Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Ein ganz wichtiges Puzzleteil
Der Deutsch-Kanadier Olafr Schmidt liefert im Tor der Ravensburg Towerstars starke Leistungen in Serie ab
RAVENSBURG - Unverhofft ist Olafr Schmidt kurz vor Saisonbeginn zur klaren Nummer eins der Ravensburg Towerstars aufgestiegen. Seine seither gezeigten Leistungen machen ihn zu einem der besten Goalies der DEL2. Im Team der Oberschwaben ist Schmidt in seiner zweiten Saison ein ganz wichtiges Puzzleteil des bisherigen Erfolgs.
Olafr Schmidt war nach dem Abbruch der vergangenen Saison an einem Punkt angelangt, an dem er eine schwierige Entscheidung treffen musste. Denn er wusste, dass die Ravensburg Towerstars mit Jonas Langmann ihren Meistergoalie nach seinem enttäuschenden Jahr bei Erstligist Nürnberg zurückholen würden, der mit großer Wahrscheinlichkeit als Nummer eins gesetzt wäre. Und so stand Schmidt vor der Wahl: Entweder würde er sich einen anderen Verein suchen oder als Backup hinter Langmann auf die Bank sitzen und auf seine Chance warten. Die zweite Möglichkeit war auf den ersten Blick die unattraktivere, weil Schmidt in seiner Karriere an einem Punkt war, an dem er eigentlich keinen Schritt zurück machen wollte.
Am Ende entschied das gute Gefühl, das sich in Olafr Schmidt in seinem ersten Jahr in Oberschwaben aufgebaut hatte – und er blieb. „Ich genieße die Zeit hier, es ist eine schöne Gegend zum Leben“, sagt der 25-Jährige, der zudem den großen Zusammenhalt in der Mannschaft hervorhebt. Seine Verbundenheit mit Ravensburg ist inzwischen auch für jeden klar sichtbar, der ihn spielen sieht. Denn Schmidt trägt einen schwarz-weißen Helm mit Puzzlemuster. Dass die Stadt, in der er spielt, dafür berühmt ist, sei ihm bei einem seiner ersten Streifzüge durchs Zentrum aufgefallen, sagt der Deutsch-Kanadier.
Zur Saison 2019/2020 kam Olafr Schmidt von den Lausitzer Füchsen zum amtierenden Meister nach Ravensburg – und das mit den besten Empfehlungen. Denn obwohl er verletzungsbedingt nur etwas mehr als 30 Spiele gemacht hatte, wurde er zum DEL2-Torhüter der Saison gewählt. Und das gleich in seiner ersten Zweitligasaison in Deutschland. Zuvor hatte er beim eine Liga tiefer spielenden
ECC Preußen Berlin zum zweiten Mal Erfahrungen mit europäischem Eishockey gesammelt, nachdem er es früher schon einmal bei den Starbulls Rosenheim in der U18 versucht hatte – im Land seiner Vorfahren. Schmidts Großeltern väterlicherseits stammen nämlich aus Deutschland, deshalb fällt er auch nicht unter das Importspieler-Kontingent. Mit einem Vorfahren ist auch sein außergewöhnlicher Vorname zu erklären, an dem schon so viele Eishockey-Kommentatoren gescheitert sind. Denn die in Kanada beheimatete Familie Schmidt hat auch Wurzeln in Schweden. Und weil Vater Schmidt seinen 1995 geborenen Sohn zwar nach Vorfahr Olaf benennen, ihm aber auch eine nordamerikanische Note verpassen wollte, fügte er noch einen Buchstaben hinzu. „Sie haben sich für Olafr entschieden, damit es nach Oliver klingt. Das verwirrt aber jeden, der es liest“, gibt Olafr Schmidt zu.
Außer seinem Vornamen haben auch seine Leistungen das Zeug dazu, die Gegner zu verwirren. Denn Schmidts Fangquote von mehr als 90 Prozent ist sehr gut und macht ihn zu einem der besten Goalies der DEL2. Deshalb kommt es zu Recht regelmäßig vor, dass „Schmidti“von Towerstars-Coach Rich Chernomaz ein Extralob bekommt. Dabei will der Deutsch-Kanadier das eigentlich gar nicht. Er sieht sich vielmehr als Teil einer funktionierenden Mannschaft und verweist auf seine Vorderleute: „Es ist großartig, zu spielen und Erfolg zu haben – ganz sicher hat aber die Spielweise des Teams vor mir einen großen Anteil daran.“
Umgekehrt schätzen die Spieler vor Olafr Schmidt die Zuverlässigkeit, die ihr Goalie ausstrahlt. Es scheint, als könne ihn nichts aus der Ruhe bringen. Ganz besonders zeigte sich das, als Jonas Langmann sich in der Vorbereitung schwer verletzte. Weil DEL-Torhüter Niklas Treutle für ein paar Wochen frei war und auf Leihbasis nach Oberschwaben kam, musste sich Schmidt gedulden, bis er zwischen die Pfosten durfte. Als Treutle wieder nach Nürnberg abreiste, schlug Schmidts Stunde. Gleich in seinem ersten Spiel gegen die Dresdner Eislöwen blieb er ohne Gegentor. Auch danach glänzte Schmidt regelmäßig mit nahezu fehlerfreiem Spiel. Jüngstes Beispiel: Die Auswärtsniederlage zum Jahresausklang bei den Eispiraten Crimmitschau am Montag, bei der Olafr Schmidt hielt, was zu halten war.