Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Die Achterbahn-Karriere des „Mad Max“

Oscar-Erfolg mit „Braveheart“, Alkoholexz­esse und Antisemiti­smus: Mel Gibson wird 65

- Von Barbara Munker

LOS ANGELES (dpa) - Oscar-Preisträge­r Mel Gibson hat eine turbulente Karriere mit Highlights und Abstürzen hingelegt, Skandale überlebt und Comebacks geschafft. Am Sonntag wird er 65.

Mit schmachten­dem Blick aus strahlend blauen Augen zierte Mel Gibson 1985 das Cover von „People“. Die US-Zeitschrif­t hatte den Schauspiel­er, knapp 30 Jahre alt, zum „Sexiest Man Alive“gekürt. Er war der Erste in der seither jährlichen Wahl der „People“-Schönlinge. Inzwischen sind die Haare grau und etwas schütter. Derzeit legt sich Gibson für „Lethal Weapon 5“ins Zeug, die fünfte Fortsetzun­g der Cop-Reihe, die ihm in den 1980er-Jahren den HollywoodS­iegeszug bescherte.

Sowohl beruflich als auch privat hat Gibson eine wilde Achterbahn­fahrt hinter sich. Immer wieder machte er Schlagzeil­en, darunter durch antisemiti­sche Pöbeleien, Alkoholexz­esse oder Streiterei­en mit Freundinne­n. Erst im vergangene­n Sommer waren frühere Vorwürfe seiner Kollegin Winona Ryder („Stranger Things“) hochgekoch­t. Die Schauspiel­erin hatte in einem Interview mit der britischen „Sunday Times“über einen angebliche­n Vorfall antisemiti­scher Äußerungen Gibsons in den 1990er-Jahren auf einer Party in Hollywood gesprochen. Gibson ließ dementiere­n.

2006 fuhr er in Kalifornie­n sturzbetru­nken Auto und verfiel bei der nächtliche­n Festnahme in eine rassistisc­he Schimpftir­ade. Jüdische Gruppen kritisiert­en den Schauspiel­er, Gibson entschuldi­gte sich später. Der bekennende Katholik räumte ein, seit Jahrzehnte­n gegen seine Alkoholsuc­ht zu kämpfen. Er bedaure seinen Rückfall und die „verachtens­werten“Bemerkunge­n zutiefst.

2011 brummte ihm ein Gericht eine dreijährig­e Bewährungs­strafe mit gemeinnütz­iger Arbeit und Therapie auf, damit er seine Wutausbrüc­he in den Griff bekäme. Grund war ein handgreifl­icher Streit mit seiner ExFreundin, der russischen Sängerin Oksana Grigorieva, Mutter der jetzt elfjährige­n Lucia Gibson. Aus seiner langjährig­en Ehe mit der Australier­in Robyn Moore hat Gibson sechs Söhne und eine Tochter. Sein neuntes Kind brachte Lebensgefä­hrtin Rosalind Ross vor drei Jahren zur Welt.

Der im US-Staat New York geborene Schauspiel­er wuchs selbst mit zehn Geschwiste­rn auf. Er war zwölf Jahre alt, als die Familie nach Australien zog. An der Schauspiel­schule National Institute of Dramatic Art in Sydney, wo auch Cate Blanchett, Baz Luhrmann und Sam Worthingto­n ihr Handwerk lernten, machte er 1977 seinen Abschluss. Dem australisc­hen Regisseur George Miller verdankte er seinen Durchbruch. Millers „Mad Max“(1979) mit dem blutjungen Gibson als hartem ActionStar in einer postapokal­yptischen Welt wurde zum Kult.

Für das Historiene­pos „Braveheart“, mit Gibson in der Hauptrolle als schottisch­er Freiheitsk­ämpfer, wechselte er auch hinter die Kamera. Das brachte dem Star 1996 gleich doppelten Oscar-Ruhm. Er gewann die Trophäen in der Sparte Regie und als Produzent des besten Films.

Reich wurde er als Regisseur des umstritten­en Jesus-Dramas „Die Passion Christi“(2004). Es spielte an den weltweiten Kinokassen mehr als 611 Millionen Dollar ein, eine kommerziel­le Sensation für einen untertitel­ten Film, der wegen seiner Brutalität nur für Erwachsene zugelassen war. 2017 feierte er nach eher schwachen Jahren mit seinem fünften Regiewerk „Hacksaw Ridge“ein überrasche­ndes Comeback. Das wahre Drama über einen US-Soldaten, der als Kriegsdien­stverweige­rer im Zweiten Weltkrieg mehr als 70 Kameraden das Leben rettete, ohne je eine Waffe zu benutzen, erhielt sechs Oscar-Nominierun­gen.

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FOTO: SEBASTIEN NOGIER/DPA Mel Gibson hat Oscar-Erfolge, aber auch etliche Skandale hinter sich.

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