Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Miteinander schwätzen ist wichtig“
Peter Geiger ist seit 40 Jahren im Vogter Gemeinderat – Was ihn immer noch antreibt
VOGT - Wie viele Abende er bei Sitzungen verbracht hat, kann Peter Geiger nicht mehr zählen. Seit 40 Jahren engagiert sich der waschechte Vogter, wie er sich selbst bezeichnet, im Gemeinderat Vogt. Bürgermeister Peter Smigoc hat ihn für sein langjähriges Engagement geehrt.
Geiger ist ein Mensch, der weiß, was er will. Aus der Landjugend kommend, hat er 1980 mit einigen Mitstreitern eine eigene Liste zur Gemeinderatswahl auf den Weg gebracht: die Unabhängigen Jungen Bürger (UJB), heute Unabhängige Bürger Vogt. Sein Antrieb damals wie heute: stetes Interesse an Kommunalpolitik, soziales Engagement und der Wunsch, direkt etwas bewegen zu können. „Es war ein harter Wahlkampf damals“, erinnert sich Geiger. Er ließ sich jedoch schon damals nicht leicht abschrecken. Geiger bleibt gerne an etwas dran, scheut keine Diskussionen. „Es macht Spaß, Bürger in der Gemeinde zu vertreten, etwas bewirken zu können. In der Kommunalpolitik hat man einen direkten Bezug, sieht Ergebnisse vor Ort, das ist toll“, so der 69-Jährige begeistert.
Geiger ist ein Macher, nicht nur in der Kommunalpolitik. Er gründet Anfang der 1980er-Jahre einen eigenen Betrieb. Die Firma führt er bis heute. „Meine Mitarbeiter wissen genau, dass mit mir kurz vor der Kandidatenvorstellung nichts anzufangen ist, da bin ich komplett im Wahlkampf drin.“Es sei für ihn nicht immer zufriedenstellend gewesen, dass er aufgrund seiner Selbstständigkeit nur begrenzt Zeit für die Kommunalpolitik aufbringen konnte. Er sagt, er hätte sich gerne mit noch mehr eigenen Ideen eingebracht.
Denn Geiger brennt für viele Themen. Ein Beispiel: der Erhalt des „besten Trinkwassers“der Region, wie er es stolz nennt. „Ich freue mich sehr, dass die Wasserversorgung in kommunaler Hand geblieben ist. Es hat damals viele Argumente gebraucht, um den Zusammenschluss mit der Haslach-Wasserversorgung mit Mehrheit im Gemeinderat über die Bühne zu bringen. Auch bei den Bürgern war Überzeugung notwendig. Die Befürchtung, dass unser gutes Vogter Wasser zum einen wesentlich teurer wird und zum anderen an Qualität verliert, war groß. Wir haben unser Trinkwasser in einen kommunalen Zweckverband eingebracht und sind so bestens aufgehoben.“
„Ich bin einer, der sagt, was er meint, ehrlich und ohne Umschweife“, beschreibt sich Peter Geiger. Er sei zudem ein optimistischer Mensch, schätze schnelle Entscheidungen. „Ich mache gerne einen Knopf an Themen, die auf der Tagesordnung stehen. Das bringt wahrscheinlich meine Selbstständigkeit mit sich, da muss man schnell entscheiden können“.
Zur Kiesabbau-Debatte im Altdorfer Wald bezieht er klar Stellung. „Meiner Meinung nach sollte der Kiesabbau gestoppt werden. Er ist zum einen durch die zahlreichen LKW eine Belastung für die Straßen, zum anderen gefährlich für Radfahrer.“Das Hauptargument sei jedoch das Grundwasser. Die Wasserqualität sei sehr gut, und diese zu erhalten sei oberste Priorität.
Es sei die Vielfältigkeit an Themen, die die Gemeinderatstätigkeit für ihn so spannend mache. „Ich habe die Zeit, die ich im Gemeinderat verbracht habe, immer als Abwechslung und Entspannung zum Alltag gesehen, als Hobby.“Geiger, der alles liebt, was mit Bergen zu tun hat, Skifahren im Winter und Wandern oder Radfahren im Sommer, hat stets Rückhalt von seiner Familie erhalten. Für den Freiraum sei er dankbar, sagt der Vater von inzwischen drei erwachsenen Söhnen.
Geiger stellt sich selbst nicht gerne ins Rampenlicht. Er lobt die gute Zusammenarbeit mit Bürgermeister Peter Smigoc sowie allen anderen Mitwirkenden. „Eigentlich haben alle eine Ehrung verdient.“Peter Geiger ist ein geselliger Mensch. „Das Schwätzen miteinander nach Sitzungen, die sogenannten Nachsitzungen, sind wichtig, ganz gleich wie es zuvor in der Sitzung gelaufen ist. Feste, Ausflüge, man versteht sich danach einfach besser“, sagt er.
Für die Zukunft der Gemeinde wünscht er sich unter anderem, dass die auch für Kommunen wirtschaftlich belastende Corona-Krise schnell überstanden werde. Er hoffe zudem, dass junge Bürger in der Kommunalpolitik nachrücken, die sich für die Gemeinderatsarbeit begeistern und mit denen er seine Erfahrung teilen kann. „Ich glaube, dass sich auch die heutige Jugend für Politik interessiert. Sie binden sich vielleicht nicht mehr so gerne wie früher oder sind schneller frustriert, wenn es nicht gleich bei der ersten Wahl klappt. Oftmals lohnt sich aber ein zweiter Versuch.“Ans Aufhören denkt Geiger jedenfalls noch nicht. Er freut sich auf die Zukunft im Gemeinderat Vogt.