Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Gustav-Werner-Tag Trainer verschickt Mut-mach-Pakete

Rettungsan­stalter für Menschen in Not „Kämpfer-Geschichte­n“sollen Kickern Mut machen

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- Menschen im Quartier erreichen und mit Partnern zusammenar­beiten sowie personenze­ntrierte, individuel­l auf den Bedarf zugeschnit­tene Angebote, sind Inhalte sozialer Arbeit, die die Stiftung Bruderhaus Diakonie aktuell weiterentw­ickelt. Dazu waren Verantwort­liche in acht Regionen in Baden-Württember­g am 12. März im Gespräch mit Vertreteri­nnen und Vertretern von Kreisen, Kommunen und Kirche. In der Bruderhaus­Diakonie gilt der 12. März als Gustav-Werner-Tag – in Erinnerung an den Geburtstag des Stiftungsg­ründers, den Theologen Gustav Werner. Mit Hilfe von Freunden und Förderern errichtete er im 19. Jahrhunder­t in Württember­g an vielen Orten Rettungsan­stalten für Kinder und Menschen in Not.

Normalerwe­ise arbeiten am Gustav-Werner-Tag Persönlich­keiten aus Politik, Wirtschaft, Kirche und Gesellscha­ft für zwei bis drei Stunden ehrenamtli­ch in einer Einrichtun­g der Bruderhaus Diakonie. Corona-bedingt fand der Tag in diesem Jahr aber digital statt. In der Region BodenseeOb­erschwaben sprachen Regionalle­itung Sigrun Rose-Weine sowie Tobias Günther, Fachbereic­hsleitung Altenhilfe, mit dem Sozialdeze­rnenten des Kreises Ravensburg, Reinhard Friedel. Friedel, seit 1. Februar dieses Jahres im Amt, freute sich über die Möglichkei­t zu einem ersten Austausch. Er finde die Idee des Gustav-WernerTags „richtig klasse“, sagte er. „Gerne hätte ich mitangepac­kt.“

In dem gut einstündig­en Gespräch betonten beide Seiten ihren Wunsch nach Zusammenar­beit. Eine große Herausford­erung der kommenden Jahre wird die Entwicklun­g der Kurzzeitpf­lege sein. Die von Tobias Günther vorgestell­ten Projekte der Bruderhaus­Diakonie stimmten den Sozialdeze­rnenten zuversicht­lich. „Sie treffen da genau meinen Nerv, das ist wirklich alles sehr schlüssig“, kommentier­te Friedel die Pläne der Bruderhaus­Diakonie zum Ausbau der Tagespfleg­eangebote in Ravensburg, Weingarten und Wangen. Er gab aber zu bedenken, auch den Bedarf an Pflegepers­onal sowie die entspreche­nden Ausbildung­splätze einzuplane­n. Hier sei die Bruderhaus­Diakonie bestens aufgestell­t, betonte Fachbereic­hsleiter Günther. „Personal-Leasing ist bisher bei uns kein Thema.“

Um der wachsenden Nachfrage nach Pflegeplät­zen perspektiv­isch gerecht zu werden, müssten auch die Weichen dafür gestellt werden, dass Menschen erst gar nicht so schnell in eine Pflegesitu­ation kommen, sagte Sigrun Rose-Weine. „In diesem Zusammenha­ng sind der Quartiersg­edanke und Barrierefr­eiheit sehr wichtig, wenn es um die Gestaltung von Wohnraum geht“, so die Regionalle­iterin. Das Thema nehme er mit in den Sozialauss­chuss, versprach Reinhard Friedel. Denn die Punkte Pflege und Pflegeplat­zbedarf stünden für die nächsten Jahre ganz oben auf seiner To-doListe, ergänzte er: „Ich freue mich auf die Zusammenar­beit mit Ihnen.“

BODNEGG-ROSENHARZ – Unerwartet­e Post bei allen Kickern vom FC Rosenharz. Der Absender: ihr Trainer Holger Zielonka. Die Fußballspi­eler mit Einschränk­ungen leben in Wohnhäuser­n der Stiftung Liebenau. In den Mut-mach-Paketen befand sich unter anderem ein Buch von David Kadel, das Kindern, Jugendlich­en und auch Erwachsene­n in schwierige­n Zeiten Mut machen soll, so wie jetzt in der Pandemie.

„Genau vor einem Jahr feierte der FC Rosenharz einen seiner größten Erfolge in der Vereinsges­chichte“, schildert Trainer Holger Zielonka aus Ravensburg. Bei der Hallenfußb­all-Qualifikat­ion Baden-Württember­g Süd der Special Olympics im Februar 2020 standen beide Teams gegeneinan­der im Finale und qualifizie­rten sich für das Landesfina­le in Karlsruhe. Doch Freude und Euphorie der Rosenharze­r Kicker waren nur von kurzer Dauer. Turniere und Spiele wurden wegen der CoronaPand­emie abgesagt. „Da solch ein Erfolg nicht alle Jahre vorkommt, hält die Enttäuschu­ng der Kicker bis heute an,“meint Zielonka.

Alle leiden mehr oder weniger stark unter der derzeitige­n Situation. Dem wollte Trainer Zielonka etwas entgegense­tzen, fühlt er sich doch auch während der Zwangspaus­e „seinen“Fußballeri­nnen und Fußballern verantwort­lich. Er schnürte Pakete unter anderem mit dem Buch „Wie man Riesen bekämpft“von David Kadel. In dem Buch, das es auch als EBook gibt, schreiben 35 Prominente unter anderem Samuel Koch, Fußball-Weltmeiste­r Matthias Ginter

Anita Asal ist total fasziniert von den Mut-mach-Geschichte­n.

oder SKY-Moderatori­n Britta Hofmann. In ihren Mut-mach-Texten geben sie persönlich­en Einblick, wie sie in schwierige­n Lebenssitu­ationen das Kämpfen gelernt haben, um ihre „Riesen“zu besiegen.

Die von Zielonka erhoffte Wirkung ließ nicht lange auf sich warten. Torwart Fabian Biber schildert etwa: „Besonders berührt hat mich die Geschichte von Heiko Herrlich. Sie hat mich interessie­rt, weil er auch ein Fußballer ist wie ich. Ich finde es toll,

wie er mit seiner Krankheit umgegangen ist und auf Gott vertraut hat. Ich hatte sogar Gänsehaut beim Lesen. Ich bin jetzt dankbarer, dass ich gesund bin. Ein Superbuch! Ich werde es immer wieder lesen, gerade wenn es mir mal nicht gut geht. Holger ist der beste Trainer der Welt!“

Auch Anita Asal hat gleich geschmöker­t. Über die Geschichte von der 27-jährigen Bahnrad-Fahrerin Kristina Vogel, die seit einem Sportunfal­l querschnit­tsgelähmt ist, meint sie: „Als ich diese Geschichte gelesen habe, war ich total fasziniert, wie sie mit ihrem Schicksals­schlag umgeht. Es hat mich zum Nachdenken gebracht. Wir sollten niemals die Lust am Leben verlieren, auch wenn plötzlich alles anders kommt. Man lebt nur einmal.“Anita Asal gibt anderen den Rat: „Genießt das Leben. Es ist toll, auch wenn man anders ist. Ich bin dankbar dafür und weiß es zu schätzen, dass ich laufen und jeden Tag mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren kann“.

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FOTO: STIFTUNG LIEBENAU
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