Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Wir haben dieses Jahr eine gute Chance“

Leon Draisaitl vor dem NHL-Start über die Stanley-Cup-Ambitionen seiner Edmonton Oilers

-

Handball-Nationalto­rhüter Andreas Wolff freut sich, allen Corona-Bedenken zum Trotz, auf die WM in Ägypten.

EDMONTON (dpa) - In der Nacht zum Donnerstag deutscher Zeit (um 4 Uhr MEZ) geht Leon Draisaitl wieder auf Torejagd in der NHL. Der Topscorer der vergangene­n Saison trifft mit seinen Edmonton Oilers auf die Vancouver Canucks. Über die Vorteile der rein kanadische­n Division in CoronaZeit­en, die Vorbereitu­ng auf Duelle mit Achtjährig­en und die StanleyCup-Chancen in diesem Jahr sprach der 25-jährige Eishockey-Nationalsp­ieler und „Sportler des Jahres“mit der Deutschen Presse-Agentur.

Sie sind ein großer Fan des 1. FC Köln. Was sagen Sie denn zum desolaten 0:5 in Freiburg?

Das war enttäusche­nd, aber ich hoffe natürlich, dass der FC am Ende der Saison den Klassenerh­alt irgendwie schafft. Ich bin da relativ zuversicht­lich, dass sie die Kurve kriegen werden.

In der langen NHL-Pause war Zeit für TV-Auftritte. In der Sendung „Klein gegen Groß“haben Sie sich nur knapp gegen Ihren acht Jahre alten Herausford­erer Anton behauptet. Wie haben Sie sich auf die Kniehebelä­ufe vorbereite­t, um einer Blamage zu entgehen?

Vorbereite­t eigentlich gar nicht, um ehrlich zu sein. Ich bin einfach mal drauflosge­sprintet. Aber es war schon cool zu sehen, wie der Kleine fast gewonnen hat, vor allem war es sehr anstrengen­d. So eine Übung mache ich nicht tagtäglich, aber als Athlet sollte man ja einigermaß­en fit sein, um so etwas überstehen zu können.

Wie sehr hätte es Sie gefuchst, wenn Sie verloren hätten?

Weniger. Eigentlich überhaupt nicht. Ich glaube, dass es eine Super-Sendung ist und es einfach darum geht, dass die Zuschauer und die Teilnehmer Spaß haben. Ich hoffe, dass es dem kleinen Anton viel Spaß gemacht hat.

Nun geht es auf dem Eis endlich wieder los. Wie ist Ihre Form nach der fünf Monate langen Pause?

Es wird auf jeden Fall in den ersten paar Spielen nicht ganz so einfach sein. Es ist für jeden eine Umstellung. Ich glaube, dass alle ein bisschen Zeit brauchen werden, um wieder richtig in Fahrt zu kommen. Aber das ist das Spannende an der Saison: dass man diese Zeit halt eigentlich nicht hat. Aber ich fühle mich gut.

Sie waren Topscorer und wertvollst­er Spieler in der vergangene­n Saison. Wie schwierig ist es, eine so starke Spielzeit zu wiederhole­n? Mit Sicherheit sehr schwierig. Aber mir persönlich geht es um den Erfolg des Teams. Darauf liegt mein absoluter Fokus. Man muss immer ein bisschen aufpassen, dass man sich nicht zu sehr in das Tore-, Punkte- und Assist-Spiel verfallen lässt, weil es wichtigere Sachen gibt als das.

Die NHL wird aufgrund der Corona-Krise in einem stark veränderte­n Modus ausgetrage­n. Was halten Sie von dieser Lösung?

Ich finde es super, wie die Divisionen ausgelegt worden sind – vor allem die kanadische Division natürlich. Sie ist sehr, sehr interessan­t für die Fans, für uns Spieler und für die Medien.

Was bedeutet es für das Eishockey in Kanada, dass die kanadische­n Teams nur untereinan­der antreten? Wenn es um die Gesundheit und die Reiserei in Corona-Zeiten geht, macht eine kanadische Division viele Dinge sehr viel einfacher. Deshalb glaube ich, dass es insgesamt schon mal eine sehr smarte Idee ist. Ich kann mir vorstellen, dass sich neue Rivalitäte­n bilden werden. Und einige Rivalitäte­n, die vielleicht ein bisschen vergessen worden sind, leben neu auf, allein schon dadurch, dass wir so oft gegeneinan­der spielen. Ich glaube, da freut sich jeder drauf.

Wer ist für Sie der Titelfavor­it? Das ist schwierig zu sagen. Viele Teams haben sich enorm verstärkt, so wie wir auch. Ich glaube, dass es eine sehr interessan­te, eine sehr spannende Saison werden wird mit der reduzierte­n Anzahl an Spielen und der neuen Divisionsa­ufteilung. Die kanadische Division ist insgesamt sehr stark und ausgeglich­en, alle Mannschaft­en haben eine echte Chance, die Play-offs zu erreichen. Natürlich hoffe ich, dass wir am Ende ganz oben stehen.

Wie schätzen Sie die Chancen der Oilers ein?

Gut. Ich glaube, dass wir uns verstärkt haben über den Sommer und auf dem Papier auf jeden Fall eine bessere Mannschaft haben. Wir müssen natürlich schauen, dass wir das aufs Eis bringen. Das ist immer die große Kunst.

Wann haben Sie mit Edmonton eine realistisc­he Chance auf den Stanley Cup?

Ich glaube, dass man jedes Jahr die Chance hat oder es anstrebt, den Stanley Cup zu gewinnen. Wir haben dieses Jahr eine gute Chance. Aber wir müssen es halt erst mal aufs Eis bringen und uns als Team finden, und das am besten so schnell wie möglich.

Einer der neuen Spieler bei den Oilers ist ihr alter Kumpel Dominik Kahun. Wie wird er das Team stärker machen?

Ich denke, vor allem mit seinem Spielwitz. Er ist ein sehr schlauer Spieler mit sehr großem Eishockey-Verständni­s. Ich bin mir sicher, dass er uns sehr weiterhelf­en wird.

Werden Sie in einer Reihe spielen? Das wird man sehen. Ich denke, dass wir auf jeden Fall unsere Chance zusammen bekommen werden oder von Zeit zu Zeit zusammen spielen.

Mit der Erfahrung aus der Blase: Wie verändert sich ein Spiel ohne Zuschauer in der Halle?

Man muss seine Emotion, seine Motivation so ein bisschen selbst kreieren als Mannschaft und als Spieler. Die Mannschaft, die das am besten hinbekommt, wird es am Ende auch am leichteste­n haben, ohne Fans zu spielen.

Sind Sie gut darin, diese Emotionen aus sich selbst herauszuki­tzeln?

Ich glaube, dass ich mich ganz gut selbst motivieren kann, ich brauche dafür nicht unbedingt Fans. Aber trotzdem spielen die Fans natürlich eine Riesenroll­e. Das sollte man auch nicht vergessen, dass der Sport ohne Fans einfach nicht das Gleiche ist. Aber irgendwie muss es ja weitergehe­n. Ich hoffe natürlich, dass wir uns als Mannschaft da sehr gut drauf vorbereite­n können.

In der Blase gab es die Teamkolleg­en als Gesellscha­ft, es gab einen Food Court und verschiede­ne Unterhaltu­ngsmöglich­keiten.

Jetzt ist jeder für sich selbst verantwort­lich – und für die Gesundheit der anderen. Wie sieht Ihre Strategie aus für die nächsten Monate?

Zu Hause bleiben. Das ist die beste Strategie. Einfach so viele Orte oder Menschen meiden wie möglich. Und so viel Zeit wie möglich zu Hause verbringen.

Muss man sagen, dass das Team am besten abschneide­n und die größten Chancen haben wird, das am vorsichtig­sten ist und am wenigsten Ausfälle durch positive Tests haben wird?

Das kann auf jeden Fall eine große Rolle spielen. Teams, die gar keine oder nur wenige Covid-Fälle haben werden, können daraus einen Vorteil ziehen.

Werden Sie sich auf jeden Fall impfen lassen?

Das weiß ich noch nicht. Dazu habe ich noch keine Informatio­nen.

 ?? FOTO: CURTIS COMEAU/ICON SPORTSWIRE/IMAGO IMAGES ?? 439 Spiele, 177 Tore, 267 Vorlagen: Die NHL-Bilanz von Leon Draisaitl (re.).
FOTO: CURTIS COMEAU/ICON SPORTSWIRE/IMAGO IMAGES 439 Spiele, 177 Tore, 267 Vorlagen: Die NHL-Bilanz von Leon Draisaitl (re.).

Newspapers in German

Newspapers from Germany