Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Kampflos in Georgien
Deutsche Judoka mit Anna-Maria Wagner ziehen vor Grand Slam in Tiflis wegen Coronafällen zurück
RAVENSBURG - Judoka Anna-Maria Wagner vom KJC Ravensburg wollte beim Grand Slam in Tiflis das nächste Ausrufezeichen in der Olympiasaison setzen. Doch daraus wird nichts, weil die 24-Jährige ohne Wettkampf aus Georgien abreisen muss. Denn am späten Donnerstagabend zog der Deutsche Judobund (DJB) alle Athleten von dem Turnier ab, nachdem etliche Coronafälle im internationalen Trainingscamp bekannt geworden waren.
„Durch den Rückzug der Mannschaften gehen uns wichtige Punkte für die Olympia-Qualifikation verloren, aber die Gesundheit der Athleten hat absoluten Vorrang“, sagte DJB-Vorstandssprecher Frank Doetsch. „Wir müssen uns schützen, gerade die Olympiastarter“, zeigte die 24-jährige Wagner, die in der Gewichtsklasse bis 78 Kilogramm kämpft, am Freitag volles Verständnis für den Rückzug. Mit ihrem Grand-Slam-Erfolg in Tel Aviv vor wenigen Wochen im Rücken und als neue Nummer 4 der Weltrangliste wollte Wagner eigentlich ihre starke Form in Tiflis erneut unter Beweis stellen. Da der DJB auch für den Grand Slam in der Türkei in der kommenden Woche aus Sicherheitsgründen absagte, bleibt als nächste Möglichkeit erst die für Mitte April in Lissabon geplanten Europameisterschaften. Zuvor hält sich Wagner noch einmal in Deutschland auf, am Samstagvormittag sollte das Flugzeug in die Heimat abheben.
In Georgien funktionierte die um die Athleten gezogene Corona-Blase ganz offensichtlich nicht. Wie es am Freitagvormittag hieß, soll es im deutschen Frauenteam mit 16 Personen einen Fall gegeben haben, der noch weiter überprüft werden sollte – am Nachmittag meldete sich Wagners Gewichtsklassen-Konkurrentin Luise Malzahn positiv getestet. Das Männerteam mit 15 Vertretern beklagte sechs infizierte Personen. Die Athleten, die nach DJB-Angaben symptomfrei sind, befinden sich in Tiflis noch in unterschiedlichen Hotels in Quarantäne, die Rückholaktion wird für den DJB zu einer komplizierten Angelegenheit.
Das Trainingscamp – an dem die deutschen Judoka-Frauen nicht teilnahmen – begann am 10. März, alle Athleten wurden zuvor mehrfach getestet. Doch im Anschluss muss es Lücken im Hygiene- und Sicherheitskonzept der Organisatoren gegeben haben. Mit Trainern, Betreuern und Physiotherapeuten waren rund 1000 Personen vor Ort.