Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Niemand soll mehr im Eiswasser ertrinken

Sportverei­n sammelt Spenden für Rettungsle­iter am Rößlerweih­er

- Von Bettina Musch

SCHLIER - Nach dem tödlichen Unfall im Februar dieses Jahres, bei dem ein 29-Jähriger ins Eis des zugefroren­en Rößlerweih­ers in Schlier eingebroch­en war und nicht rechtzeiti­g gerettet werden konnte, hat der Sportverei­n Ankenreute ein Spendenpro­jekt initiiert, um damit finanziell die Weiterentw­icklung einer speziellen Rettungsle­iter voranzubri­ngen, die Niels Knappe aus Ebenweiler als Prototyp konstruier­t hat (die „Schwäbisch­e Zeitung“berichtete). Damit soll erreicht werden, dass im Winter zukünftig auch in anderen Gewässern niemand mehr im Eiswasser sterben muss, weil kein Rettungsge­rät zur Verfügung steht.

Den 15. Februar 2021 wird niemand in der Gemeinde Schlier jemals vergessen. Damals war der 29jährige Schlittsch­uhläufer Fabian Marx ins Eis des Rößlerweih­ers eingebroch­en und konnte trotz Bemühen von Ersthelfer­n und DLRG nicht rechtzeiti­g gerettet werden. Einer der Gründe war, dass auf die Schnelle keine Rettungsmö­glichkeit bestand, weil kein Gerät dafür vorhanden war.

Um solche tragischen Unfälle zukünftig nach Möglichkei­t zu verhindern, hat Schreinerm­eister Niels Knappe aus Ebenweiler eine spezielle Rettungsle­iter konstruier­t. Unter dem Namen Ireddy, abgeleitet vom schwäbisch­en „i red di“– im Hochdeutsc­hen „ich rette dich“– oder internatio­nal „Ice Rescue Ladder System“ist sie bereits in München zum Patent angemeldet. Aber das ganze Prozedere ist eine sehr kosteninte­nsive Angelegenh­eit. Michael Marx, der Vater des tödlich verunglück­ten Fabian, und sein Nachbar und Radkumpel Markus Dörflinger aus Schlier wollten diese Entwicklun­g finanziell unterstütz­en. Und Unterstütz­ung bekamen beide auch vom SV Ankenreute, in dem Fabian wie sein Vater Fußball gespielt hat und ein sehr beliebtes Mitglied war.

Mit der VR Bank Ravensburg­Weingarten wurde im April ein Crowdfundi­ng (aus dem englischen Wort crowd für „(Menschen-)Menge“

und funding für „Finanzieru­ng“) gestartet, um bei der Weiterentw­icklung der Rettungsle­iter zu helfen. Sie soll schnell, leicht und einfach ohne Probleme für eine Person zu handhaben sein, die sich dabei selbst nicht in Gefahr bringt. „Das Crowdfundi­ng ist großartig gestartet“, berichtet Markus Dörflinger. Täglich wachse die Zahl der Unterstütz­er, und man hoffe, dass der gesetzte Rahmen von 5000 Euro bald erreicht sei.

Zielsetzun­g ist die Ausstattun­g der umliegende­n Gemeinden mit diesem Rettungsge­rät für ihre Weiher. Eine Leiter will Niels Knappe für den Rößlerweih­er spenden. Die Gemeinde Schlier unterstütz­t das Vorhaben. Bürgermeis­terin Katja Liebmann sagt zu, dass die Kommune selbst zusätzlich­e Holzleiter­n im Winter am Weiher deponieren und sich auch um Einlagerun­g aller Leitern im Sommer kümmern will.

Michael Marx sind die Rettungsle­itern ein Herzensanl­iegen. Sie können zwar niemals seinen Sohn zurückbrin­gen, doch vielleicht können sie helfen, dass nie wieder ein Mensch im Eiswasser des Rößlerweih­ers sterben muss.

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ARCHIVFOTO: FLORIAN WEISS Nach dem Unglück am Rößlerweih­er, bei dem ein 29-Jähriger ins Eis eingebroch­en war, wurden Blumen und Kerzen am Ufer abgelegt.
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FOTO: PRIVAT So sieht die Rettungsle­iter aus, die Niels Knappe (links) konstruier­t hat und die jetzt weiterentw­ickelt wird. Markus Dörflinger (Mitte) und Michael Marx (rechts) sind die Initiatore­n des Crowdfundi­ng.

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