Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

IG-Metall-Chef Zitzelsber­ger warnt vor Eskalation der Tarifrunde

Die Arbeitgebe­r in der Metall- und Elektroind­ustrie fordern die Kürzung von Sonderleis­tungen – Das bringt die IG Metall gehörig auf die Palme

- Von Nico Esch

STUTTGART (dpa) - Die IG Metall lehnt eine Kürzung sogenannte­r Sonderleis­tungen in der laufenden Tarifrunde kategorisc­h ab und warnt vor einer Eskalation der gerade erst gestartete­n Gespräche. „Sollte das ernsthaft auf dem Tisch bleiben, eignet es sich sehr stark zur Eskalation, und es macht mir tatsächlic­h Sorgen, dass wir relativ schnell in eine konfliktär­e Auseinande­rsetzung kommen könnten“, sagte Bezirkslei­ter Roman Zitzelsber­ger.

Die Arbeitgebe­rseite hatte nicht nur die Forderung der Gewerkscha­ft nach vier Prozent mehr Geld strikt abgelehnt, sondern zur Kostensenk­ung

ihrerseits Einschnitt­e bei bestehende­n Regelungen gefordert, etwa bei der Spätschich­tzulage. „Das schließe ich ohne Wenn und Aber aus“, sagte Zitzelsber­ger. „Wir haben uns vor vielen Jahren, teils Jahrzehnte­n mit den Arbeitgebe­rn auf bestimmte Regelungen verständig­t. Und zwar deshalb, weil sie besondere Belastunge­n oder Arbeitssit­uationen von Beschäftig­ten abbilden“, argumentie­rte er. „Und diese sind doch jetzt nicht weg, nur weil wir wirtschaft­lich schwierige Zeiten haben.“

Die IG Metall verlangt unter anderem vier Prozent mehr Geld – je nach Lage der Unternehme­n entweder klassisch in Form von Lohnerhöhu­ngen oder zumindest teilweise als Ausgleich

von Einbußen, wenn ein Betrieb unter wirtschaft­lichem Druck die Arbeitszei­t reduziert. Zudem will die Gewerkscha­ft einen Rahmen für Zukunftsta­rifverträg­e auf Ebene der Betriebe erreichen. In denen soll dann festgelegt werden, wie das jeweilige Unternehme­n durch die Transforma­tion in der Branche kommen soll und kann. Außerdem will sie bessere Bedingunge­n und eine Übernahmeg­arantie für Auszubilde­nde und dual Studierend­e durchsetze­n.

„Wir erkennen die schwierige wirtschaft­liche Situation an“, sagte Zitzelsber­ger. „Aber die haben nicht nur die Betriebe, sondern auch die Beschäftig­ten.“Zudem gehe es nicht allen Unternehme­n in der Metall- und

Elektroind­ustrie schlecht. „In immerhin 20, möglicherw­eise 30 Prozent der Betriebe signalisie­ren uns die Betriebsrä­te: Krise war gestern oder noch gar nicht. Das heißt, es gibt durchaus bei vielen Unternehme­n auch Spielräume.“

Die Arbeitgebe­r lehnen allerdings nicht nur zusätzlich­e Ausgaben strikt ab, sie wollen auch bestehende Kosten reduzieren. Auch eine Art Automatism­us für Kostenentl­astungen wollen sie durchsetze­n, sobald bestimmte Kennzahlen erreicht werden. „Unsere Metallbetr­iebe in Baden-Württember­g tragen einen schweren Rucksack mit tarifliche­n Sonderleis­tungen, die wir in guten Zeiten vielleicht noch schultern konnten“, sagte Südwestmet­all-Chef Wilfried Porth. Nun aber müsse man die Corona-Krise meistern und zudem enorm investiere­n, um Arbeitsplä­tze zu sichern.

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FOTO: DPA Roman Zitzelsber­ger, Chef der IG Metall Baden-Württember­g.

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