Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Zwischenlösung für Xaverius-Kindergarten in Weingarten
Im September beginnt der Abriss, anschließend kommt der Neubau – Doch wohin dann mit den Kleinen?
WEINGARTEN - Im September sollen die Bagger anrücken: Dann beginnt der Neubau des Xaverius-Kindergartens. Doch wo die Kleinen dann unterkommen sollen stand, bislang noch nicht fest. Jetzt hat die Stadt dem Weingartener Gemeinderat eine Interimslösung vorgelegt.
Wie der Gemeinderat am Montagabend zustimmte, sollen die Kinder während der Bauzeit im Gebäude der Ravensburger Straße 33 betreut werden. Dort war ehemals das Kindernest/Bullerbü untergebracht. Der neue Standort ist damit knapp 1,5 Kilometer vom Xaverius Kindergarten entfernt. Laut Fachbereichsleiter Rainer Beck umfasse der Ausweichstandort in Abstimmung mit dem Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg 64 Betreuungsplätze. Aktuell seien es aber 69. Die Anzahl der Plätze werde für die Bauzeit des Xaverius-Kindergartens entsprechend reduziert. Doch eine weiteres Problem kommt hinzu: Vor dem Bezug muss die Stadt die Räume renovieren. Wie teuer das sein wird, konnte Beck noch nicht beziffern.
Die Kosten für den Neubau des Xaverius-Kindergartens belaufen sich auf knapp fünf Millionen Euro. Der Hauptanteil der Investition – mit 4,2 Millionen Euro berechnet – liegt in städtischer Hand. Bund und Land bezuschussen das Projekt mit 217 000 Euro. Als Bauherr geht die katholische Kirchengemeinde St. Martin von zwei Jahren Bauzeit aus. 2023 sollen die Kinder einziehen.
Doch damit ist die schwierige Kitaplatz-Situation nicht gelöst. Wie Beck weiter ausführte, steigt der Bedarf laut Prognose weiter. Um diesen kurzfristig zu decken hat der Gemeinderat auf Vorschlag der Stadtverwaltung weitere Standorte zur Prüfung beauftragt. In einzelnen sind dies der Rote Platz bei der Sporthalle Promenade, eine Freifläche bei der Talschule und eben die Ravensburgers Straße 33. Die Zeit drängt: Schon in einer der kommenden Sitzungen will Beck „belastbare Zahlen“bezüglich der Grundstücke, Räume, Kosten und Fertigstellung vorlegen.
Konkreter sind dagegen die Planungen für die Einrichtung eines Waldkindergartens in Nessenreben und einer Außengruppe des St.-Elisabeth-Kindergartens im Einkaufszentrum Untere Breite, die im Mai vergangenen Jahres beschlossen wurden. Für diese beiden Lösungen will die Stadt nun Zuschüsse beim Regierungspräsidium beantragen. Für den Waldkindergarten könnte Weingarten laut Beck 99 400 Euro bekommen. Das wären 70 Prozent der Herstellungskosten. Für den Umbau Untere Breite 77 0000 Euro.
Wie mehrfach berichtet ist die Situation bei den Kitas sehr angespannt. Die Gründe dafür sind vielfältig. Zum einen machen immer mehr Eltern den Rechtsanspruch auf einen Platz geltend, insbesondere bei der Betreuung von Kindern unter drei Jahren.
Zum anderen hat das Land entschieden, den Einschulungsstichtag vom 30. September auf den 30. Juni vorzuziehen. Dadurch werden weniger Kindergartenkinder in die Grundschulen wechseln und noch ein weiteres Jahr im Kindergarten bleiben.
Gleichzeitig steigen die Kosten für die Betreuung enorm an. Betrugen die Kosten im Jahr 2013 noch knapp 3,8 Millionen Euro, sind es 2018 schon fast sieben Millionen. Für 2020 fallen Kosten in Höhe von 7,3 Millionen Euro an. Dem gegenüber stehen Einnahmen im Jahr 2013 von rund 2,1 Millionen, 2018 von knapp 2,6 Millionen und 2020 2,7 Millionen. Investitionen für Sanierungen oder Neubauten trägt die Stadt zu 90 Prozent, wie den Neubau des Xaverius-Kindergartens.
An den Elternbeiträgen hat die Stadt in den letzten Jahren kaum etwas verändert. Eine Anhebung um zehn Prozent, wie sie die Stadtverwaltung 2019 vorgesehen hatte, war schon im Vorfeld der Abstimmung im Gemeinderat am massiven Widerstand gescheitert. Der Vorschlag wurde erst gar nicht eingebracht. Außerdem stiegen die Zuschüsse des Landes nicht. Im Gegenteil. Sie gingen laut Kämmerei von 2016 auf 2017 sogar leicht zurück.