Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Kostenlose Schnelltests in Horgenzell
Bürger können sich zweimal wöchentlich vor Ort testen lassen
HORGENZELL – Seit 8. März hat jeder Anspruch auf einen kostenlosen Corona-Schnelltest pro Woche – laut Corona-Testverordnung des Bundesgesundheitsministeriums. Horgenzeller, die dieses Angebot in Anspruch nehmen wollen, müssen nun nicht mehr nach Ravensburg, Weingarten oder Altshausen fahren. Zweimal die Woche, am Dienstagmorgen und am Freitagabend, können sie sich in Horgenzell testen lassen. Zum Start der Aktion sind am vergangenen Freitag 44 Testkandidaten in die Mehrzweckhalle gekommen.
Eine Mutter mit ihrer Tochter durchquert das Schneegestöber auf dem Horgenzeller Schulhof. Kurzer Stopp am Desinfektionsmittel-Spender für die Hände, dann stehen die beiden vor der Tür zur Mehrzweckhalle. Betreten verboten für alle mit erhöhter Temperatur, Husten oder Atemproblemen, heißt es dort. Auf einem großen Schild steht: Testbereich. Die beiden stehen etwas unschlüssig vor der geöffneten Tür – dürfen sie schon rein? Sie dürfen. Alle paar Minuten schaut Andrea Stecher ins Foyer und winkt unsichere Testkandidaten in die Halle.
Stecher ist eine der beiden Pflegefachfrauen aus Horgenzell, die die Corona-Schnelltests durchführen. Erste Station für die Testkandidaten sind ein paar Bistrotische, auf denen Formulare und Kugelschreiber warten. Apotheker Christoph Schubert erklärt, dass er das Blatt mit den Daten der Getesteten nur eine Weile im Ordner abgeheftet aufbewahrt und dann vernichtet. „Abgetippt wird nichts, also sind auch keine Datenlecks zu befürchten.“
Schubert organisiert die Bürgertests in Horgenzell. „Das war eine glückliche Fügung“, sagt Hauptamtsleiter Andreas Flach und berichtet von den guten Erfahrungen, die die Gemeinde mit dem Apotheker bereits beim Testen der Lehrer und Erzieher sowie der Schüler gemacht hat. Schubert wohnt in Horgenzell, er betreibt Apotheken in Immenstaad, Meersburg und Heiligenberg. Er war auf die Gemeinde zugekommen und hatte angeboten, die Testungen zu übernehmen.
Seit dem 22. Februar können sich Lehrkräfte und Erzieher kostenlos auf Corona-Infektionen testen lassen. Nun werden auch Schüler regelmäßig getestet. An der Horgenzeller Gemeinschaftsschule haben innerhalb von drei Tagen bereits 650 Schüler freiwillig den Corona-Spucktest gemacht, berichtet Flach. Getestet wurden Grundschüler, die Schüler der fünften und sechsten Klassen sowie die Abschlussklassen. Am Dienstag können sich auch Gemeinderäte vor der Sitzung testen lassen.
„Wir sind sehr froh, dass wir mit Herrn Schubert in Kontakt sind, und dass alles so reibungslos klappt“, lobt auch Bürgermeister Volker Restle. Mit seiner Familie hat er das neue Bürgertestangebot am Freitag eröffnet. Für die Gemeinde Horgenzell fallen bei diesem Angebot keine großen Kosten an, berichtet der Hauptamtsleiter. Der Apotheker kauft die Tests ein, kümmert sich um das Fachpersonal zum Testen und rechnet mit dem Bund ab. Die Gemeinde stellt die Mehrzweckhalle zur Verfügung und organisiert die Anmeldung. Alle sechs Minuten sind zwei Personen zum Testen eingeplant. „So können wir in drei Stunden 60 Personen testen“, sagt Flach.
Ein junger Mann ist mit den Formularen fertig. Auf ihn wartet bereits einer der beiden Testplätze: ein freier Stuhl hinter einem Wandschirm. Andrea Stecher kommt mit einem Wattestäbchen und nimmt vorsichtig einen Abstrich aus dem vorderen Nasenraum. Schon nach zwei Minuten
wechselt der junge Mann zur nächsten Station: dem Wartebereich. Während er dort sitzt, wertet die Pflegefachfrau den Abstrich aus. Sie steckt das Wattestäbchen in ein Röhrchen mit Flüssigkeit und schüttelt. Von der Flüssigkeit gibt sie dann drei Tropfen auf das Testfeld des Antigen-Schnelltests. Nach sechs bis sieben Minuten soll eine rote Linie auf weißem Grund erscheinen. Dann ist alles okay, Ergebnis negativ.
Und wenn das Ergebnis positiv ist? Das muss der Apotheker dem zuständigen Gesundheitsamt melden. Die Testkandidaten haben unterschrieben, dass sie sich in diesem Fall in häusliche Quarantäne begeben und einen PCR-Test machen, um das Ergebnis abzusichern. Apotheker Schubert will die Proben dafür künftig auch gleich in der Mehrzweckhalle abnehmen. Für den ersten Termin hat das noch nicht geklappt, weil es Unklarheiten mit dem Labor gibt, berichtet Schubert. Aber vielleicht kann er diesen Service beim nächsten Termin schon anbieten. Dann müssen die Getesteten nur noch ein bis zwei Tage auf die Auswertung warten.
Inzwischen zeigt der Teststreifen des jungen Mannes die erwünschte rote Linie an. Er bekommt eine Bescheinigung über das negative Testergebnis. Warum er sich testen ließ? Er will seine Eltern besuchen und nicht riskieren, dass er vielleicht ohne Symptome Corona hat und seine Eltern damit ansteckt. Anderen macht der volle Schulbus sorgen. Ein junges Paar dagegen will mit dem Schnelltest ganz allgemein dazu beitragen, „dass wir endlich rauskommen aus der Pandemie“. Sie alle sind froh, dass sie sich vor Ort in Horgenzell testen lassen können.
Die nächsten Testtermine in der Horgenzeller Mehrzweckhalle sind am Dienstag, 23. März, ab 9.45 Uhr, am Freitag, 26. März, ab 17 Uhr und am Dienstag, 30. März, wieder ab 9.45 Uhr. Am 31. März, dem Mittwoch vor Ostern, ist ein Extra-Termin geplant zur Vorbereitung der Osterbesuche. Wird das Angebot gut angenommen, sollen weitere Testtermine folgen. Je nach dem, wie groß die Nachfrage ist, kann Hauptamtsleiter Andreas Flach sich auch vorstellen, Personen aus den Nachbargemeinden in die Listen der Testkandidaten aufzunehmen.
Anmeldungen zum CoronaSchnelltest in Horgenzell sind per E-Mail an corona@horgenzell.de oder telefonisch unter der Rufnummer 07504 / 970170 während der Öffnungszeiten des Rathauses möglich. Die Terminvergabe erfolgt fortlaufend. Zum Test muss man den Personalausweis mitbringen.
Weitere Schnelltestzentren befinden sich beispielsweise in Ravensburg in der Kirche St. Jodok oder im Pfannenstiel bei den Johannitern.