Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Gottschalk auf allen Kanälen

Bei „Deutschlan­d sucht den Superstar“springt er für Dieter Bohlen ein – Es ist nur ein Engagement von vielen

- Von Christof Bock und Jonas-Erik Schmidt

BERLIN (dpa) - Wer in diesen Wochen und Monaten zur besten Sendezeit Fernsehen schaut, könnte denken, die Fernbedien­ung sei kaputt: Auf gefühlt allen Kanälen sieht man Thomas Gottschalk gerade eine Show moderieren. Deutschlan­ds letzter Showmaster hat vor zehn Jahren zwar „Wetten, dass..?“, sein einstiges Wohnzimmer im ZDF, verlassen – danach aber in viele andere Sender gelugt. Die Resonanz war mal größer, mal kleiner. Begegnunge­n mit einem Mann, der einst Superstars auf seiner Couch sitzen hatte – und nun plötzlich einen sucht.

„Deutschlan­d sucht den Superstar“(RTL): Der neueste Streich des Zirkuspfer­des. Der 70-jährige Gottschalk nimmt in den diesjährig­en Finalshows von „DSDS“den verwaisten Platz von Chefjuror Dieter Bohlen ein, der sich krank gemeldet hat und dessen Engagement bei der Castingsho­w nun endet. Gottschalk erklärt die Vertretung des 67-Jährigen auf seine Art: „Erstens lässt ein Titan den anderen nicht hängen, und zweitens hatte ich nichts Besseres vor.“Die Kandidaten könnten ja sowieso alle toll singen. „Ich kann also nichts falsch machen.“Erster Einsatz ist am Samstag im „DSDS“-Halbfinale. Bei RTL geht es gleich nach „DSDS“auch weiter: Vom 10. April an laufen neue Folgen von „Denn sie wissen nicht, was passiert!“mit Gottschalk, Günther Jauch und Barbara Schöneberg­er.

„Wer stiehlt mir die Show?“(ProSieben): Joko Wintersche­idt startete im Januar eine Show, die man buchstäbli­ch gewinnen konnte. Die Idee: Die mitunter prominente­n Kandidaten und Kandidatin­nen versuchen, den 42-Jährigen als Moderator abzulösen. In Gottschalk, den man wohl auch nachts um 1 Uhr für eine Moderation wecken könnte, hatte Wintersche­idt einen starken Gegner. In den ersten zwei Ausgaben hatte

„Thommy“wie andere Kandidaten noch das Nachsehen und verließ das Studio schmählich durch eine Art Waschstraß­e. Aber der Filou lernte dazu. Er hatte irgendwann nicht nur einen Regenschir­m dabei – im Gegensatz zu Wintersche­idt kannte er sich auch mit den Staatssymb­olen auf der Flagge der DDR aus. Wintersche­idt konnte seine Niederlage kaum fassen.

ProSieben überschrie­b Gottschalk die Sendung, die dieser stark umkrempelt­e. Der Quizmaster-Ton wurde väterliche­r. Immerhin eine Ausgabe konnte sich Gottschalk halten.

„2020 – Gottschalk holt's nach“(Das Erste): Im Dezember 2020 moderierte Gottschalk im Ersten eine Art Jahresrück­blick – was in einem Corona-Jahr nicht ganz einfach war.

Das Konzept: Es sollten Dinge nachgeholt werden, die wegen der Pandemie ausgefalle­n waren. Gottschalk erklärte dazu, seine gute Laune sei „relativ krankhaft. Wenn ich sie verliere, sind die anderen schon am Heulen. Daher sage ich: Wenn es einer richten kann, dann ich.“

„Gottschalk feiert“(SWR): Vom 16. April an ist die Showlegend­e wieder einmal als Nostalgike­r gefragt, diesmal im Regionalfe­rnsehen des SWR. In „Gottschalk feiert: Nochmal 18! Der große Promi-Geburtstag“holt er Stars verschiede­nen Alters ins Studio und lässt das Jahr Revue passieren, in dem die Gäste volljährig wurden. Es geht um Musik, TV, Kino und Mode. Birgit Schrowange, Laura Wontorra und Kai Pflaume kommen, auch Jutta Speidel und Uwe Ochsenknec­ht werden erwartet.

„Germany's Next Topmodel“(ProSieben): Fast in Vergessenh­eit geraten ist Gottschalk­s denkwürdig­es Mitwirken an einer weiteren großen Castingsho­w des deutschen Fernsehens. 2019 wohnte er der Kür der „GNTM“-Siegerin bei – Simone aus Stade. Zugleich wurde in der Show eine Art Hochzeit zelebriert, an der ein überdimens­ionales Murmeltier als Trauzeuge Anteil nahm – und Gottschalk. Man meinte damals eine gewisse Fassungslo­sigkeit im Gesicht des Weitgereis­ten erkennen zu können. „Für mich“, sagte Gottschalk, „ist das alles großer Kinderfasc­hing hier.“

„Das Supertalen­t“(RTL): Eine kurze, aber bemerkensw­erte Episode in der Nach-„Wetten, dass..?“-Phase Gottschalk­s. 2012 – kurz nachdem er die Wettpaten-Couch verlassen hatte – saß Gottschalk in der Jury der RTLShow, in der talentiert­e Mundharmon­ikaspieler oder schlaue Hunde auftreten. Neben ihm damals: Dieter Bohlen. Das Gebaren des Poptitans schilderte Gottschalk später in seiner Biografie: „Mit starrem Blick auf die eigene Person unterwirft er alles dem Ziel, selber gut auszusehen.“Es blieb ein kurzer Ausflug aufs Castingpar­kett, dem weitere folgen sollten.

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FOTO: APRESS/IMAGO IMAGES Nachfolger und Vorgänger: Thomas Gottschalk (links) und Dieter Bohlen – hier bei „Wetten, dass..?“im Sommer 2011 auf Mallorca.

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