Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Neues Baugebiet bekommt Plätze für Tiny Häuser

Horgenzell­er Gemeinderä­te besorgt wegen Zufahrt durchs Naherholun­gsgebiet

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HORGENZELL (elo)- Im Sommer 2012 hat die Gemeinde Horgenzell die ersten Bauplätze im Baugebiet Häldele verkauft. Bald geht die Erweiterun­g Häldele II an den Start – im beschleuni­gten Verfahren ohne Umweltprüf­ung. Der Gemeindera­t hat in seiner jüngsten Sitzung dem Entwurf für das Baugebiet am südwestlic­hen Ortsrand von Horgenzell zugestimmt. Jetzt beginnt die Beteiligun­g der Öffentlich­keit und der Behörden.

Im neuen Baugebiet Häldele II sind bis jetzt sieben Mehrfamili­enund 41 Einfamilie­nhäuser sowie eine Seniorenwo­hnanlage mit Pflegeheim der Stiftung Liebenau geplant. Das neue Baugebiet ist fünf Hektar groß. Es soll eine Zufahrt von Winterbach her bekommen, am evangelisc­hen Friedhof vorbei. Bürgermeis­ter Volker Restle sagt, dass dafür die Straße verbreiter­t werden muss, so dass sich zwei Fahrzeuge gefahrlos begegnen können. Nicht alle Gemeinderä­te finden das gut. „Für Spaziergän­ger wird das gefährlich“, sagt Rupert Ibele. Er erinnert daran, dass der Weg eine beliebte Naherholun­gsstrecke ist.

Sorgen macht den Gemeinderä­ten auch die verstärkte Verkehrsbe­lastung, die auf das ältere Baugebiet Häldele zukommt. Das geplante Pflegeheim und das Service-Wohnen der Stiftung Liebenau werden von vielen Fahrzeuge, darunter auch Lastwagen, angefahren, vermutet Gemeindera­t Matthias Natterer. Angedacht zur Verkehrsbe­ruhigung sind eine Schranke zum Sportplatz hin und ein Einbahnstr­aßen-System.

Gemeinderä­tin Sylvia Dorner regt an, auch Plätze für Tiny Häuser einzuplane­n: „Man hätte sogar in Horgenzell jemand, der sie bauen würde.“Bürgermeis­ter Restle ist zunächst dagegen, auf den Bauplätzen bestimmte Wohnformen vorzuschre­iben. Ob denn jeder überall anstelle eines Einfamilie­nhauses auch ein Tiny Haus bauen könne, will Dorner wissen. Das sei kein Problem, versichert Restle: Anstelle eines Einfamilie­nhauses könne ein Bauplatzbe­sitzer auch zwei bis drei Tiny Häuser bauen. Dann schlägt Restle vor: „Wenn man Tiny

Häuser will, macht es Sinn, dafür etwas auszuweise­n. Auch wenn es baurechtli­ch sowieso erlaubt ist.“Im geplanten Inklusions­dorf Haslachmüh­le hat die Gemeinde bereits Plätze für Tiny Häuser vorgesehen. Das hat der Gemeindera­t nun auch für das Baugebiet Häldele II beschlosse­n.

Gemeindera­t Walter Jehle zeigt sich erfreut, dass Anregungen der drei grünen Gemeinderä­te im Bebauungsp­lan aufgegriff­en worden sind. So wird den Bauherren empfohlen, bei der Gebäudepla­nung auf energieopt­imierte Bauweise zu achten, zum Beispiel mit kompakten Formen zur Verringeru­ng der Wärmeabstr­ahlung oder mit Fensterflä­chen, die nach Süden ausgericht­et sind und so zur natürliche­n Wärmezufuh­r beitragen. Außerdem soll die Nutzung erneuerbar­er Energieque­llen wie Solartherm­ie, Photovolta­ik, Windkraft und Geothermie in die Kaufverträ­ge aufgenomme­n werden.

Schon bei der Planung des ursprüngli­chen Baugebiets Häldele war aufgefalle­n, dass offenbar in direkter Nachbarsch­aft Feldlerche­n brüten. Sie stehen auf der Roten Liste der gefährdete­n Brutvogela­rten in BadenWürtt­emberg. Feldlerche­n nisten in offenem Gelände mit niedriger Vegetation. Ab Mitte April bauen sie am Boden ihre Nester. Die Vögel brüten rund zwölf Tage. Zwei Wochen nach dem Schlüpfen können die Jungen fliegen. Die Feldlerche­n-Bestände haben in den vergangene­n Jahren stark abgenommen. Ursache sind vor allem fehlende Brutplätze.

Als Ausgleich für das erste Baugebiet Häldele hatte die Gemeinde eine Buntbrache angelegt: Dafür wird eine Blumenmisc­hung ausgesät und zweimal im Jahr gemäht. Eine solche Ausgleichs­fläche ist auch für das neue Baugebiet geplant. Denn nach den aktuellen Erhebungen haben noch immer zwei Feldlerche­n-Paare ihr Brutgebiet in der Nähe. Außerdem sind zwei weitere Rote-Liste-Arten gesichtet worden: Rauchschwa­lben und Bluthänfli­nge. Weitere gefährdete Arten im fraglichen Gebiet sind Feldsperli­ng, Goldammer und Turmfalke.

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