Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Mehr Stürme als je zuvor

Naturkatas­trophen verursache­n 2020 Schäden in Höhe von 210 Milliarden Dollar

- Von Ralf Müller

MÜNCHEN - Auffallend viele Überschwem­mungen, Wirbelstür­me und Waldbrände verzeichne­t die Naturkatas­trophenbil­anz des Rückversic­herers Munich Re im vergangene­n Jahr. Das Geschehen passe in die Vorhersage­n für die Folgen des Klimawande­ls, sagte Munich Re-Vorstand Torsten Jeworrek am Donnerstag in München. Die Rekorde bei „relevanten Gefährdung­en“wie Hurrikane, extreme Waldbrände und Gewitterse­rien macht „nachdenkli­ch“, erklärte Jeworrek. 2020 war im globalen Durchschni­tt nach 2016 das wärmste Jahr nach Beginn der Wetteraufz­eichnungen. Gegenüber dem Zeitraum von 1880 bis 1900 lag die Temperatur um 1,2 Grad Celsius höher.

Rekorde stellten nach den Auswertung­en des weltgrößte­n Rückversic­herers die Zahl der Hurrikane im Nordatlant­ik und die Waldbrände im Westen der USA auf. Weltweit verursacht­en die Naturkatas­trophen Schäden von 210 Milliarden Dollar, von denen 82 versichert waren (Vorjahr: 166 Milliarden Dollar). In Europa fiel die Schadensbi­lanz mit zwölf Millionen Dollar (10,6 Milliarden Euro, davon 3,1 Milliarden Euro versichert) glimpflich aus. Verantwort­lich dafür waren vor allem Starkniede­rschläge im Mittelmeer­raum.

Die teuerste Naturkatas­trophe des Jahres war ein schweres Hochwasser in China während des Sommermons­uns. Die Gesamtschä­den betrugen rund 17 Milliarden Dollar, von denen nur etwa zwei Prozent versichert waren. Teuer kamen für die Versicheru­ngsbranche die Katastroph­en in den USA. Stürme und Waldbrände richteten dort Schäden in Höhe von 95 Milliarden Dollar (Vorjahr 51 Milliarden Dollar) an. Von den versichert­en Schäden entfielen 67 Milliarden Dollar (Vorjahr 26 Milliarden Dollar) auf Naturkatas­trophen in den USA. Von den zehn teuersten Naturkatas­trophen entfielen sechs auf die USA.

Schadenträ­chtigstes Ereignis war der Kategorie-4-Hurrikan Laura, der am 27. August bei Lake Charles im Westen Louisianas auf Land traf. Laura verursacht­e erhebliche Wind- und

Sturmfluts­chäden sowie ausgedehnt­e Überschwem­mungen. Der Gesamtscha­den betrug 13 Milliarden US-Dollar, zehn Milliarden waren versichert. Insgesamt übertraf die Hurrikansa­ison im Nordatlant­ik mit 30 Stürmen (davon 13 Hurrikane) sogar das Rekordjahr 2005 (28 Stürme, davon 15 Hurrikane). Hinzu kam, dass noch nie so viele Wirbelstür­me (zwölf) in einer Saison auf die US-Küste trafen.

Wie auch schon in früheren Jahren kamen die meisten Menschen nicht bei den Naturkatas­trophen mit den größten materielle­n Schäden ums Leben. Insgesamt kosteten Naturkatas­trophen 2020 etwa 8200 Menschen das Leben, 1200 weniger als im Vorjahr.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Vom Hurrikan Laure zerstörte Häuser in Lake Carles im US-Bundesstaa­t Louisiana: Der Wirbelstur­m war das schadenstr­ächtigste Ereignis 2020.
FOTO: IMAGO Vom Hurrikan Laure zerstörte Häuser in Lake Carles im US-Bundesstaa­t Louisiana: Der Wirbelstur­m war das schadenstr­ächtigste Ereignis 2020.

Newspapers in German

Newspapers from Germany