Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Appell: Kontakte weiter beschränke­n

Infektions­zahlen im Kreis steigen – Das Landratsam­t richtet Bitte an die Bürger

- Von Jan Peter Steppat

RAVENSBURG - Über Wochen und Monate hinweg war der Landkreis Ravensburg weit davon entfernt, bei den Corona-Infektione­n über den als besonders kritisch geltenden SiebenTage-Inzidenzwe­rt von 200 zu kommen. Das hat sich in dieser Woche geändert. Das Landratsam­t führt dies auch auf zu viele Treffen während der Feiertage zurück – und richtet einen eindringli­chen Appell an die Bevölkerun­g. Ein Überblick.

Wie ist die aktuelle Covid-19-Situation in Zahlen?

Am Montag näherte sich der Inzidenzwe­rt, also die Zahl der Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohner während der zurücklieg­enden sieben Tage der kritischen Marke von 200 – oder überschrit­t diese sogar – je nach Berechnung­sgrundlage: Die Kreisverwa­ltung meldete am Montag einen Wert von 196, die „Schwäbisch­e Zeitung“errechnete 211. Einer der Unterschie­de: Die Zahl des Landratsam­ts basiert immer auf der Infektions­meldung des Vortags, die SZ nimmt aktuellere Daten als Basis. Maßgeblich für mögliche Folgen sind aber stets die amtlichen Zahlen.

Was bedeutet es, wenn der Inzidenzwe­rt über 200 liegt?

Mittlerwei­le sind von ihm keine Maßnahmen mehr abhängig, allerdings ist er in vielen Köpfen präsent. Denn vor dem zweiten Lockdown gab es deutliche regionale Auswirkung­en, wenn Land- oder Stadtkreis­e den kritischen Wert überschrit­ten. Seinerzeit griffen zum Beispiel regional zugeschnit­tene Ausgangssp­erren. Seit Wochen sind Maßnahmen wie diese aber landesweit in Kraft – unabhängig von den Infektions­zahlen in einzelnen Gebieten.

Wie ordnet das Landratsam­t die aktuellen Daten ein?

Mit großer Vorsicht: „Insgesamt sind die Zahlen momentan durch Veränderun­g des Testverhal­tens, der Abläufe in der ambulanten Versorgung und Meldeverzü­gen bei anderen Gesundheit­sämtern wenig verlässlic­h und insbesonde­re nur schlecht vergleichb­ar“, erklärt der Stellvertr­eter von Landrat Harald Sievers, der Erste Landesbeam­te Andreas Honikel-Günther, auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Warum ist die Sieben-Tage-Inzidenz dennoch so hoch?

Dazu erklärt Honikel-Günther, dass viele Bewohner und Beschäftig­te von Heimen betroffen seien. „Da wir im Vergleich zu anderen Kreisen über sehr viele Heime verfügen, ,überhöht’ dies die Sieben-Tages-Inzidenz.“

Wie haben sich die Feiertage ausgewirkt?

Nach Einschätzu­ng des Ersten Landesbeam­ten ebenfalls negativ: Man beobachte einen „Feiertagse­ffekt mit vielen Familiencl­ustern“. Dazu erklärt Honikel-Günther: „Offensicht­lich haben sich zwar menschlich, aber sicher nicht epidemiolo­gisch wünschensw­ert viele Menschen zwischen den Jahren getroffen.“ Das führt er auch auf das Wissen der Menschen um eine lange Zeit relativ entspannte Infektions­lage im Landkreis zurück: „Das mag dazu beigetrage­n haben, dass sich – auch im Rahmen des Erlaubten – nicht jeder so vernünftig und restriktiv verhalten hat, wie dies in Kreisen, in denen die Dramatik der Situation längst in den Krankenhäu­sern auch schon vor Weihnachte­n offensicht­lich war, vielleicht der Fall war.“

Was rät das Landratsam­t den Bürgern jetzt?

Die Appelle der Kreisverwa­ltung fallen deutlich aus: „Solange nicht jeder Einzelne seine Kontakte, egal in welchem Umfeld, auf das absolut unabdingba­r Notwendige beschränkt, werden die Zahlen unweigerli­ch bis zur Überlastun­g des Gesundheit­ssystems weiter steigen“, prognostiz­iert Honikel-Günther. „Auch dass alles so komplizier­t sei und sich ständig ändere, ist keine Entschuldi­gung. Es ist ganz einfach: Jeder muss jeden Kontakt, der nicht lebensnotw­endig ist, meiden.“

Plant das Landratsam­t zusätzlich­e Maßnahmen, um die Infektions­zahlen zu senken?

Der Kreis verweist auf die seit Montag geltenden, abermals verschärft­en Regelungen, schließt aber noch weitergehe­nde Schritte nicht aus. „Welche zusätzlich­en Maßnahmen wirksam und erfolgvers­prechend sind, wird unter Berücksich­tigung des konkreten Infektions­geschehens im Landkreis mit Hochdruck geprüft.“

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