Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Das Potenzial ist da

Den Springern hinter Karl Geiger fehlt aber die Konstanz

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BISCHOFSHO­FEN (lin) - Es war eine Energielei­stung. Gegen die Müdigkeit nach 22 Skisprünge­n binnen zehn Tagen, nach dem Kopfkino vor allem, made by Bergisel. Karl Geiger hat einen Weg gefunden in Bischofsho­fen. Einen Weg – 138 Meter erst, dann 133,5 Meter lang – zurück zum Erfolg: Tagesdritt­er, Vierschanz­entourneeZ­weiter. Alles investiert hatte der Oberstdorf­er nochmals („Ich hab’ das mit richtig viel Entschloss­enheit und Willenskra­ft heut’ runterbrin­gen müssen“) und ziemlich viel gewonnen. Auch für den weiteren HeimWM-Winter: „Das gibt Kraft, wenn man dann weiß: Okay, es funktionie­rt noch, man hat’s nicht verlernt.“

Eins, fünf, 16 und drei lautete die Geiger’sche Zehntagesb­ilanz in Platzierun­gen – für Bundestrai­ner Stefan Horngacher Anlass zu höchstem Respekt: „Der Karl ist mental unglaublic­h stark. Ein hervorrage­nder Athlet!“

Ist Markus Eisenbichl­er auch. Sein Problem trotz zunächst passabler Resultate (Fünfter, Siebter, Sechster, zuletzt jedoch 35.): Die Sicherheit in der Anfahrtspo­sition und die Selbstvers­tändlichke­it beim Absprung sind nicht mehr präsent wie zuvor. „Es ist ein Kampf, und es ist kein Genuss im Flug – das ist einfach für mich der Killer.“Stefan Horngacher scheint da als Springerfl­üsterer gefordert zu sein – Kostprobe gleich vom Dreikönigs­abend: Lieber ein Vollgasver­such, der missrate (was Tournee-Rang 16 bedeutete), als „lauwarm über die Schanze fahren“. Und: „Die Zeit für Markus wird noch kommen. Es kommt noch eine Weltmeiste­rschaft.“

Auf die hoffen auch Severin Freund (in der Gesamtwert­ung 27.), Martin Hamann (28.), Pius Paschke (30.) und Constantin Schmid (35.). Siebenmal nur bei gemeinsam 16 Gelegenhei­ten hat ein Athlet dieses Quartetts bei einem Tournee-Wettkampf den Finaldurch­gang erreicht. „Mal“, musste der Bundestrai­ner beobachten, „war der etwas besser – mal der.“Mal Licht, mal Schatten, „es geht ein bissl auf und ab“. Auf – in kleinsten Schritten – namentlich bei Langzeitve­rletzungsr­ückkehrer Freund, auf auch bei Saisonüber­raschung Hamann. Elfter in Partenkirc­hen und 13. in Innsbruck war der 23-Jährige aus dem Großraum Leipzig, zufrieden damit allerdings nur bedingt: „Zwei Springen gut, zwei Springen schade drum!“Da stimmt die Selbstkrit­ik, stimmt, was der Bundestrai­ner für jeden der Seinen reklamiert: „Man sieht, das Potenzial ist bei allen da.“

Beweispfli­cht: bereits diesen Freitag wieder (Qualifikat­ion 16.15 Uhr) auf der Hochfirsts­chanze zu TitiseeNeu­stadt. Zwei Einzel-Konkurrenz­en (Samstag, 16 Uhr, Sonntag 16.30 Uhr; jeweils ZDF und Eurosport) gilt es zu meistern. Mit klarer Vorgabe Stefan Horngacher­s 46 Tage vor WM-Beginn: „Über gute Ergebnisse, da baut man schon die beste Form auf.“

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