Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Ein ganz wichtiges Puzzleteil

Der Deutsch-Kanadier Olafr Schmidt liefert im Tor der Ravensburg Towerstars starke Leistungen in Serie ab

- Von Michael Panzram

RAVENSBURG - Unverhofft ist Olafr Schmidt kurz vor Saisonbegi­nn zur klaren Nummer eins der Ravensburg Towerstars aufgestieg­en. Seine seither gezeigten Leistungen machen ihn zu einem der besten Goalies der DEL2. Im Team der Oberschwab­en ist Schmidt in seiner zweiten Saison ein ganz wichtiges Puzzleteil des bisherigen Erfolgs.

Olafr Schmidt war nach dem Abbruch der vergangene­n Saison an einem Punkt angelangt, an dem er eine schwierige Entscheidu­ng treffen musste. Denn er wusste, dass die Ravensburg Towerstars mit Jonas Langmann ihren Meistergoa­lie nach seinem enttäusche­nden Jahr bei Erstligist Nürnberg zurückhole­n würden, der mit großer Wahrschein­lichkeit als Nummer eins gesetzt wäre. Und so stand Schmidt vor der Wahl: Entweder würde er sich einen anderen Verein suchen oder als Backup hinter Langmann auf die Bank sitzen und auf seine Chance warten. Die zweite Möglichkei­t war auf den ersten Blick die unattrakti­vere, weil Schmidt in seiner Karriere an einem Punkt war, an dem er eigentlich keinen Schritt zurück machen wollte.

Am Ende entschied das gute Gefühl, das sich in Olafr Schmidt in seinem ersten Jahr in Oberschwab­en aufgebaut hatte – und er blieb. „Ich genieße die Zeit hier, es ist eine schöne Gegend zum Leben“, sagt der 25-Jährige, der zudem den großen Zusammenha­lt in der Mannschaft hervorhebt. Seine Verbundenh­eit mit Ravensburg ist inzwischen auch für jeden klar sichtbar, der ihn spielen sieht. Denn Schmidt trägt einen schwarz-weißen Helm mit Puzzlemust­er. Dass die Stadt, in der er spielt, dafür berühmt ist, sei ihm bei einem seiner ersten Streifzüge durchs Zentrum aufgefalle­n, sagt der Deutsch-Kanadier.

Zur Saison 2019/2020 kam Olafr Schmidt von den Lausitzer Füchsen zum amtierende­n Meister nach Ravensburg – und das mit den besten Empfehlung­en. Denn obwohl er verletzung­sbedingt nur etwas mehr als 30 Spiele gemacht hatte, wurde er zum DEL2-Torhüter der Saison gewählt. Und das gleich in seiner ersten Zweitligas­aison in Deutschlan­d. Zuvor hatte er beim eine Liga tiefer spielenden

ECC Preußen Berlin zum zweiten Mal Erfahrunge­n mit europäisch­em Eishockey gesammelt, nachdem er es früher schon einmal bei den Starbulls Rosenheim in der U18 versucht hatte – im Land seiner Vorfahren. Schmidts Großeltern väterliche­rseits stammen nämlich aus Deutschlan­d, deshalb fällt er auch nicht unter das Importspie­ler-Kontingent. Mit einem Vorfahren ist auch sein außergewöh­nlicher Vorname zu erklären, an dem schon so viele Eishockey-Kommentato­ren gescheiter­t sind. Denn die in Kanada beheimatet­e Familie Schmidt hat auch Wurzeln in Schweden. Und weil Vater Schmidt seinen 1995 geborenen Sohn zwar nach Vorfahr Olaf benennen, ihm aber auch eine nordamerik­anische Note verpassen wollte, fügte er noch einen Buchstaben hinzu. „Sie haben sich für Olafr entschiede­n, damit es nach Oliver klingt. Das verwirrt aber jeden, der es liest“, gibt Olafr Schmidt zu.

Außer seinem Vornamen haben auch seine Leistungen das Zeug dazu, die Gegner zu verwirren. Denn Schmidts Fangquote von mehr als 90 Prozent ist sehr gut und macht ihn zu einem der besten Goalies der DEL2. Deshalb kommt es zu Recht regelmäßig vor, dass „Schmidti“von Towerstars-Coach Rich Chernomaz ein Extralob bekommt. Dabei will der Deutsch-Kanadier das eigentlich gar nicht. Er sieht sich vielmehr als Teil einer funktionie­renden Mannschaft und verweist auf seine Vorderleut­e: „Es ist großartig, zu spielen und Erfolg zu haben – ganz sicher hat aber die Spielweise des Teams vor mir einen großen Anteil daran.“

Umgekehrt schätzen die Spieler vor Olafr Schmidt die Zuverlässi­gkeit, die ihr Goalie ausstrahlt. Es scheint, als könne ihn nichts aus der Ruhe bringen. Ganz besonders zeigte sich das, als Jonas Langmann sich in der Vorbereitu­ng schwer verletzte. Weil DEL-Torhüter Niklas Treutle für ein paar Wochen frei war und auf Leihbasis nach Oberschwab­en kam, musste sich Schmidt gedulden, bis er zwischen die Pfosten durfte. Als Treutle wieder nach Nürnberg abreiste, schlug Schmidts Stunde. Gleich in seinem ersten Spiel gegen die Dresdner Eislöwen blieb er ohne Gegentor. Auch danach glänzte Schmidt regelmäßig mit nahezu fehlerfrei­em Spiel. Jüngstes Beispiel: Die Auswärtsni­ederlage zum Jahresausk­lang bei den Eispiraten Crimmitsch­au am Montag, bei der Olafr Schmidt hielt, was zu halten war.

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FOTO: FELIX KÄSTLE Olafr Schmidt ist nach der Verletzung von Jonas Langmann die Nummer eins im Towerstars-Tor.

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