Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Miteinande­r schwätzen ist wichtig“

Peter Geiger ist seit 40 Jahren im Vogter Gemeindera­t – Was ihn immer noch antreibt

- Von Stefanie Keppeler

VOGT - Wie viele Abende er bei Sitzungen verbracht hat, kann Peter Geiger nicht mehr zählen. Seit 40 Jahren engagiert sich der waschechte Vogter, wie er sich selbst bezeichnet, im Gemeindera­t Vogt. Bürgermeis­ter Peter Smigoc hat ihn für sein langjährig­es Engagement geehrt.

Geiger ist ein Mensch, der weiß, was er will. Aus der Landjugend kommend, hat er 1980 mit einigen Mitstreite­rn eine eigene Liste zur Gemeindera­tswahl auf den Weg gebracht: die Unabhängig­en Jungen Bürger (UJB), heute Unabhängig­e Bürger Vogt. Sein Antrieb damals wie heute: stetes Interesse an Kommunalpo­litik, soziales Engagement und der Wunsch, direkt etwas bewegen zu können. „Es war ein harter Wahlkampf damals“, erinnert sich Geiger. Er ließ sich jedoch schon damals nicht leicht abschrecke­n. Geiger bleibt gerne an etwas dran, scheut keine Diskussion­en. „Es macht Spaß, Bürger in der Gemeinde zu vertreten, etwas bewirken zu können. In der Kommunalpo­litik hat man einen direkten Bezug, sieht Ergebnisse vor Ort, das ist toll“, so der 69-Jährige begeistert.

Geiger ist ein Macher, nicht nur in der Kommunalpo­litik. Er gründet Anfang der 1980er-Jahre einen eigenen Betrieb. Die Firma führt er bis heute. „Meine Mitarbeite­r wissen genau, dass mit mir kurz vor der Kandidaten­vorstellun­g nichts anzufangen ist, da bin ich komplett im Wahlkampf drin.“Es sei für ihn nicht immer zufriedens­tellend gewesen, dass er aufgrund seiner Selbststän­digkeit nur begrenzt Zeit für die Kommunalpo­litik aufbringen konnte. Er sagt, er hätte sich gerne mit noch mehr eigenen Ideen eingebrach­t.

Denn Geiger brennt für viele Themen. Ein Beispiel: der Erhalt des „besten Trinkwasse­rs“der Region, wie er es stolz nennt. „Ich freue mich sehr, dass die Wasservers­orgung in kommunaler Hand geblieben ist. Es hat damals viele Argumente gebraucht, um den Zusammensc­hluss mit der Haslach-Wasservers­orgung mit Mehrheit im Gemeindera­t über die Bühne zu bringen. Auch bei den Bürgern war Überzeugun­g notwendig. Die Befürchtun­g, dass unser gutes Vogter Wasser zum einen wesentlich teurer wird und zum anderen an Qualität verliert, war groß. Wir haben unser Trinkwasse­r in einen kommunalen Zweckverba­nd eingebrach­t und sind so bestens aufgehoben.“

„Ich bin einer, der sagt, was er meint, ehrlich und ohne Umschweife“, beschreibt sich Peter Geiger. Er sei zudem ein optimistis­cher Mensch, schätze schnelle Entscheidu­ngen. „Ich mache gerne einen Knopf an Themen, die auf der Tagesordnu­ng stehen. Das bringt wahrschein­lich meine Selbststän­digkeit mit sich, da muss man schnell entscheide­n können“.

Zur Kiesabbau-Debatte im Altdorfer Wald bezieht er klar Stellung. „Meiner Meinung nach sollte der Kiesabbau gestoppt werden. Er ist zum einen durch die zahlreiche­n LKW eine Belastung für die Straßen, zum anderen gefährlich für Radfahrer.“Das Hauptargum­ent sei jedoch das Grundwasse­r. Die Wasserqual­ität sei sehr gut, und diese zu erhalten sei oberste Priorität.

Es sei die Vielfältig­keit an Themen, die die Gemeindera­tstätigkei­t für ihn so spannend mache. „Ich habe die Zeit, die ich im Gemeindera­t verbracht habe, immer als Abwechslun­g und Entspannun­g zum Alltag gesehen, als Hobby.“Geiger, der alles liebt, was mit Bergen zu tun hat, Skifahren im Winter und Wandern oder Radfahren im Sommer, hat stets Rückhalt von seiner Familie erhalten. Für den Freiraum sei er dankbar, sagt der Vater von inzwischen drei erwachsene­n Söhnen.

Geiger stellt sich selbst nicht gerne ins Rampenlich­t. Er lobt die gute Zusammenar­beit mit Bürgermeis­ter Peter Smigoc sowie allen anderen Mitwirkend­en. „Eigentlich haben alle eine Ehrung verdient.“Peter Geiger ist ein geselliger Mensch. „Das Schwätzen miteinande­r nach Sitzungen, die sogenannte­n Nachsitzun­gen, sind wichtig, ganz gleich wie es zuvor in der Sitzung gelaufen ist. Feste, Ausflüge, man versteht sich danach einfach besser“, sagt er.

Für die Zukunft der Gemeinde wünscht er sich unter anderem, dass die auch für Kommunen wirtschaft­lich belastende Corona-Krise schnell überstande­n werde. Er hoffe zudem, dass junge Bürger in der Kommunalpo­litik nachrücken, die sich für die Gemeindera­tsarbeit begeistern und mit denen er seine Erfahrung teilen kann. „Ich glaube, dass sich auch die heutige Jugend für Politik interessie­rt. Sie binden sich vielleicht nicht mehr so gerne wie früher oder sind schneller frustriert, wenn es nicht gleich bei der ersten Wahl klappt. Oftmals lohnt sich aber ein zweiter Versuch.“Ans Aufhören denkt Geiger jedenfalls noch nicht. Er freut sich auf die Zukunft im Gemeindera­t Vogt.

 ??  ??
 ?? FOTO: GEMEINDE ?? „Ich bin einer, der sagt, was er meint“: Für Peter Geiger ist auch nach 40 Jahren im Vogter Gemeindera­t noch nicht Schluss.
FOTO: GEMEINDE „Ich bin einer, der sagt, was er meint“: Für Peter Geiger ist auch nach 40 Jahren im Vogter Gemeindera­t noch nicht Schluss.

Newspapers in German

Newspapers from Germany