Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Basilika wird für sechs Jahre zur Großbaustelle
In der kommenden Woche beginnt die Innensanierung – Vielfältige Schäden und hohe Kosten
WEINGARTEN - Ziemlich genau 300 Jahre sind die Deckenfresken von Cosmas Damian Asam, sind die Stuckaturen von Franz Schmuser, ist das Chorgestühl von Joseph Anton Feuchtmayer in der Basilika alt. Auch wenn man ihnen das aus einiger Entfernung nicht ansieht, so nagt der Zahn der Zeit doch ziemlich an den historischen Kunstwerken. Die Farbe platzt auf, der Putz springt ab und Käfer haben das Holz befallen. Kurzum: Der Innenraum der Basilika muss dringend saniert werden. Und genau damit wird ab kommender Woche begonnen – unter großem Aufwand und verbunden mit hohen Kosten.
14,4 Millionen Euro investiert das Land Baden-Württemberg in die größte barocke Kirche nördlich der Alpen. Das ist zumindest die aktuelle Kalkulation, die wohl trotz der Corona-Pandemie gehalten werden kann. Derweil musste der eigentlich für vergangenes Jahr nach dem Blutritt geplante Start verschoben werden. Da wohl etwas Zeit wieder herausgeholt werden kann, rechnet Hermann Zettler, Leiter des zuständigen Amtes für Bau und Vermögen in Ravensburg, mit einem Verzug von etwa neun Monaten. „Wir mussten uns ein wenig nach hinten korrigieren. Coronabedingt sind wir nicht ganz so schnell“, sagt er. „Nun freue ich mich aber, dass es losgeht. Schön, dass wir an so einem Gebäude tätig sein dürfen.“
Damit die Beeinträchtigung für Besucher und Gläubige so gering wie möglich gehalten und zeitgleich möglichst effizient gearbeitet werden kann, wird die Basilika in vier Bauabschnitte eingeteilt. Damit soll sichergestellt werden, dass alle Gottesdienste ganz regulär und dann auch ohne Lärmbelästigung stattfinden können. „Es geht natürlich nicht, dass man alles sperrt“, weiß Zettler, der in engem Austausch mit der katholischen Kirchengemeinde St.
Martin steht. „Und es wird auch nur unter der Woche und kaum mit schwerem Gerät gearbeitet.“Pro Bauabschnitt – jeweils zwischen ein und zwei Jahre – wird ein eigenes Gerüst frei schwebend über den Besucherbänken aufgestellt, sodass genügend Platz zum Durchgehen und Sitzen bleibt. Angefangen von kleineren Ausbesserungsarbeiten an den Fenstern, die nicht komplett herausgenommen werden müssen, über eine neue Elektrik bis hin zu einer neuen Brandschutzzentrale: Die Bandbreite der Arbeiten ist sehr groß. „Die Brandanlage ist in die Jahre gekommen. Die Feuerwehr klagt, dass sie nicht immer gleich weiß, wo ein Alarm genau losgegangen ist“, sagt Zettler.
Die Hauptarbeit wird sich aber an den Decken und Wänden abspielen. „Es gibt schon Teile, die herunter kommen könnten. Das ist gefährlich, deswegen haben wir auch dringenden Handlungsbedarf. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt. Da dürfen wir nicht warten“, sagt Zettler. Auch seien die Arbeiten gerade viel einfacher durchzuführen als in ein paar Jahren oder Jahrzehnten, wenn die Schäden noch viel größer sein werden.
„All diese Kunstwerke werden vom Schmutz gereinigt und ausgebessert. Lose Teile an den Wänden werden nicht abgeschlagen, sondern gesichert und verfestigt“, sagt Zettler mit Blick auf die Wandmalereien und Deckenfresken. Nach den Sicherungsarbeiten beginnen dann die eigentlichen Stuckarbeiten – auch an Skulpturen und Altären.
Dagegen ist die Bausubstanz glücklicherweise kein Thema. Allerdings und für manch einen überraschend: Teile des Außenbereichs werden direkt mit saniert. Konkret geht es dabei vor allem um die Übergänge an den Fenstern und dem Gesims. „Es macht Sinn, die Schnittstellen von innen und außen zu machen“, erklärt Zettler
Beginnen werden die acht bis zehn Restauratoren, die laut Zettler gar nicht so einfach zu bekommen waren, im zweiten Viertel hinter dem Haupteingang. Danach folgt der Eingangsbereich, dann das dritte Viertel und zum Abschluss der hintere Teil mit Hauptaltar und Chorgestühl. Denn gerade Letzteres ist vom „Blauen Fellkäfer“und „Gemeinen Nagekäfer“befallen und wird wohl in riesigen Zelten mit Sulfuryldifluorid begast werden müssen.
Läuft alles nach Plan, wird die Basilika bis Mitte 2027 von innen komplett saniert sein. „Wir haben das so bemessen, dass wir auf der sicheren Seite sind“, sagt Zettler, der sich der Bedeutung der Arbeiten bewusst ist. Letztmals wurde die Basilika im Jahr 1954 komplett von innen saniert. Im Optimalfall halten die nun bevorstehenden Arbeiten noch einmal länger als knapp 70 Jahre. Denn schließlich sollen die Kunstwerke auch noch in 300 Jahren die Besucher und Gläubigen erfreuen.