Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Nur noch 150 Kilometer

Hoffnung auf baldige Fertigstel­lung der Gaspipelin­e Nord Stream 2 – Neubeginn der Arbeiten Mitte Januar

- Von Christian Thiele und Joachim Mangler

SCHWERIN/MOSKAU (dpa) - Vor dem wahrschein­lich Mitte Januar beginnende­n Weiterbau der OstseeGasp­ipeline Nord Stream 2 in dänischen Gewässern hoffen russische und deutsche Politiker auf eine baldige Fertigstel­lung des umstritten­en Milliarden­projekts. Den Beteiligte­n sei es zuletzt gelungen, ihre Arbeit fortzusetz­en und „so der Fertigstel­lung einen Schritt näher zu kommen“, sagte Kremlsprec­her Dmitri Peskow.

Kurz nach Weihnachte­n hatte das Unternehme­n Nord Stream 2 berichtet, dass die Arbeiten für den 2,6 Kilometer langen Leitungsab­schnitt in der deutschen ausschließ­lichen Wirtschaft­szone beendet worden seien. Der Chef des russischen Energiekon­zerns Gazprom, Alexej Miller, sagte, dass 94 Prozent der Pipeline inzwischen fertig gebaut seien – derzeit mehr als 2300 Kilometer. Offizielle­n Angaben zufolge fehlen nur noch 150 Kilometer.

Russland bereitet sich auf den Weiterbau der Leitung vor der Küste Dänemarks vor. Unter Berufung auf dänische Behörden hatten Medien berichtet, dass ab 15. Januar die Arbeiten beginnen sollten. Dazu soll das russische Verlegesch­iff Fortuna eingesetzt werden. Weitere Schiffe sollen die Arbeiten in der Ostsee russischen Angaben zufolge unterstütz­en. Das Betreiberu­nternehmen

Nord Stream 2 lehnte dazu jeden Kommentar ab.

Auch Mecklenbur­g-Vorpommern­s Ministerpr­äsidentin Manuela Schwesig (SPD) zeigte sich erfreut über den Zwischenst­and. „Deutschlan­d steigt richtigerw­eise aus der Atomenergi­e und der Kohlekraft aus. Dann brauchen wir neben dem Ausbau der erneuerbar­en Energien auch Gas als Übergangst­echnologie.“Nord Stream 2 sei wichtig für das Gelingen der Energiewen­de und damit auch im Interesse des Klimaschut­zes.

Die neuen angedrohte­n US-Sanktionen könnten den Weiterbau allenfalls verzögern, nicht aber stoppen, betonte Kremlsprec­her Pekow. Solche Strafmaßna­hmen bezeichnet­e der Vertraute von Russlands Präsident Wladimir Putin als einen „unverfrore­nen Cowboy-Angriff“.

Sollten die USA mit neuen Sanktionen den Bau verhindern wollen, „dann wird es nötig sein, irgendwie darauf zu reagieren“, sagte Vize-Regierungs­chef Alexander Nowak. Welche Schritte das sein könnten, ließ er offen. Für die Rohstoffgr­oßmacht ist Nord Stream 2 ein wirtschaft­liches Projekt, von dem die Verbrauche­r in Deutschlan­d profitiert­en, weil es Energiesic­herheit gewährleis­te.

Die USA versuchen seit Langem, die Fertigstel­lung der Pipeline mit Sanktionen zu stoppen und drohen auch deutschen Unternehme­n. Davon betroffen ist auch der Hafen Sassnitz-Mukran, wo die Pipelinero­hre gefertigt und gelagert werden. Die Amerikaner begründen ihre Ablehnung des Projekts mit zu großer Abhängigke­it ihrer europäisch­en Partner von russischem Gas. Pipeline-Befürworte­r werfen den USA dagegen vor, nur ihr Flüssiggas in Europa besser verkaufen zu wollen.

Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) betonte, im Streit mit den USA um Nord Stream 2 auch nach dem anstehende­n Machtwechs­el im Weißen Haus nicht einlenken zu wollen. „Wir brauchen nicht über europäisch­e Souveränit­ät zu reden, wenn dann darunter verstanden wird, dass wir in Zukunft alles nur noch machen, wie Washington es will“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. „Die Bundesregi­erung wird ihre Haltung zu Nord Stream 2 nicht verändern.“

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FOTO: BERND WÜSTNECK Das Verlegesch­iff Audacia des Offshore-Dienstleis­ters Allseas bei der Arbeit Ende 2018 in der Ostsee vor der Insel Rügen.

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