Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Herzenskandidatenschwiegermütterschwärme
Die politische Lage in Deutschland zeigt, dass man zwar der „Kandidat der Herzen“sein kann, Schwiegermutters Liebling aber ein anderer wird. Die Rede ist von den vorerst gescheiterten Kanzleranwärtern Markus Söder (Herzenskandidat) und Robert Habeck (Schwiegermütterschwarm). Natürlich muss man bei solchen Zuschreibungen darauf achten, von wem sie kommen. Im Falle von Söder stammt sie von CSU-Generalsekretär Markus Blume. Dazu muss man wissen, dass der Herr mit dem floralen Namen fest angestellter Söder-Getreuer
ist, zu dessen Stellenbeschreibung es gehört, seinen Chef zu lobpreisen.
Ein bisschen ist das so wie in der katholischen Kirche: In Rom kann man auch nicht Privatsekretär des Papstes sein und zugleich heimlicher Protestant. Andererseits kann man nie so genau wissen, was ein Arbeitnehmer von seinem Chef hält. Vielleicht glaubt Markus Blume gar nicht wirklich, dass Söder ein „Kandidat der Herzen“ist, weil er ihn dafür einfach zu gut kennt.
Generell ist es ein Problem, dass Leute glauben, andere einschätzen zu können, und dabei einem Irrtum aufsitzen. Zur Sicherheit ist es also besser, anderen Menschen grundsätzlich nicht fahrlässig positive Eigenschaften zu unterstellen. Sollte sich später herausstellen, dass ein Söder doch nur der Kandidat der CSU-Herzbuben ist. Oder Robert Habeck, der angeblich von Schwiegermüttern geliebt wird, zu seiner eigenen Schwiegermutter recht gemein ist. Da hat es SPD-Kandidat Olaf Scholz gut. Dem unterstellt niemand, jemandes Liebling oder gar Herzbube zu sein. (nyf )