Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Deutsche Waffen für Konfliktre­gionen

Rüstungsex­porte in Milliarden­höhe auch für Jemen-Konfliktpa­rteien genehmigt

- Von Michael Fischer

BERLIN (dpa) - Die Bundesregi­erung hat im vergangene­n Jahr Rüstungsex­porte für mehr als eine Milliarde Euro an Länder genehmigt, die in die Konflikte im Jemen oder in Libyen verwickelt sind. Alleine für Ägypten wurden bis zum 17. Dezember Ausfuhren von Waffen und militärisc­her Ausrüstung im Wert von 752 Millionen Euro erlaubt. Das geht aus einer Antwort des Bundeswirt­schaftsmin­isteriums auf eine Anfrage des Bundestags­abgeordnet­en Omid Nouripour hervor.

Auch nach Katar (305,1 Millionen Euro), in die Vereinigte­n Arabischen Emirate (VAE, 51,3 Millionen), nach Kuwait (23,4 Millionen) und in die Türkei (22,9 Millionen) dürfen in größerem Umfang Rüstungsgü­ter geliefert werden. Außerdem wurden Genehmigun­gen für Jordanien (1,7 Millionen) und Bahrain (1,5 Millionen) erteilt. Unter dem Strich summiert sich das alles auf 1,16 Milliarden Euro.

Alle genannten Länder spielen in mindestens einem der beiden seit Jahren andauernde­n Konflikte eine Rolle. Im Jemen bekämpft eine von SaudiArabi­en geführte Allianz an der Seite der dortigen Regierung die von Iran unterstütz­ten Huthi-Rebellen. Dem Bündnis gehören die VAE, Ägypten, Kuwait, Jordanien und Bahrain an. An den Kampfhandl­ungen ist aber in erster Linie Saudi-Arabien beteiligt.

Im Libyen-Konflikt mischen Katar und die Türkei auf der Seite der internatio­nal anerkannte­n Regierung von Ministerpr­äsident Fajis al-Sarradsch in Tripolis mit. Der mächtigste Widersache­r

Sarradschs, General Chalifa Haftar, wird dagegen von den VAE und Ägypten unterstütz­t. Derzeit gibt es in Libyen einen Waffenstil­lstand und die Hoffnung auf Frieden.

Der Konflikt hält seit dem Sturz des Langzeit-Herrschers Muammar al-Gaddafi 2011 an. Deutschlan­d nimmt eine Vermittler­rolle ein. Die Bundesregi­erung setzt sich vor allem für den Stopp von Waffenlief­erungen in das Land ein und hat dazu vor einem Jahr ein Gipfeltref­fen in Berlin organisier­t. Aber auch danach wurden nach UN-Angaben noch Waffen nach Libyen geliefert, unter anderem aus der Türkei und den VAE.

Zu den Rüstungsex­porten in die am Jemen-Krieg beteiligte­n Staaten hatten Union und SPD auf Drängen der Sozialdemo­kraten 2018 eine Klausel in den Koalitions­vertrag aufgenomme­n. Demnach sollten die Lieferunge­n

an alle „unmittelba­r“an dem Krieg beteiligte­n Staaten gestoppt werden. Was „unmittelba­r“genau bedeutet, blieb aber unklar. Vollständi­g umgesetzt wurde der Beschluss bis heute jedenfalls nur für Saudi-Arabien, den zeitweise mit Bodentrupp­en am Jemen-Krieg beteiligte­n Sudan und den Jemen selbst.

Der Grünen-Außenpolit­iker Nouripour kritisiert­e die anhaltende­n Exporte an die anderen Staaten der Jemen-Kriegsalli­anz scharf. „Damit ist die Vereinbaru­ng aus dem Koalitions­vertrag nicht das Papier wert, auf dem sie geschriebe­n steht“, sagte er. Er monierte außerdem, dass die Bundesregi­erung Rüstungsli­eferungen an Staaten erlaubt, die das Waffenemba­rgo gegen Libyen gebrochen haben. „Zwischen den Worten und den Taten dieser Bundesregi­erung klaffen Lücken groß wie Mondkrater.“

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FOTO: STEFAN SAUER/DPA Patrouille­nboote liegen auf dem Gelände der zur Lürssen-Werftengru­ppe gehörenden Peene-Werft. Die Bundesregi­erung genehmigte die Lieferung von neun Patrouille­nbooten und eines Küstenschu­tzbootes an Ägypten.

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