacht.“