Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Ein Jahr Megxit

Die royale Entfremdun­g von Prinz Harry und seiner Frau Meghan in sieben Kapiteln

- Von Larissa Schwedes und Benedikt von Imhoff

LONDON (dpa) - Wie ein Schlag traf die Nachricht das britische Königshaus: Prinz Harry und seine Frau, Herzogin Meghan, machen Schluss. Goodbye royales Leben mit Verantwort­ung und Verpflicht­ungen. Hello Privatlebe­n mit Selbststän­digkeit und eigener Meinung. Am heutigen Freitag ist es ein Jahr her, dass die beiden ankündigt haben, sich von ihren royalen Pflichten zurückzuzi­ehen. Der Megxit, wie der Abschied in Anlehnung an den Brexit schnell genannt wurde, passt gut in das königliche annus horribilis, das Schreckens­jahr 2020. Königin Elizabeth, Harrys Großmutter, droht den beiden mit dem endgültige­n Bruch. Eine Jahresbila­nz in sieben Kapiteln:

Bruch mit Traditione­n

Sinn des Megxit war es, die Dinge anders zu machen, als es normalerwe­ise für Royals üblich ist. Dennoch sorgt es regelmäßig für Schlagzeil­en, wenn das Paar tatsächlic­h mit royalen Traditione­n bricht und neue Wege

geht. Bei der US-Wahl berichtete­n etwa zahlreiche amerikanis­che Medien, als die 39-jährige Meghan ihren Stimmzette­l in die Wahlurne geworfen hatte. Mitglieder der königliche­n Familie geben traditione­ll bei Wahlen keine Stimme ab.

Soziale Ader

Wohltätige Projekte gehören zu den Kernaufgab­en eines Royals. Die soziale Ader wollen Harry und Meghan sich erhalten. Unter dem Dach ihrer gemeinnütz­igen Organisati­on Archewell wollen sie Bildungspr­ogramme und Initiative­n mit Fokus auf Themen zu Gesundheit und allgemeine­m Wohlbefind­en bündeln.

Millionens­chwere Deals

Ihrem Ziel, finanziell auf eigenen Beinen zu stehen, dürften Harry und Meghan ein deutliches Stück näher gekommen zu sein. Dafür sorgen millionens­chwere Deals mit den Streaming-Plattforme­n Netflix und Spotify, auf denen sie Filme, Serien und Podcasts herausbrin­gen wollen. Allein der Netflix-Vertrag hatte ein Volumen von mehr als 100 Millionen

Pfund (110 Mio Euro). Kritiker betonen, dass die Deals keinesfall­s selbst erarbeitet seien — ohne den berühmten Namen und den Promi-Status wären sie kaum vorstellba­r. Mit einer eigenen Produktion­sfirma wollen Harry und Meghan für Netflix Dokumentat­ionen, Spielfilme und Angebote für Kinder produziere­n. Mit dem Geld konnte das Paar 2,4 Millionen Pfund für die Renovierun­g seines britischen Wohnsitzes Frogmore Cottage zurückzahl­en.

Übergangsp­hase

Auch beim Megxit gibt es eine Übergangsp­hase. Die Einigung mit dem Königshaus sah vor, nach einem Jahr den Prozess zu bewerten und zu vereinbare­n, wie es weitergeht. PalastInsi­der mutmaßten jedoch bereits, mit den Netflix- und Spotify-Deals sei eine Rückkehr in die Reihen der Royals nahezu ausgeschlo­ssen.

Rechtsstre­itigkeiten

Bereits seit Jahren liefern sich Harry und Meghan einen erbitterte­n Streit mit der Boulevardp­resse. Die Fehde gilt sogar als einer der Hauptgründ­e für den Abgang des Paares. In einem Statement erinnerte Harry an den Tod seiner Mutter Prinzessin Diana, die ebenfalls unter der Dauerbesch­attung der Paparazzi und Hofreporte­r gelitten hatte.

Selbstinsz­enierung

Seit dem Megxit setzt das Paar zunehmend auf Selbstinsz­enierung. Ob Video-Statement, Zeitungsbe­itrag oder profession­eller Streaming-Content: Harry und Meghan wollen selbst bestimmen, wie die Welt sie wahrnimmt. Und das nehmen sie sehr ernst. Teil der Inszenieru­ng ist auch eine recht große, sehr bewusst arrangiert­e Offenheit. So berichtete Meghan in der „New York Times“im November emotional über eine Fehlgeburt.

Isolation

Die Corona-Pandemie hat den Abgang des Paares zu einem ziemlich harten Megxit gemacht: Auch über Weihnachte­n war ein Wiedersehe­n mit der königliche­n Familie wegen Reise- und Kontaktbes­chränkunge­n nicht möglich.

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