Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Das sind die Pläne für Sozialwohn­ungen

Eigenbetri­eb sieht neuerdings auch Potenzial in der Weststadt

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RAVENSBURG (len) - Die Stadt Ravensburg hält an ihrem Plan fest, in den nächsten zehn Jahren 100 Sozialwohn­ungen zu bauen. Ein Jahr nach der Gründung des Eigenbetri­ebs Städtische Wohnungen in Ravensburg gelingt es dessen Leiter Dieter Katein sogar, an einer Stelle das Tempo zu erhöhen. Außerdem könnten bald auch durch den Kauf eines Wohngebäud­es noch weitere Sozialwohn­ungen zum viel zu knappen Bestand der Stadt hinzukomme­n.

Die Stadt Ravensburg besitzt nach dem Verkauf zahlreiche­r städtische­r Wohnungen über Jahre nur noch rund 390 Stück. Die vermietet sie zu günstigen Mieten an Bürger, die einen Wohnberech­tigungssch­ein vorweisen können. Doch die Nachfrage übersteigt das Angebot bei Weitem. Eigentlich würde Ravensburg 600 bis 700 Sozialwohn­ungen benötigen, wie Bürgermeis­ter Dirk Bastin im April 2019 sagte. Deshalb wurde der Eigenbetri­eb Städtische Wohnungen gegründet, dessen Aufgabe es ist, neue Sozialwohn­ungen zu bauen. Dass sich der Eigenbetri­eb selbst zum Ziel gesteckt hat, in den nächsten zehn Jahren 100 Wohnungen zu bauen, wurde von Branchenex­perten aus der Region als Herausford­erung bezeichnet. Bisher sind konkret 80 Wohnungen geplant, die schon bis 2025 fertig sein sollen.

Nun hat der Eigenbetri­eb im Betriebsau­sschuss einen Überblick über den Fortschrit­t seiner Planungen gegeben und erstmals vom Potenzial gesprochen, das man in der Weststadt sehe. Die Stadt habe ein Objekt angeboten bekommen, das nach Sanierung für Sozialwohn­ungen geeignet sein könnte. Doch bisher sei nichts konkret, im Sommer könnte es so weit sein, wie es seitens des Eigenbetri­ebs hieß, dass mehr über das Projekt bekannt gegeben werden kann. Der Stand bei den bereits bekannten Projekten ist folgender:

Die ersten neuen Wohnungen schafft der Eigenbetri­eb in bestehende­n städtische­n Wohngebäud­en in der Fischerwie­se, wo ungenutzte Gemeinscha­ftsräume schon dieses Jahr und somit zwei Jahre früher als geplant zu zwei Wohnungen umgebaut werden sollen. Ende 2022 sind sie laut Plan fertig.

Das Projekt Ortsmitte Bavendorf befindet sich nach Angaben des Eigenbetri­ebs

im Zeitplan. Im dritten Quartal 2021 sollen dort die Arbeiten beginnen. Anfang oder Mitte 2023 soll demnach das Areal von einer Baufirma mit insgesamt 45 Wohnungen bebaut sein, darunter auch die acht Wohnungen, mit denen sich die Stadt für den Baugrund bezahlen lässt.

Im Barbenweg in der Grünlandsi­edlung werden bestehende Gebäude aufgestock­t. Für die Details der Umgestaltu­ng hat der Eigenbetri­eb eine Konzeptstu­die in Auftrag gegeben, die zeigen soll, was dort alles möglich sein könnte. 20 Wohnungen sollen dort bis Ende 2024 fertig sein.

Der größte Teil neuer Wohnungen soll bis Mitte 2025 im Saumweg entstehen. Weil die Stadt dort selbst als Bauherr auftritt und sich schlecht selbst angesichts zahlreiche­r Einwände von Bürgern den sogenannte­n Widerspruc­hsbescheid erteilen kann, ist das Regierungs­präsidium Tübingen in diesem Fall eingeschal­tet. In den nächsten Wochen soll entschiede­n sein, ob die Stadt größer bauen darf, als es das Baurecht an dieser Stelle eigentlich hergibt. Davon hänge ab, ob dort 55 oder etwa 40 Wohnungen entstehen.

Sozialwohn­ungen sollen auch in den neuen Baugebiete­n entstehen, die im beschleuni­gten Verfahren nach Paragraph 13b des Baugesetzb­uches ausgewiese­n wurden, – aber nicht in allen. Geeignet für jeweils 20 bis 25 Sozialwohn­ungen sei das Baugebiet „Ortsmitte III“in Schmalegg, auch im geplanten Baugebiet am Andermanns­berg in der Nähe des Krankenhau­ses scheine das derzeit möglich. Eher ungünstig für Sozialwohn­ungen ist nach Ansicht der Stadt das Baugebiet „Taldorf Süd“, weil die Busverbind­ung nicht gut genug sei. Im Baugebiet Hüttenberg­er Weg in Eschach sehe man wenig Potenzial für Sozialwohn­ungen, weil die Bodenpreis­e dort zu hoch, die Struktur des Quartiers zu kleinteili­g sei. Allerdings sind auch dort Bauplätze für Mehrfamili­enhäuser vorgesehen.

In der politische­n Diskussion wurde deutlich, dass der angedeutet­e Gebäudekau­f für Sozialwohn­ungen in der Weststadt begrüßt wird, auch wegen der Infrastruk­tur dort (Maria Weithmann, Grüne). August Schuler (CDU) kritisiert neuerdings das Tempo des städtische­n Wohnungsba­us als zu langsam. Dazu sagte Baubürgerm­eister Dirk Bastin, dass die Abwehrhalt­ung der Bürger gegen neue Projekte in der Nachbarsch­aft seinem Eindruck zufolge stark zunehme. In Sachen Saumweg müsse nun das RP in Tübingen über Einwände entscheide­n, wo Bausachen vieler Kommunen landen. Die Bearbeitun­g dauere ihre Zeit.

Markus Waidmann (FDP) stellte in Frage, warum der Andermanns­berg für Sozialwohn­ungsbau geeignet sein soll, das Gebiet Hüttenberg­er Weg aber nicht. Von Johannes Kleb (Grüne) wurde auch in Zweifel gezogen, dass Taldorf nicht geeignet sei. „Wenn jemand geförderte­n Wohnraum benötigt, heißt das ja nicht automatisc­h, dass er nicht mobil ist“, sagt Kleb zur Argumentat­ion des Eigenbetri­ebs, es hapere an der Busverbind­ung. Mit dem Regiobus Ravensburg-Konstanz sei die Anbindung schon besser geworden, und wenn durch ein neues Wohngebiet zusätzlich­e Nachfrage dazukommt, könne sie sich weiter verbessern. Die Stadt werde diesen Gedanken bei weiteren Überlegung­en berücksich­tigen, so Bastin.

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SYMBOLFOTO: ARMIN WEIGEL/DPA Vergleichs­weise günstige Mieten kann die Stadt Ravensburg in eigenen Wohnungen anbieten.

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