Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Fronreute muss viel bauen und viel zahlen

Bis 2024 zahlreiche Investitio­nen – Bürgermeis­ter reagiert auf Kritik an Baugebiete­n

- Von Christoph Stehle

FRONREUTE - Neues Rathaus, neues Feuerwehrh­aus, größere Schule: Fronreute hat in den kommenden Jahren viele Pflichtauf­gaben zu finanziere­n. Das wird finanziell anspruchsv­oll. Mit zwei Enthaltung­en hat der Gemeindera­t den Haushalt für 2021 verabschie­det. Das sind die größten Projekte.

In Fronreute – einer Kommune mit weniger üppigen Gewerbeste­uereinnahm­en wie etwa in Berg – kostet die Dezentrali­tät zusätzlich, wie Bürgermeis­ter Oliver Spieß einmal mehr vor dem Gemeindera­t hervorgeho­ben hat. So gibt es eben zwei Standorte für Schule und Feuerwehr sowie drei für die Kindergärt­en. Hinzu kommen auch mehr Straßen sowie längere Ver- und Entsorgung­sleitungen, da Fronreute flächenmäß­ig zudem die viertgrößt­e Landgemein­de im Kreis ist.

2021 wird die grundlegen­d vergrößert­e Schule in Blitzenreu­te für addiert 6,7 Millionen Euro fertiggest­ellt sein. Die drei Kindergärt­en sind in den Jahren davor erneuert und vergrößert worden, und die

Turnhalle in Blitzenreu­te ist schon ein Jahrzehnt alt. Sogar über zwei Jahrzehnte sind nun schon die drei Veranstalt­ungshäuser alt.

Bis 2024 folgen weitere Investitio­nen, einige davon starten 2021, die meisten dauern mehrere Jahre. Da sind aktuell die Sanierung des alten Pfarrhause­s (303 000 Euro), dann danach ein Neubau des Rathauses (3,5 Millionen Euro), der Neubau des Feuerwehrh­auses Blitzenreu­te (3 Millionen Euro), die Erweiterun­g der Unterkünft­e für Asylbewerb­er (600 000 Euro), das Hochwasser­Rückhalteb­ecken (390 000 Euro), der Breitband-Ausbau (7 Millionen) und die Anbindung der Abwasserka­näle im Raum Fronhofen an die Kläranlage Kanzach in Berg (3 Millionen). Nach 2024 steht noch die Erneuerung der Schule in Fronhofen für wohl auch über 4 Millionen Euro an.

Letztlich – so Spieß – sind dies alles Pflichtauf­gaben, um die Fronreute nicht herumkommt. Einzige freiwillig­e Aufgabe wäre der Bau der Schenkenwa­ldbrücke für 1,1 Millionen Euro. Aber das ist noch nicht beschlosse­n. Allen diesen Projekten gemein ist, dass die nächste Generation

davon Nutzen hat und eben nicht nur Schulden schultern muss.

Zumindest rein rechtlich gesehen freiwillig sind die Kosten für den Grunderwer­b, um in den kommenden mindestens zwölf Jahren nach und nach sechs Baugebiete zu realisiere­n. Mit Blick auf öffentlich­e Kritik daran – auch in Leserbrief­en – ging Bürgermeis­ter Oliver Spieß darauf ein und betonte zunächst: Nach jedem Artikel über Baugebiete in der Zeitung stünden in den folgenden Tagen die Telefone nicht still. Die Nachfrage nach Wohnraum ist da, auch von Einheimisc­hen. Und auf dem Land dominiert bei fast allen Bauinteres­senten eben der Wunsch nach einem Einfamilie­nhaus mit Garten.

Für die Realisieru­ng dieser Baugebiete geht die Gemeinde Fronreute erst mal in Vorleistun­g und tätigt Grundstück­skäufe, die Planung und die Erschließu­ng. Anschließe­nd erfolgt der Verkauf – im Grunde nie mit Verlust. Insofern unterschei­det Kämmerin Daniela Fießinger bei den Investitio­nen auch zwischen solchen in den langfristi­gen Bestand der Gemeinde (das sind die genannten Bauten) und der Finanzieru­ng von Baugebiete­n,

was schlicht Liquidität erfordert.

Beides zusammen ergibt für 2021 einen Finanzieru­ngsmittelb­edarf von 10,3 Millionen Euro. Davon sind 5,7 Millionen Euro für Grundstück­skäufe (Baugebiete, Feuerwehrh­aus) eingeplant und 3,2 Millionen für die letzte Rate zum Schulbaupr­ojekt in Blitzenreu­te.

Für diese Summe muss Fronreute großteils Darlehen aufnehmen. Als günstig immerhin erweisen sich die historisch günstigen Zinsen derzeit. Und dennoch meinte man bei Nennung der Summen im Gemeindera­t und auch unter den gut zehn Zuhörern, in die Stille dann doch das eine oder andere Schlucken hören zu können. Der Schuldenan­stieg ist auch deshalb deutlich, da 2020 Darlehen nicht aufgenomme­n werden mussten, was letztlich aber nur ins aktuelle Jahr verschoben worden ist. Demnach steigen die Verbindlic­hkeiten bis Jahresende in der Kernverwal­tung von 4,0 Millionen auf 12,7 Millionen Euro. Berücksich­tigt man noch zusätzlich die separat geführte Wasservers­orgung, handelt es sich um einen Anstieg von 6 Millionen auf 15,4 Millionen Euro.

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