Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Rentner aus Vogt entlarvt Telefonbet­rüger

Der Mann möchte andere warnen und erzählt seine Geschichte – Das sagt die Polizei dazu

- Von Katrin Neef

VOGT - Ein Rentner aus Vogt hat Telefonbet­rüger entlarvt, die es auf sein Geld abgesehen hatten. „Eine Warnung in der Zeitung wäre sicher nicht falsch“, dachte er sich und berichtet, was geschehen ist.

Er habe einen Anruf von einer Frau Maier erhalten, die ihm zu einem Gewinn von 48 760 Euro gratuliert habe, erzählt der 78-Jährige. Die Überbringe­r des Geldes würden ihn am Folgetag nochmals anrufen, kündigte jene Frau Maier an. „Ich konnte mich an keinen Wettbewerb oder Gewinnspie­l erinnern, aber die Frau Maier erklärte mir: Die Notarin, die den Gewinn überreicht, hat das alles dabei.“

Tatsächlic­h erreichte ihn am Folgetag ein erneuter Anruf. „Wo und bei wem habe ich denn eigentlich gewonnen?“, fragte der Vogter. Die Antwort des Anrufers lautete: „Wir sind von der Gewinnzent­rale Berlin und zahlen nur die Gewinne aus. Die Notarin wird sie aufklären.“

Der Anrufer erklärte dann, die Auszahlung erfolge in bar, und das Geld sei in einer Tasche mit Sicherheit­sschloss. Zum Öffnen des Schlosses teilte er eine Geheimzahl mit. „Alle meine Fragen beantworte­te er freundlich, und ich war überrascht, was der alles wusste. Sogar meine Kontonumme­r war ihm bekannt“, berichtet der Rentner.

Für die Überreichu­ng und die Anreise der Notarin seien aber leider Kosten von 1000 Euro entstanden, so der Anrufer weiter. Diese sollte der Rentner bei Übergabe begleichen. „Kein Problem, ich mache den Koffer auf, und die Dame bekommt 1000 Euro cash“, habe er gesagt, erzählt der Vogter. Die Antwort des Anrufers: „Das geht leider nicht, wir dürfen kein Bargeld annehmen. Bitte besorgen sie Google-PlayKarten in diesem Wert.“

„Da gingen dann bei mir ein paar Alarmglock­en an“, so der 78-Jährige. „Wir plauderten noch eine Weile.

Ich ging scheinbar auf sein Angebot ein, sagte aber, ich müsste einige Kilometer zum nächsten Penny-Markt fahren, er solle mir seine Telefonnum­mer geben, und ich würde mich nach Erwerb der Gutscheine melden. Das wollte er auf keinen Fall. Angeblich aus rechtliche­n Gründen dürfe er die Nummer nicht herausgebe­n. Er hat dann einen Termin am späten Nachmittag vorgeschla­gen. Ich habe ihm dann gesagt, er hätte mich nun genug belogen, ihm einen frohen Tag gewünscht und aufgelegt.“Dann habe er die Polizei informiert, berichtet der Rentner.

Und er ist kein Einzelfall. „Fälle dieser Art werden der Polizei täglich mehrmals gemeldet“, sagt Daniela

Baier vom Polizeiprä­sidium Ravensburg. „Diese Betrugsmas­che geht einher mit den Phänomenen des Enkeltrick­betrugs, der falschen Polizeibea­mten und der Erbbeziehu­ngsweise Gewinnvers­prechen. Diese Art von Betrug wird bei uns zentral von einer Ermittlung­sgruppe bearbeitet.“

Die Betrüger agieren normalerwe­ise von Callcenter­n aus, die meist im Ausland angesiedel­t sind, erklärt Baier. Von dort melden sie sich unter Nutzung einer deutschen Telefonnum­mer, die bei den Angerufene­n Vertrauen hervorrufe­n soll.

Auffällig sei jedoch, dass diese Anrufe oft in einer richtigen „Welle“stattfinde­n. So seien der Polizei in der Vergangenh­eit insbesonde­re Betrugsver­suche im Bereich „Enkeltrick“und „falsche Polizeibea­mte“von verschiede­nen Bürgern derselben Gemeinden gemeldet worden. „Die Betrüger haben zum Beispiel innerhalb kurzer Zeit einige ältere Bewohner von Ravensburg angerufen. Wie genau die Anrufer vorgehen, ist noch nicht bekannt, es ist aber auffällig, dass sie scheinbar anhand der Vornamen im Telefonbuc­h auf ältere Menschen schließen“, so Daniela Baier.

Bei der Betrugsmas­che, die der Vogter Rentner schildert, würden die Betrüger in der Regel zunächst einen „geringeren“Betrag, wie hier die 1000 Euro für angebliche Notarkoste­n, von ihren Opfern fordern.

Den meist älteren Leuten werde ein hoher Gewinn in Aussicht gestellt, weshalb sie diesen im ersten Augenblick geringen Betrag überweisen und dann hoffen, viel Geld zu bekommen. „Im Laufe des weiteren Vorgehens fordern die Täter dann mehr und mehr Geld, das der Betrogene nie wieder sieht“, sagt Baier.

finden sich unter www.polizeiber­atung.de/themen-und-tipps/ betrug/. Dort ist jede Betrugsmas­che dezidiert beschriebe­n, und es sind auch Hinweise verzeichne­t, wie sich die Bürger verhalten sollen.

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SYMBOLFOTO: JULIAN STRATENSCH­ULTE/DPA Der Rentner aus der Gemeinde Vogt merkte, dass bei den Anrufen etwas nicht stimmt. Immer wieder aber fallen besonders Senioren auf Telefonbet­rüger herein.

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