Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Fronreute muss viel bauen und viel zahlen
Bis 2024 zahlreiche Investitionen – Bürgermeister reagiert auf Kritik an Baugebieten
FRONREUTE - Neues Rathaus, neues Feuerwehrhaus, größere Schule: Fronreute hat in den kommenden Jahren viele Pflichtaufgaben zu finanzieren. Das wird finanziell anspruchsvoll. Mit zwei Enthaltungen hat der Gemeinderat den Haushalt für 2021 verabschiedet. Das sind die größten Projekte.
In Fronreute – einer Kommune mit weniger üppigen Gewerbesteuereinnahmen wie etwa in Berg – kostet die Dezentralität zusätzlich, wie Bürgermeister Oliver Spieß einmal mehr vor dem Gemeinderat hervorgehoben hat. So gibt es eben zwei Standorte für Schule und Feuerwehr sowie drei für die Kindergärten. Hinzu kommen auch mehr Straßen sowie längere Ver- und Entsorgungsleitungen, da Fronreute flächenmäßig zudem die viertgrößte Landgemeinde im Kreis ist.
2021 wird die grundlegend vergrößerte Schule in Blitzenreute für addiert 6,7 Millionen Euro fertiggestellt sein. Die drei Kindergärten sind in den Jahren davor erneuert und vergrößert worden, und die
Turnhalle in Blitzenreute ist schon ein Jahrzehnt alt. Sogar über zwei Jahrzehnte sind nun schon die drei Veranstaltungshäuser alt.
Bis 2024 folgen weitere Investitionen, einige davon starten 2021, die meisten dauern mehrere Jahre. Da sind aktuell die Sanierung des alten Pfarrhauses (303 000 Euro), dann danach ein Neubau des Rathauses (3,5 Millionen Euro), der Neubau des Feuerwehrhauses Blitzenreute (3 Millionen Euro), die Erweiterung der Unterkünfte für Asylbewerber (600 000 Euro), das HochwasserRückhaltebecken (390 000 Euro), der Breitband-Ausbau (7 Millionen) und die Anbindung der Abwasserkanäle im Raum Fronhofen an die Kläranlage Kanzach in Berg (3 Millionen). Nach 2024 steht noch die Erneuerung der Schule in Fronhofen für wohl auch über 4 Millionen Euro an.
Letztlich – so Spieß – sind dies alles Pflichtaufgaben, um die Fronreute nicht herumkommt. Einzige freiwillige Aufgabe wäre der Bau der Schenkenwaldbrücke für 1,1 Millionen Euro. Aber das ist noch nicht beschlossen. Allen diesen Projekten gemein ist, dass die nächste Generation
davon Nutzen hat und eben nicht nur Schulden schultern muss.
Zumindest rein rechtlich gesehen freiwillig sind die Kosten für den Grunderwerb, um in den kommenden mindestens zwölf Jahren nach und nach sechs Baugebiete zu realisieren. Mit Blick auf öffentliche Kritik daran – auch in Leserbriefen – ging Bürgermeister Oliver Spieß darauf ein und betonte zunächst: Nach jedem Artikel über Baugebiete in der Zeitung stünden in den folgenden Tagen die Telefone nicht still. Die Nachfrage nach Wohnraum ist da, auch von Einheimischen. Und auf dem Land dominiert bei fast allen Bauinteressenten eben der Wunsch nach einem Einfamilienhaus mit Garten.
Für die Realisierung dieser Baugebiete geht die Gemeinde Fronreute erst mal in Vorleistung und tätigt Grundstückskäufe, die Planung und die Erschließung. Anschließend erfolgt der Verkauf – im Grunde nie mit Verlust. Insofern unterscheidet Kämmerin Daniela Fießinger bei den Investitionen auch zwischen solchen in den langfristigen Bestand der Gemeinde (das sind die genannten Bauten) und der Finanzierung von Baugebieten,
was schlicht Liquidität erfordert.
Beides zusammen ergibt für 2021 einen Finanzierungsmittelbedarf von 10,3 Millionen Euro. Davon sind 5,7 Millionen Euro für Grundstückskäufe (Baugebiete, Feuerwehrhaus) eingeplant und 3,2 Millionen für die letzte Rate zum Schulbauprojekt in Blitzenreute.
Für diese Summe muss Fronreute großteils Darlehen aufnehmen. Als günstig immerhin erweisen sich die historisch günstigen Zinsen derzeit. Und dennoch meinte man bei Nennung der Summen im Gemeinderat und auch unter den gut zehn Zuhörern, in die Stille dann doch das eine oder andere Schlucken hören zu können. Der Schuldenanstieg ist auch deshalb deutlich, da 2020 Darlehen nicht aufgenommen werden mussten, was letztlich aber nur ins aktuelle Jahr verschoben worden ist. Demnach steigen die Verbindlichkeiten bis Jahresende in der Kernverwaltung von 4,0 Millionen auf 12,7 Millionen Euro. Berücksichtigt man noch zusätzlich die separat geführte Wasserversorgung, handelt es sich um einen Anstieg von 6 Millionen auf 15,4 Millionen Euro.