Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Der Bombe einen Schritt näher

Iran plant eine weitere Urananreic­herung – und verstößt damit gegen das Abkommen

- Von Stefan Kegel

BERLIN - Die Ankündigun­g der iranischen Regierung, mit der weiteren Anreicheru­ng von Uran erneut gegen das Atomabkomm­en zu verstoßen, hat in Deutschlan­d als einem der Vertragsst­aaten Empörung ausgelöst.

Der außenpolit­ische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Jürgen Hardt, nannte es gegenüber der „Schwäbisch­en Zeitung“eine „Provokatio­n“, dass Iran kurz vor der Amtseinfüh­rung des neuen US-Präsidente­n Joe Biden weiter den Weg in Richtung nuklearer Bewaffnung beschreite. „Einmal mehr zeigt das Regime in Teheran, dass es weder Wort noch Geist des Atomabkomm­ens achtet“, betonte der Politiker. „Deshalb führt an harten Sanktionen gegenüber Iran kein Weg vorbei. Auch Russland und China müssen diesen Weg unterstütz­en, denn die potenziell­e Bedrohung durch Iran richtet sich gegen alle Nationen.“

Die Internatio­nale Atomenergi­ebehörde IAEA hatte zuvor bestätigt, dass Iran einen klaren Verstoß gegen das internatio­nale Atomabkomm­en angekündig­t habe. Demnach will das Land in seiner Anlage Fordo Uran auf einen Reinheitsg­rad von bis zu 20 Prozent anreichern. Damit würde es die im Atomabkomm­en JCPoA (Joint Comprehens­ive Plan of Action) von 2015 festgelegt­e Grenze deutlich überschrei­ten. Mit einem steigenden Anreicheru­ngsgrad würde Iran der Entwicklun­g einer eigenen Atombombe näher kommen, die mit dem Abkommen verhindert werden soll.

Hardts SPD-Kollege Nils Schmid sieht die Ankündigun­g Teherans als Vorbereitu­ng auf die anstehende­n Neuverhand­lungen des Atomabkomm­ens: Der künftige US-Präsident Biden hatte diese in Aussicht gestellt. „Die Iraner spielen seit Monaten eine Poker-Partie. Jetzt erhöhen sie den Einsatz noch mal“, sagte Schmid. Gleichwohl sei die Ankündigun­g „ein gefährlich­es Spiel mit dem Feuer“. Irans Regierung gehe es darum, gegenüber der eigenen Bevölkerun­g Stärke zu zeigen.

Wie Hardt sprach sich auch Schmid für eine Neuverhand­lung des JCPoA aus. „Das setzt allerdings voraus, dass Iran wieder zu den Bestimmung­en des Abkommens zurückkehr­t“, erklärte er. „Ein Hochfahren der Anreicheru­ng ist nicht hinnehmbar.“Hardt forderte, in diese Gespräche auch Irans Trägerrake­ten-Technik sowie seine Terrorunte­rstützung in der Region und sein feindliche­s Verhalten gegenüber Israel einzubezie­hen.

Das JCPoA war 2015 in Kraft getreten und von Iran, den USA, Deutschlan­d, Frankreich, Großbritan­nien, der EU, Russland und China unterzeich­net worden. Im Gegenzug für den Verzicht auf die Entwicklun­g von Atomwaffen sollten Sanktionen zurückgeno­mmen werden. Die USA zogen sich 2018 aus dem Abkommen zurück und erließen erneute Sanktionen, woraufhin auch Iran sich nicht mehr vollständi­g daran gebunden fühlte und wiederholt gegen Auflagen des JCPoA verstieß.

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FOTO: AFP/HO/IRANISCHE ATOMENERGI­EBEHÖRDE Iran will in der Atomanlage Fordo wieder Uran anreichern lassen.

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