Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Italienisches Olivenöl aus Schlier
Manuela Opromolla hat einen kleinen Versandhandel gegründet und hat etwas vor
SCHLIER - Das Schicksal des Dorfes ihrer italienischen Familie lässt Manuela Opromolla nicht los. Im kleinen Dorf Auletta südlich Neapel hat sie all ihre Ferien verbracht, hier leben ihre Verwandten vom Olivenanbau. Doch das Geschäft mit den Oliven ist nicht mehr so wie es einmal war. Das brachte die 34-Jährige aus Schlier auf eine Idee, mit der sie sich zumindest in dem kleinen oberschwäbischen Dorf schon einen Namen gemacht hat.
Auletta ist eine 2300-EinwohnerGemeinde in der Provinz Salerno – eingebettet in eine bergige Landschaften voller Olivenhaine. Das Dorf lebt wie so viele italienische Dörfer von der Olive. Etwa 200 Familien würden ihren Unterhalt mit der beliebten verdienen, erzählt Opromolla. Jedes Jahr zeigt sich dort das gleiche Bild: Vor der Ernte werden Netze unter die Bäume gespannt, die die Oliven auffangen sollen, damit sie nicht vom Boden aufgelesen werden müssen. Doch bei einem ihrer Besuche fiel Manuela Opromolla etwas auf: „Es waren nur sehr wenige Netze gespannt.“Aus Gesprächen fand sie heraus: Viele Bauern lassen mittlerweile die Oliven verrotten, weil die Produktionskosten deutlich höher sind, als die Preise, die man auf dem Markt erzielen kann. Und ja, die Konkurrenz auf dem Markt ist groß. Ein Blick in die hiesigen Supermärkte zeigt, dass es Olivenöl schon lange in jedem Discounter teilweise für wenige Euro zu kaufen gibt.
„Ich bin mit den Oliven und dem Olivenöl aus Auletta aufgewachsen. Das begleitet mich ein Leben lang. Und ich dachte, dass es doch schade wäre, wenn es das irgendwann nicht mehr gibt“, sagt Manuela Opromolla. Und so kam sie auf die Idee, die Olivenprodukte aus ihrem Heimatdorf in Oberschwaben zu verkaufen. Zuerst vermittelte sie ihre Produkte an den Obst- und Gemüsehandel Jäger in Richlisreute. Dann kam der Martinimarkt in Schlier dazu. So schaffte sie es, eine kleine Stammkundschaft aufzubauen.
Im Januar 2019 gründete sie „Aulettas Gold“, wie sie ihre kleine Unternehmung getauft hat und verkauft neben Olivenöl auch andere Feinkostprodukte aus Auletta. Einen richtigen Laden hat sie aber nicht. Das Büro ist in der Wohnung, das Lager im Keller. „Wenn ich Nachschub brauche, kommt ein Laster aus Auletta
nach Schlier gefahren. Vor ein paar Wochen kamen wieder drei Paletten“, erzählt sie. Durch die Corona-Pandemie hat ihr kleiner Onlineshop auch mehr Zuspruch erfahren. Ihre Pakete gehen nach ganz Deutschland, aber auch nach Österreich. 90 Prozent ihrer Pakete gingen mittlerweile schon außerhalb der Region.
Oben drein wolle sie in der Region etwas Gutes tun. Sie möchte regelmäßig die Tafeln in Wangen und Weingarten mit Lebensmittelspenden unterstützen und hat diese bereits getan.
Für Manuela Opromolla ist „Aulettas Gold“lediglich ein Nebenverdienst. Eigentlich arbeitet sie als Assistentin der Geschäftsführung für ein Unternehmen in Weingarten. Aber ein bisschen fühle sich das an, als trete sie in die Fußstapfen ihres Vaters Luigi Opromolla, der in Friedrichshafen den Feinkostladen „Italienische Ecke“bei der Esso-Tankstelle am Hafen betrieb. Er habe damals auch eigenes Öl verkauft.
Jetzt verkauft sie das Öl aus dem Dorf Auletta und arbeitet mit einer
Kooperative von 60 Bauern zusammen. Für die Zukunft hat sie auch schon Pläne. Sie will nämlich die Menschen über Olivenöl informieren. Ihr schweben Olivenöl-Seminare vor, aber auch Erlebnisurlaube zum Thema in Italien anbieten. Auch auf den Ravensburger Wochenmarkt möchte sie in Zukunft verkaufen.