Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Dieser Geschäftsmann wagt trotz Krise Neues
Ersin Güngör plant gleich zwei Neueröffnungen in Ravensburg –Einstigen Ein-Euro-Shop baut er um
RAVENSBURG - Der Handel leidet unter der Corona-Krise, erste Läden haben wegen der mauen Umsätze auch schon endgültig geschlossen – doch dieser Geschäftsmann investiert gegen den Trend: Ersin Güngör will gleich zwei Läden in Ravensburg eröffnen und sieht in der Krise keine Gefahr, sondern eine Chance.
In der Ravensburger Unterstadt hat am Montag, 22. März, ein Geschäft mit dem Namen „The Refurbisher“aufgemacht. Dort verkauft Güngör generalüberholte Computer und Notebooks. Defekte Geräte der Marken Apple und Microsoft werden repariert. Er habe zwei Techniker vor Ort, sie seien auch zertifiziert für die Reparatur von Apple-Produkten, sagt der Gründer. Die Reparatur von Handys gehöre aber nicht zum Angebot. Ansprechen wolle er Privatleute und Gewerbebetriebe. Güngör setzt auf den Trend zur Nachhaltigkeit und kündigt an, er werde je verkauftem Produkt einen Baum pflanzen. „The Refurbisher“befindet sich in der Unteren Breiten Straße
in einem Ladengeschäft, in dem zuletzt E-Zigaretten und Zubehör verkauft wurden.
Das zweite und größere Projekt: Güngör lässt derzeit den ehemaligen Ein-Euro-Shop in der Oberen Breite Straße in Ravensburgs Unterstadt umbauen. Dort will er ein Lebensmittelgeschäft auf zwei Etagen mit rund 500 Quadratmetern Fläche eröffnen. Auch das Untergeschoss, das bisher Lagerfläche war, werde aufwendig saniert und in sein Konzept integriert.
Verkauft werden sollen Grundnahrungsmittel wie Nudeln und Reis, Obstund Gemüse – möglichst aus der Region, wo das nicht geht, will er auf fairen Handel achten, wie er sagt. Auch Nahrungsergänzungsmittel sollen zum Sortiment gehören. Das Konzept baue auf Nachhaltigkeit und Transparenz, kündigt er an. „Frelo“werde der Markt heißen, eine Abkürzung für „fresh and local“. Die Eröffnung ist für Mai geplant.
Er will sich als Nahversorger in der Unterstadt etablieren, zwei bis drei Jahre gebe er sich dafür Zeit. Gleichzeitig will er dort auch neue Modelle ausprobieren, wie Onlineshopping von Lebensmitteln und deren Auslieferung an die Kunden.
Der städtische Wirtschaftsförderer Andreas Senghas ist begeistert: „Es freut einen natürlich, dass auch in der Corona-Phase neue Konzepte in Ravensburg umgesetzt werden.“Güngör sei „ein toller, umtriebiger Unternehmer“.
Der Mann, der in unsicheren Zeiten so viel Optimismus mitbringt, ist 32 Jahre alt, kommt aus Ravensburg, arbeitete aber zuletzt für acht Jahre in der Schweiz. Inzwischen habe er zwei Kinder und wolle wieder in der Region Ravensburg leben, so Güngör.
„Beruflich schreibe ich seit zehn bis zwölf Jahren Konzepte für den Einzelhandel“, sagt er. Auch das Konzept der Firma „Blackbirds Fitness“für Fitnesszubehör und Nahrungsergänzungsmittel
mit Sitz in der Unteren Breite Straße 21 habe er erarbeitet.
Von der Kaufkraft in Ravensburg sei er fasziniert, der Fitnessladen habe schon alle Umsatzerwartungen übertroffen. „Solche Umsätze sind in einer Stadt in der Größe von Ravensburg nur selten zu finden“, ist er überzeugt.
Neueröffnungen haben in der aktuellen Corona-Krise Seltenheitswert. Die Stadt Ravensburg hat kürzlich einen Zwölf-Punkte-Plan vorgestellt, mit dem sie Handel, Gewerbe und Gastronomie in der Innenstadt beim Weg aus der Krise heraus begleiten will. Zu den Plänen zählt zum Beispiel, Restaurants mehr Platz im Freien zu geben sowie mehr Veranstaltungen im Zentrum anzubieten.
Die Krise macht ihm nicht unbedingt Angst, vielmehr sieht er darin Chancen: „Man hat jetzt die Gelegenheit, günstig Flächen anzumieten. Wegen des Leerstands kann man jetzt besser verhandeln als vorher.“Erste Teammitglieder für die neuen Projekte hat er schon um sich geschart.