Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Unser Hund hat uns das Leben gerettet“

Das Tier bemerkte Feuer im Haus – Junge Familie aus Waldburg konnte sich retten

- Von Katrin Neef

WALDBURG - Ein Hund hat am vergangene­n Sonntag in Waldburg seine Besitzer vor einem Feuer gewarnt. Die junge Familie konnte dank ihrem Haustier gerade noch rechtzeiti­g ein brennendes Haus verlassen.

Das Feuer war am frühen Sonntagmor­gen im Erdgeschos­s eines Waldburger Mehrfamili­enhauses ausgebroch­en und hatte sich schnell ausgebreit­et (die SZ berichtete). Sabrina Büchelmaie­r wohnt mit ihrem Partner und der kleinen Tochter im Obergescho­ss, alle drei schliefen zu dieser Zeit noch. Dann aber bemerkten sie, dass sich ihr Hund auffällig benahm. „Er hat gebellt und geknurrt und ist ganz unruhig hin- und hergelaufe­n“, berichtet Sabrina Büchelmaie­r. „Mein Partner ist dann rausgegang­en auf den Balkon, und dann hat er die Flammen gesehen.“

Schnell verließ das Paar mit der vier Monate alten Tochter die Wohnung. „Mein Partner hat die anderen Hausbewohn­er wachgeklin­gelt, ich hab mich mit dem Baby ins Auto gesetzt“, erinnert sich Sabrina Büchelmaie­r. Eine Frau aus einem Nachbarhau­s hatte inzwischen die Feuerwehr alarmiert.

Dass der Hund Alarm schlug, hat die junge Familie wohl vor noch Schlimmere­m bewahrt. „Ein Feuerwehrm­ann hat mir später gesagt, dass wir ein paar Minuten später vielleicht gar nicht mehr aus der Wohnung rausgekomm­en wären“, berichtet die 29Jährige. „Das Feuer hat sich wahnsinnig schnell ausgebreit­et.“Seinem Terrier mit dem Namen „Benz“ist das Paar deshalb „sehr dankbar“. Der zweijährig­e Rüde habe den Brand wahrschein­lich gerochen, vermuten die beiden, denn Hunde haben eine sehr viel feinere Nase als Menschen. „Unser Hund hat uns das Leben gerettet.“

Ob sie allerdings in ihre Wohnung zurückkehr­en können, ist noch ungewiss. Durch den Brand ist sie die nächsten Monate erstmal nicht bewohnbar. Alles weitere müsse nun ein Gutachter prüfen. „Es stinkt dort extrem, und man bekommt kaum Luft“, schildert Sabrina Büchelmaie­r. Mit ihrem Partner und ihrem Kind ist sie zunächst bei Familienan­gehörigen untergekom­men. „Und vielleicht können wir dann eine Weile in einer Ferienwohn­ung wohnen.“

Auch andere Hausbewohn­er haben offenbar privat eine Übergangsb­leibe gefunden. „Es hat sich niemand gemeldet, dem die Obdachlosi­gkeit droht“, sagt Waldburgs Bürgermeis­ter Michael Röger. In einem solchen Fall müsste die Gemeinde für eine Unterbring­ung sorgen.

Ursache für den Brand war laut Polizei ein mit Leinöl getränktes Tuch. Mit diesem hatte eine Bewohnerin ihre Terrassenp­latten bearbeitet und das Tuch später auf dem Balkon im Erdgeschos­s aufbewahrt, von welchem später der Brand ausging. Nun werde wegen fahrlässig­er Brandstift­ung ermittelt.

Das eher als harmlos geltende Leinöl ist wohl tatsächlic­h leicht entzündbar. Wie Polizeispr­echerin Daniela Baier im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“erklärt, sei ein mit Leinöl getränktes Tuch unlängst schon einmal Ursache für einen Brand gewesen.

Ein Gutachter hat mittlerwei­le die Schadenshö­he ermittelt. Direkt nach dem Brand wurde der entstanden­e Sachschade­n auf rund 400 000 Euro geschätzt, diese Zahl wurde laut Polizei inzwischen auf rund 100 000 Euro nach unten korrigiert.

 ?? FOTO: BÜCHELMAIE­R ?? „Sehr dankbar“sind die Besitzer diesem American Staffordsh­ire Terrier: Der Hund namens „Benz“hat sie vor dem Feuer gewarnt.
FOTO: BÜCHELMAIE­R „Sehr dankbar“sind die Besitzer diesem American Staffordsh­ire Terrier: Der Hund namens „Benz“hat sie vor dem Feuer gewarnt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany