Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Neujahrsempfang in Schlier mal anders
Bürgermeisterin Katja Liebmann im digitalen Livestream – Vereine grüßen mit Videobotschaften
SCHLIER - Coronabedingt fallen die traditionellen und vielbesuchten Neujahrsempfänge der Gemeinden in diesem Jahr aus. In Schlier wollte man sich dem Virus jedoch nicht gänzlich beugen. Bürgermeisterin Katja Liebmann lud deshalb ihre Bürgerinnen und Bürger zum digitalen Neujahrsempfang auf der Video-Plattform YouTube ein. Die Schlierer Vereine brachten sich dazu mit abwechslungsreichen Beiträgen ein. Ein anschließendes Chat-Angebot der Bürgermeisterin an ihre Bürger wurde allerdings nicht angenommen.
Es wurde spannend kurz vor 17 Uhr. Auf der Homepage der Gemeinde Schlier war ein Link zu finden, mit dem man sich zum digitalen Neujahrsempfang anmelden konnte. Die Zeit bis zur Live-Schaltung zählte rückwärts, die Warteliste der Interessenten dafür stetig aufwärts. Pünktlich um 17 Uhr öffnete sich die Übertragung und Bürgermeisterin Katja Liebmann hatte im Rathaus neben dem schön geschmückten Christbaum Platz genommen.
Schon vor Wochen hatte sie über das Gemeindemitteilungsblatt darauf aufmerksam gemacht, dass sie in diesem Jahr den Neujahrsempfang „mal anders“gestalten wolle. Gemeinsam mit Thomas Fuchs vom gleichnamigen Video- und Soundatelier in Schlier war es über YouTube möglich, ihrer Begrüßung digital und live zu folgen. Und die Technik funktionierte gut, sodass die Bürgermeisterin wie in den Jahren zuvor einen Rückblick auf das vergangene und einen Ausblick auf das neue Jahr geben konnte.
„Die Pandemie hat das Gemeindegeschehen stark beeinflusst“, erklärte sie. Aber es habe sich auch gezeigt, wie kreativ die Bürgerinnen und Bürger mit widrigen Umständen umgehen können. „Ebenso haben Gemeindeverwaltung und Gemeinderat, trotz der erschwerten Situation, Projekte entwickelt, umgesetzt und abgeschlossen“, so Liebmann. Ins Detail ging sie danach ausführlich, sowohl was die einwohnerbezogene Gemeindeentwicklung, die geplanten und umgesetzten Bauvorhaben, als auch die vielseitigen innovativen Projekte in Schlier angeht. Erwähnt wurde beispielsweise das Projekt „Digitalisierung und Heimat“genauso wie das „Modellvorhaben Biotopverbund“, in dem die Gemeinde eine von vier Modellkommunen im Landkreis Ravensburg ist. Auch hier habe die Pandemie leider die zügige Weiterentwicklung ausgebremst.
Die ausführliche Aufzählung der kommunalen Ereignisse, Projekte und Entscheidungen lies allerdings niemand am Bildschirm schläfrig werden. Denn die vielen Vereine in Schlier hatten sich große Mühe gegeben und zwischen der Ansprache der Bürgermeisterin waren kurzweilige Videoeinspielungen zu sehen. Alle Vereine zeigten sich sehr betroffen von den Einschränkungen, die ihnen das Virus aufgezwungen hatte. Sie machten aber auch alle deutlich, dass man sich davon nicht habe unterkriegen lassen.
Gestartet wurde mit dem Musikverein, der Impressionen seiner Auftritte zeigte, gefolgt von den Grüßen der drei Narrenzünfte, die noch einmal die Fasnet ohne Corona im Rückblick zeigten. Ein sehenswertes Video unterlegt mit flotter Musik kam vom Turnverein, der eine sportliche Zusammenfassung aller Aktivitäten, vom Landesturnfest bis zum großen Nikolausturnen im Vorjahr präsentierte.
Sowohl der Schützen- als auch der Tennisverein nutzten die Zwangspause mit Umbauten und Sanierungen. Ein virtueller Spaziergang durch die großzügig neu gestalteten Räume des Schützenhauses mit dem erweiterten Schießstand zeugte von großem Arbeitseinsatz mit einem sehenswerten Ergebnis. Gut gelaunt zeigte sich der Sportverein in einem lustigen Video, das die Knappheit der Toilettenpapierversorgung in Deutschland in Verbindung mit einer kunstvollen Ballakrobatik der Fußballer zeigte, hatte doch dazu ein befreundeter Schweizer
Verein eine Hilfsrolle aus dem Alpenland nach Schlier geschossen.
Auch die KAB/VKL (katholische Arbeitnehmerbewegung) war mit einer Ansprache von Vorstand Robert Bierenstil dabei. Ein besonders interessanter Hingucker war der Drohnenflug über das neue Baugebiet „Am Bergle“, den Gemeinderat Stefan Schüle einstellte.
Der anschließende Ausblick von Katja Liebmann auf das neue kommunale Jahr machte deutlich, wie viele große Projekte anstehen. Beispielsweise die bauleitplanerische Weiterentwicklung des neuen Gewerbegebiets in Wetzisreute, die Ortsentwicklung in Unterankenreute mit der Grundschule, Kindergartenund Krippenversorgung, genauso wie die Auseinandersetzung mit der Trinkwasserquelle und dem Wasserschutzgebiet Mühlenreute und weiterhin der Schutzwürdigkeit des Altdorfer Waldes, um nur einige zu nennen.
Die Bürgermeisterin versprach auch, sich nach Möglichkeit weiterhin für eine Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs einzusetzen, dessen Taktung immer wieder heftig angemahnt wird. „Trotz der großen Aufgaben und auch Sorgen bezüglich der Pandemie schaue ich persönlich zuversichtlich und voller Tatendrang auf das neue Jahr“, schloss sie ihre Ansprache und bedankte sich bei allen Mitwirkenden. „Gerne können Sie über die Chatfunktion Fragen an mich richtigen, die ich versuchen werde jetzt noch zu beantworten“, bot sie den Zuhörern an. Dieses Angebot wurde jedoch nicht angenommen und damit der Livestream geschlossen.
Im Fazit kann man sagen, dass die digitale Ansprache mit Rück- und Ausblick der Bürgermeisterin sich zu den persönlichen in den vergangenen Jahren kaum unterschied. Natürlich fehlten die anschließenden direkten Kontakte und der Austausch, aber der digitale Livestream in Schlier war eine innovative und kurzweilige Möglichkeit, in einer Stunde die Bürgerinnen und Bürger zu begrüßen, zu informieren und auf ein neues Gemeindejahr einzustimmen.
Wer den Neujahrsempfang im Livestream verpasst hat, kann ihn sich jetzt im Nachhinein noch auf YouTube unter „Neujahrsempfang Schlier“anschauen.