Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Appell: Kontakte weiter beschränken
Infektionszahlen im Kreis steigen – Das Landratsamt richtet Bitte an die Bürger
RAVENSBURG - Über Wochen und Monate hinweg war der Landkreis Ravensburg weit davon entfernt, bei den Corona-Infektionen über den als besonders kritisch geltenden SiebenTage-Inzidenzwert von 200 zu kommen. Das hat sich in dieser Woche geändert. Das Landratsamt führt dies auch auf zu viele Treffen während der Feiertage zurück – und richtet einen eindringlichen Appell an die Bevölkerung. Ein Überblick.
Wie ist die aktuelle Covid-19-Situation in Zahlen?
Am Montag näherte sich der Inzidenzwert, also die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner während der zurückliegenden sieben Tage der kritischen Marke von 200 – oder überschritt diese sogar – je nach Berechnungsgrundlage: Die Kreisverwaltung meldete am Montag einen Wert von 196, die „Schwäbische Zeitung“errechnete 211. Einer der Unterschiede: Die Zahl des Landratsamts basiert immer auf der Infektionsmeldung des Vortags, die SZ nimmt aktuellere Daten als Basis. Maßgeblich für mögliche Folgen sind aber stets die amtlichen Zahlen.
Was bedeutet es, wenn der Inzidenzwert über 200 liegt?
Mittlerweile sind von ihm keine Maßnahmen mehr abhängig, allerdings ist er in vielen Köpfen präsent. Denn vor dem zweiten Lockdown gab es deutliche regionale Auswirkungen, wenn Land- oder Stadtkreise den kritischen Wert überschritten. Seinerzeit griffen zum Beispiel regional zugeschnittene Ausgangssperren. Seit Wochen sind Maßnahmen wie diese aber landesweit in Kraft – unabhängig von den Infektionszahlen in einzelnen Gebieten.
Wie ordnet das Landratsamt die aktuellen Daten ein?
Mit großer Vorsicht: „Insgesamt sind die Zahlen momentan durch Veränderung des Testverhaltens, der Abläufe in der ambulanten Versorgung und Meldeverzügen bei anderen Gesundheitsämtern wenig verlässlich und insbesondere nur schlecht vergleichbar“, erklärt der Stellvertreter von Landrat Harald Sievers, der Erste Landesbeamte Andreas Honikel-Günther, auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“.
Warum ist die Sieben-Tage-Inzidenz dennoch so hoch?
Dazu erklärt Honikel-Günther, dass viele Bewohner und Beschäftigte von Heimen betroffen seien. „Da wir im Vergleich zu anderen Kreisen über sehr viele Heime verfügen, ,überhöht’ dies die Sieben-Tages-Inzidenz.“
Wie haben sich die Feiertage ausgewirkt?
Nach Einschätzung des Ersten Landesbeamten ebenfalls negativ: Man beobachte einen „Feiertagseffekt mit vielen Familienclustern“. Dazu erklärt Honikel-Günther: „Offensichtlich haben sich zwar menschlich, aber sicher nicht epidemiologisch wünschenswert viele Menschen zwischen den Jahren getroffen.“ Das führt er auch auf das Wissen der Menschen um eine lange Zeit relativ entspannte Infektionslage im Landkreis zurück: „Das mag dazu beigetragen haben, dass sich – auch im Rahmen des Erlaubten – nicht jeder so vernünftig und restriktiv verhalten hat, wie dies in Kreisen, in denen die Dramatik der Situation längst in den Krankenhäusern auch schon vor Weihnachten offensichtlich war, vielleicht der Fall war.“
Was rät das Landratsamt den Bürgern jetzt?
Die Appelle der Kreisverwaltung fallen deutlich aus: „Solange nicht jeder Einzelne seine Kontakte, egal in welchem Umfeld, auf das absolut unabdingbar Notwendige beschränkt, werden die Zahlen unweigerlich bis zur Überlastung des Gesundheitssystems weiter steigen“, prognostiziert Honikel-Günther. „Auch dass alles so kompliziert sei und sich ständig ändere, ist keine Entschuldigung. Es ist ganz einfach: Jeder muss jeden Kontakt, der nicht lebensnotwendig ist, meiden.“
Plant das Landratsamt zusätzliche Maßnahmen, um die Infektionszahlen zu senken?
Der Kreis verweist auf die seit Montag geltenden, abermals verschärften Regelungen, schließt aber noch weitergehende Schritte nicht aus. „Welche zusätzlichen Maßnahmen wirksam und erfolgversprechend sind, wird unter Berücksichtigung des konkreten Infektionsgeschehens im Landkreis mit Hochdruck geprüft.“