Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Schnelles Internet für Schulen bis 2023
Stadt Weingarten rüstet Gymnasiasten mit Endgeräten aus – Umfangreicher Breitbandausbau
WEINGARTEN - Die Pandemie befeuert die Digitalisierung und veranlasst Schulträger, auf das sogenannte Homeschooling zu reagieren. Weingartens Schülerinnen und Schüler sind für den Distanzunterricht jetzt besser ausgerüstet als im März vergangenen Jahres zu Beginn der Corona-Pandemie. Allerdings muss die Stadt für die Digitalisierung der Schulen bis 2023 noch viel Geld in die Hand nehmen.
Nicht jeder Haushalt kann sich unkompliziert den Schulschließungen anpassen. Meist fehlt es an Endgeräten, um von zu Hause aus zu lernen. „Bereits nach der ersten Pandemiewelle hatten die städtischen Schulen im Sommer 2020 einen Bedarf von mindestens 140 Endgeräten ermittelt, um jedem Schüler unabhängig von der Einkommenssituation der Eltern bei Bedarf Fernunterricht zu ermöglichen“, sagt Sabine Weisel, Pressesprecherin der Stadt Weingarten. „Unter anderem mit den Mitteln aus dem Sofortausstattungsprogramm konnte zwischenzeitlich weit mehr als das Mindestmaß an gemeldeten Endgeräten für die Schulen beschafft werden.“
Wo digitaler Unterricht im ersten Lockdown nicht möglich war, seien Schüler von den Lehrern persönlich mit Lernmaterial versorgt worden, zum Beispiel über ein Offenes Fenster
in der Schule zur Abholung, so Sarah Schnetz, Abteilungsleiterin für Bildung, Sport und Vereine.
Schülerinnen und Schüler der Klassen fünf bis zehn, die noch kein Tablet, keinen Laptop oder sonstige passende Endgeräte hatten, haben von der Stadt Weingarten Ende Dezember 20 Laptops bekommen. „Die Geräte seien eine Leihgabe der Firma CHG“, heißt es in einer Pressemitteilung des Gymnasiums. Dazugehörige Mäuse und Laptop-Taschen hat die Stadt gesponsert. Weitere zehn Arbeitsgeräte lägen auf Reserve bereit. Mitte Dezember wurden zusätzlich 16 iPads geliefert, denen noch weitere folgen.
Fünf Schulen bekamen insgesamt 350 Endgeräte. Davon sind 60 Notebooks über die Bürgerstiftung Weingarten an die Stadt gespendet worden, so Weisel. Die anderen Geräte hat die Stadt eingekauft. Dafür wurden finanzielle Mittel in Höhe von 175 542 Euro aus dem Sofortausstattungsprogramm des Landes verwendet.
Mit der Verteilung von Laptops macht das Gymnasium einen weiteren Schritt bei der Digitalisierung, auf die bereits vor der Pandemie über den Digitalpakt des Landes reagiert wurde. Die Schule setzt momentan den Medien-Entwicklungsplan (MEP) durch, sagt Ulli Zimmermann, Mitglied des Schulleitungsteams. Den MEP durchlaufen viele
Schulen. Das Schulamt, das Kreismedienzentrum und die Stadtverwaltung stimmen die Pläne mit den jeweiligen Schulen ab. „Die gemeinsame Mammutaufgabe für Land und Schulträger beschäftigt uns noch über Jahre hinweg“, heißt es seitens der Stadt Weingarten.
Der Plan umfasse sieben Phasen, in denen Nachweise über Maßnahmen zur Digitalisierung getroffen werden. Diese beinhalten die Breitbandanbindung, die Vernetzung in den Gebäuden, einen stabilen Server, die technische Ausstattung der Klassenräume sowie mobile Endgeräte. Der Bund stelle Geld aus dem Digitalisierungspakt zur Verfügung. Die Stadt Weingarten verwaltet die finanziellen Mittel als Träger aller Schulen. „Über dieses Programm sind aktuell 175 000 Euro für die fünf Schulen in städtischer Trägerschaft nach Weingarten geflossen“, sagt Weisel. Die Modernisierung sei dennoch eine „enorme finanzielle Herausforderung“. Deshalb verhandeln die kommunalen Spitzenverbände aktuell mit dem Land über weitere und höhere finanzielle Zuschüsse. Ziel der Stadt sei es, die grundlegenden Voraussetzungen im Laufe dieses Jahres an der Schule am Martinsberg, 2022 an Realschule und Gymnasium und 2023 an der Werkrealschule der Talschule zu schaffen. Die Grundschule Talschule werde im Rahmen des Neubaus auf den neuesten Stand der Digitalisierung gebracht. Die Schussentalschule ist aktuell bereits sehr gut digital ausgestattet laut der Stadtverwaltung.
Das Gymnasium hat bereits vier von sieben Phasen erfolgreich abgeschlossen. Zu Beginn der Phase fünf sind veraltete Geräte unter anderem durch neue ersetzt worden. „In den vergangenen drei Jahren hat jedes Klassenzimmer eine Dokumentenkamera und einen Beamer bekommen“, sagt Zimmermann. Außerdem bekomme jedes der 45 Klassenzimmer einen Desktop-Rechner inklusive SSD-Festplatte, so der Mathelehrer. Die technische Ausstattung läuft. Die Hardware sei bereits an der Realschule installiert, so Zimmermann.
Allein das Schulzentrum brauche circa 75 sogenannte Ausleuchtungspunkte für funktionierendes Internet. Die Kosten für einen geeigneten Ausleuchtungspunkt betragen laut Stadtverwaltung 280 Euro. Dank qualifizierter Schulhausmeister können diese im Schulzentrum und in der Talschule in Eigenregie installiert werden. „Die Installation in der Realschule ist seit Ende 2020 abgeschlossen. Im Gymnasium und der Talschule soll sie zum Frühjahr abgeschlossen sein“, so Weisel. Begleitend zu den Hardware-Maßnahmen gibt es Lehrerfortbildungen durch das Regierungspräsidium und schulinterne Maßnahmen.