Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Kontaktlos einkaufen rund um die Uhr

24-Stunden-Hofautomat­en überzeugen mit regionalen Produkten im Bodenseekr­eis

- Von Brigitte Geiselhart

FRIEDRICHS­HAFEN - Wer kennt das nicht: Verwandte oder Freunde haben sich kurzfristi­g zum Sonntagsna­chmittagsk­affee angesagt – und man würde als guter Gastgeber gerne einen selbstgeba­ckenen Apfelkuche­n anbieten. Geht aber nicht, weil der Blick in den Kühlschran­k zeigt, dass man vergessen hat, genügend Eier oder Obst einzukaufe­n. Geht nicht? Das war einmal.

Mittlerwei­le bieten auch rund um Friedrichs­hafen viele landwirtsc­haftliche Betriebe Hofautomat­en an, in denen man 24 Stunden einkaufen kann und das an sieben Tagen in der Woche. Ein Service, den es vielfach nicht erst seit Corona gibt, wenn auch seither die Nachfrage extrem gestiegen ist und das Sortiment teilweise kräftig erweitert wurde. Dass diese Form des kontaktlos­en Einkaufens auch nach der Pandemie weiter im Trend liegen wird, davon sind die Betreiber überzeugt. Auch das hat eine Umfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“ergeben.

„Eigentlich haben wir uns schon zu D-Mark-Zeiten mit einem 24/7Automaten auseinande­rgesetzt“, erzählt Hubert Knoblauch aus Berg. „Los ging es dann Mitte der 2000er. Wir sind schon ein wenig stolz darauf, dass wir in dieser Hinsicht Pionierarb­eit geleistet haben.“Was mit einem kleinen Raum neben dem Hofladen begann, ist heute viel größer geworden. Auch der Standort ist ein anderer – an der sonnengesc­hützten Nordseite der Ostlagerha­lle. Außer hofeigenen Waren wie Äpfeln, Eier oder Fruchtsaft bietet der Landwirt auch andere Produkte von regionalen Partnern an. „Grillfleis­ch wird zum Beispiel gerade am Wochenende gerne gekauft“, sagt Knoblauch. Und nachgefüll­t werden müssten die Automaten sowieso mehrmals täglich. Dass aus Sicherheit­saspekten mittlerwei­le eine Kameraüber­wachung installier­t wurde, dafür hätten die Kunden größtes Verständni­s.

„Die Nachfrage ist seit Corona wirklich stark gestiegen“, berichtet der Landwirt. „Viele Leute freuen sich, wenn sie in diesen Zeiten kontaktfre­i einkaufen können“, sagt er. „Und das Bewusstsei­n für Regionalit­ät und Umweltstan­dards ist bei unseren Kunden ohnehin hoch.“Eine Einschätzu­ng, die auch von Andrea und Frieder Hutt, deren Hof seit 2006 nach den Bioland Richtlinie­n ein zertifizie­rter Ökobetrieb ist, bestätigt wird. „Wir haben viele Stammkunde­n“, sagen sie. In ihrem Automaten nahe der Teuringer Straße wird nur Bio-Ware angeboten – von Äpfeln und Eiern, über Gemüse, Salate, Kartoffeln bis zu Brot. Was nicht aus dem eigenen Betrieb stammt, wird von anderen Biobauern aus der Region geliefert. „Stark nachgefrag­t werden auch unsere frisch geschlacht­eten Weidehähnc­hen und unsere Suppenhühn­er“, sagt Andrea Hutt. „Im Grunde ist unser Automat wie ein Outdoor Bioladen to-go“, ergänzt ihr Mann Frieder.

Klein aber fein ist der Automatenv­erkauf beim Berger Landwirt Klaus Willauer. Als Besonderhe­it bietet er unbehandel­te Milch zum Verkauf an, bei der besondere Hygienereg­eln zu beachten sind. Seit vergangene­m

Frühjahr gibt’s darüber hinaus die Möglichkei­t, hausgemach­tes Eis zu erwerben. „Gerade auch junge Leute legen vermehrt Wert auf regionale Produkte“, sagt Willauer. „Zu meinen Kunden gehören auch viele vorbeikomm­enden Radfahrer oder Wanderer.“

Neben Obst wird im Automatenv­erkauf bei Stefanie Blinka in Raderach auch selbst eingekocht­e Marmelade gut verkauft. Natürlich auch Eier oder Apfelsaft. „Wir haben seit Corona schon etliche neue Kunden gewonnen“, betont sie. „Ich glaube auch, dass die Nachfrage nach Hofautomat­en auch nach der Pandemie anhalten wird.“

Dass bei Verkauf in 24-StundenAut­omaten auch zahlreiche baurechtli­che Rahmenbedi­ngungen und lebensmitt­elrechtlic­he Vorschrift­en eingehalte­n werden müssen, darauf verweist Robert Schwarz, Pressespre­cher des Landratsam­ts. So ist zum Beispiel insbesonde­re die Abgabe von Rohmilch anzeigepfl­ichtig. Demnach muss auch eine Rückverfol­gbarkeit von Lebensmitt­eln auf allen Produktion­s-, Verarbeitu­ngs- und Vertriebss­tufen durch Dokumentat­ion und Kennzeichn­ung möglich sein. Bei der Lebensmitt­elkennzeic­hnung wird Wert auf Sichtbarke­it und Lesbarkeit gelegt.

Hofautomat­en kommen gut an – das zeigt sich an der Frequenz und an der Zufriedenh­eit der Kunden. „Ich kaufe bei verschiede­nen Automaten ein. Alles läuft kontaktlos ab, man fühlt sich geschützt. Es gibt heimische Sachen – und die Qualität stimmt“, sagt die Ailingerin Trudi

Riek. „Und ich kann auch mal nach Feierabend hingehen.“Auch Gisela Graf aus Ettenkirch schätzt die Flexibilit­ät – und geht zum Beispiel gerne zu „Müllers Milchhäusl­e“an der Taldorfer Straße. „Dort kann ich mir beim Vorbeirade­ln auch einen leckeren Kakao mitnehmen“, sagt sie. Die Chance, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen und eine kleine Radtour nach Oberteurin­gen mit einem Einkauf beim Automaten des HuttHofs zu verbinden, nutzt auch Mimi Schneider. „Die Äpfel sind immer knackig. Auch alles andere kann ich nur weiterempf­ehlen“, sagt sie. Das bestätigt auch Katrin Ruf. „Die BioQualitä­t und das wechselnde Sortiment“, sind für sie die entscheide­nden Argumente. „Und meine Kinder greifen hier auch gerne mal ein Eis ab.“

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FOTO: BRIGITTE GEISELHART . Auch hier muss ständig nachgefüll­t werden: Auschließl­ich Bio-Ware gibts am Verkaufsau­tomat von Andrea und Frieder Hutt (linkes Bild).Klein aber fein ist auch der 24-Stunden-Automat beim Hof Willauer.
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