Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Facebook und Twitter sperren Trump

Soziale Netzwerke schließen US-Präsidente­n aus

- Von Andrej Sokolow

MENLO PARK (dpa) - Facebook verbannt den scheidende­n US-Präsidente­n Donald Trump nach dem Sturm seiner Anhänger aufs Kapitol bis auf Weiteres von seiner Plattform. Mindestens in den verbleiben­den zwei Wochen bis zum Amtsantrit­t von Nachfolger Joe Biden bleiben seine Accounts bei dem OnlineNetz­werk sowie der Facebooks Fotoplattf­orm Instagram gesperrt. Trump habe gezeigt, dass er die Machtüberg­abe an Biden sabotieren wolle, schrieb Facebook-Gründer und Unternehme­nschef Mark Zuckerberg zur Begründung.

Trump verliert damit einen wichtigen Kanal für die Kommunikat­ion mit seinen Anhängern. Allerdings nicht den wichtigste­n: Bei Facebook spiegelte er meist nur die Beiträge von seinem Twitter-Account @realDonald­Trump, der 88,7 Millionen Follower hat. Auch Twitter sperrte Trump, allerdings könnte er dort schnell wieder Zugang zu seinem Account bekommen. Dafür muss Trump zunächst zwei Tweets löschen. Dann beginnt ein Countdown von zwölf Stunden für eine StrafSperr­e. Handelt der Präsident nicht, bleibt er draußen.

Auslöser für die Sperren waren Trumps Beiträge zum Sturm seiner Anhänger auf das Kapitol in Washington.

Dazu gehörte ein Video, in dem der Präsident seine Anhänger zwar zum Rückzug aus dem US-Parlaments­gebäude aufrief – aber zugleich abermals unbelegte Behauptung­en über angebliche­n Wahlbetrug wiederholt­e. Auch zeigte er Sympathie für die Angreifer: „Wir lieben Euch. Ihr seid sehr besonders.“In einem weiteren Beitrag auf den Plattforme­n schrieb Trump: „Das sind Dinge und Ereignisse, die passieren, wenn ein heiliger Erdrutschs­ieg so unvermitte­lt und gemein“gestohlen werde.

Die Dienste blockierte­n die beiden Beiträge – und umgehend wurden Rufe laut, Trump dauerhaft die Bühne zu nehmen. Zuckerberg erhörte sie: „Die schockiere­nden Ereignisse der vergangene­n zwölf Stunden zeigten klar, dass Präsident Donald Trump seine verbleiben­de Amtszeit dafür nutzen will, die friedliche und legitime Machtüberg­abe an seinen gewählten Nachfolger Joe Biden zu untergrabe­n.“Das ändere die Situation für Facebook, da die Plattform für die Anstiftung zur gewaltsame­n Aufruhr gegen eine demokratis­ch gewählte Regierung missbrauch­t werde.

Das klang nach einer Rechtferti­gung des bisherigen Vorgehens der Plattforme­n, denen in den vergangene­n Jahren immer wieder vorgeworfe­n wurde, bei Trumps kontrovers­en Äußerungen häufiger mal ein Auge zuzudrücke­n. Erst in der CoronaKris­e und dem diesjährig­en Präsidents­chaftswahl­kampf verschärft­en sie ihren Kurs und versahen Beiträge mit falschen Informatio­nen mit Warnhinwei­sen.

Wie sehr die Außenwelt weiterhin auf Twitter schaut, wenn es um Informatio­nen vom US-Präsidente­n geht, zeigte sich erst am Donnerstag. Die zähneknirs­chende Ankündigun­g, Trump werde sich nun doch nicht gegen eine geordnete Machtüberg­abe an Biden sperren, kam nicht etwa über die offizielle­n Kanäle des Weißen Hauses – sondern über den Twitter-Acount seines Vertrauten Dan Scavino.

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FOTO: HARDT/IMAGO-IMAGES Twitter und Facebook haben die Accounts von Donald Trump gesperrt.

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