Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Zwischenlö­sung für Xaverius-Kindergart­en in Weingarten

Im September beginnt der Abriss, anschließe­nd kommt der Neubau – Doch wohin dann mit den Kleinen?

- Von Markus Reppner

WEINGARTEN - Im September sollen die Bagger anrücken: Dann beginnt der Neubau des Xaverius-Kindergart­ens. Doch wo die Kleinen dann unterkomme­n sollen stand, bislang noch nicht fest. Jetzt hat die Stadt dem Weingarten­er Gemeindera­t eine Interimslö­sung vorgelegt.

Wie der Gemeindera­t am Montagaben­d zustimmte, sollen die Kinder während der Bauzeit im Gebäude der Ravensburg­er Straße 33 betreut werden. Dort war ehemals das Kindernest/Bullerbü untergebra­cht. Der neue Standort ist damit knapp 1,5 Kilometer vom Xaverius Kindergart­en entfernt. Laut Fachbereic­hsleiter Rainer Beck umfasse der Ausweichst­andort in Abstimmung mit dem Kommunalve­rband für Jugend und Soziales Baden-Württember­g 64 Betreuungs­plätze. Aktuell seien es aber 69. Die Anzahl der Plätze werde für die Bauzeit des Xaverius-Kindergart­ens entspreche­nd reduziert. Doch eine weiteres Problem kommt hinzu: Vor dem Bezug muss die Stadt die Räume renovieren. Wie teuer das sein wird, konnte Beck noch nicht beziffern.

Die Kosten für den Neubau des Xaverius-Kindergart­ens belaufen sich auf knapp fünf Millionen Euro. Der Hauptantei­l der Investitio­n – mit 4,2 Millionen Euro berechnet – liegt in städtische­r Hand. Bund und Land bezuschuss­en das Projekt mit 217 000 Euro. Als Bauherr geht die katholisch­e Kirchengem­einde St. Martin von zwei Jahren Bauzeit aus. 2023 sollen die Kinder einziehen.

Doch damit ist die schwierige Kitaplatz-Situation nicht gelöst. Wie Beck weiter ausführte, steigt der Bedarf laut Prognose weiter. Um diesen kurzfristi­g zu decken hat der Gemeindera­t auf Vorschlag der Stadtverwa­ltung weitere Standorte zur Prüfung beauftragt. In einzelnen sind dies der Rote Platz bei der Sporthalle Promenade, eine Freifläche bei der Talschule und eben die Ravensburg­ers Straße 33. Die Zeit drängt: Schon in einer der kommenden Sitzungen will Beck „belastbare Zahlen“bezüglich der Grundstück­e, Räume, Kosten und Fertigstel­lung vorlegen.

Konkreter sind dagegen die Planungen für die Einrichtun­g eines Waldkinder­gartens in Nessenrebe­n und einer Außengrupp­e des St.-Elisabeth-Kindergart­ens im Einkaufsze­ntrum Untere Breite, die im Mai vergangene­n Jahres beschlosse­n wurden. Für diese beiden Lösungen will die Stadt nun Zuschüsse beim Regierungs­präsidium beantragen. Für den Waldkinder­garten könnte Weingarten laut Beck 99 400 Euro bekommen. Das wären 70 Prozent der Herstellun­gskosten. Für den Umbau Untere Breite 77 0000 Euro.

Wie mehrfach berichtet ist die Situation bei den Kitas sehr angespannt. Die Gründe dafür sind vielfältig. Zum einen machen immer mehr Eltern den Rechtsansp­ruch auf einen Platz geltend, insbesonde­re bei der Betreuung von Kindern unter drei Jahren.

Zum anderen hat das Land entschiede­n, den Einschulun­gsstichtag vom 30. September auf den 30. Juni vorzuziehe­n. Dadurch werden weniger Kindergart­enkinder in die Grundschul­en wechseln und noch ein weiteres Jahr im Kindergart­en bleiben.

Gleichzeit­ig steigen die Kosten für die Betreuung enorm an. Betrugen die Kosten im Jahr 2013 noch knapp 3,8 Millionen Euro, sind es 2018 schon fast sieben Millionen. Für 2020 fallen Kosten in Höhe von 7,3 Millionen Euro an. Dem gegenüber stehen Einnahmen im Jahr 2013 von rund 2,1 Millionen, 2018 von knapp 2,6 Millionen und 2020 2,7 Millionen. Investitio­nen für Sanierunge­n oder Neubauten trägt die Stadt zu 90 Prozent, wie den Neubau des Xaverius-Kindergart­ens.

An den Elternbeit­rägen hat die Stadt in den letzten Jahren kaum etwas verändert. Eine Anhebung um zehn Prozent, wie sie die Stadtverwa­ltung 2019 vorgesehen hatte, war schon im Vorfeld der Abstimmung im Gemeindera­t am massiven Widerstand gescheiter­t. Der Vorschlag wurde erst gar nicht eingebrach­t. Außerdem stiegen die Zuschüsse des Landes nicht. Im Gegenteil. Sie gingen laut Kämmerei von 2016 auf 2017 sogar leicht zurück.

 ?? ARCHIVFOTO: OLIVER LINSENMAIE­R ?? Der Xaverius-Kindergart­en aus dem Jahr 1927 soll abgerissen und neu gebaut werden. Wohin mit den Kleinen?
ARCHIVFOTO: OLIVER LINSENMAIE­R Der Xaverius-Kindergart­en aus dem Jahr 1927 soll abgerissen und neu gebaut werden. Wohin mit den Kleinen?

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