Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Der steirische Wadenbeiße­r

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Das Schwäbisch­e kennt eine Menge herzhafter Formulieru­ngen. Deren Inhalt kann der so Angesproch­ene wahlweise bierernst nehmen – und sich so dem Verdacht der Humorlosig­keit aussetzen – oder aber sie mit einem rustikalen Konter erwidern. An Rustikalit­ät übertrifft nur der Steiermärk­er den Schwaben. Gerade hat eine Auseinande­rsetzung zweier Polizisten den Beweis für diese Behauptung erbracht. Und das kam so: 2019 hatte ein hochrangig­er Polizeioff­izier in seiner Nachbarsch­aft ein Feuerwerk bemerkt. Daraufhin rief der sich im

Feierabend befindlich­e Polizist über die Notrufnumm­er bei einem Kollegen an, um sich zu erkundigen, ob besagtes Feuerwerk genehmigt sei.

Der brave Polizist im Dienst hatte den hochrangig­en Kollegen trotz dessen Namensnenn­ung nicht erkannt, was den ehrenkäsig­en Vorgesetzt­en so sehr verärgerte, dass dieser sich zu der Drohung hinreißen lies, ihm – dem Angerufene­n – die „Wadln virezurich­ten“. Was eigentlich Gegenstand einer solchen Behandlung sein könnte, ist nicht ganz leicht zu übersetzen. „Wadln“– das sind freilich Unterschen­kel. Aber beim „Virerichte­n“beißt es aus. Wahrschein­lich heißt es so viel, wie jemandem die Hammelbein­e langziehen, was nicht schwäbisch, sondern preußisch klingt.

Das hat nun aber ein Gericht mit dem hohen Tier bei der steirische­n Polizei getan. Weil das „Wadln virerichte­n“nicht explizit in Österreich­s Polizei-Dienstordn­ung Erwähnung findet. Eines hat der hochrangig­e Steirer geschafft: Der Polizist niederen Ranges wird den Namen des Popanz’ nie mehr vergessen. (nyf)

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FOTO: GEORGES SCHNEIDER/IMAGO IMAGES „Virerichte­n“auf höchstem Niveau.

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