Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Nach Brand: Familie sucht eine Wohnung
Ummendorferin und ihre Kinder haben alles verloren – Mutter noch immer unter Schock
UMMENDORF - Keine Wohnung, keine Möbel, nicht einmal mehr die eigene Kleidung: Angelina Mientus und ihre beiden Kinder haben bei dem Hausbrand in der vergangenen Woche in Ummendorf alles verloren. Der Schock sitzt tief bei der Mutter von 17-jährigen Zwillingen. „Anfangs habe ich nur noch geweint“, schildert die Ummendorferin ihre Verzweiflung. Bei Freunden und Nachbarn ist die Familie fürs Erste getrennt voneinander untergekommen. Dringend sucht Angelina Mientus jetzt eine bezahlbare Wohnung und hofft, dass sich eine Vermieterin oder ein Vermieter findet, der ihr eine solche anbieten kann.
Angelina Mientus und ihre Kinder waren in der Unglücksnacht bereits im Bett, als gegen 23 Uhr ein Passant Rauch hinter dem Haus in der Bachstraße entdeckte. Der Mann schaltete schnell. Mit Rufen versuchte er, die Bewohner der beiden Wohnungen zu wecken.
In welcher Gefahr alle schwebten, war Angelina Mientus gleich klar: Hinter dem Haus, dort, wo der Pavillon steht, habe sie Flammen gesehen, erzählt die 38-Jährige. Fensterscheiben waren geplatzt, Rauch im Bad. Ihre Tochter lief nach oben, um in der anderen Wohnung Bescheid zu geben, der Sohn holte den Hund. Alle
Bewohnerinnen und Bewohner konnten sich selbst ins Freie retten. Zwei wurden nach Polizeiangaben leicht verletzt, ins Krankenhaus musste aber niemand. „Bei meinem Sohn wurden durch das Einatmen des Rauchs zwar erhöhte Werte festgestellt, aber er durfte dableiben“, berichtet Angelina Mientus.
Zum Glück sei der Passant gerade am Haus vorbeigekommen, sagt die 38-Jährige. „Und zum Glück hat er sofort die Feuerwehr alarmiert.“Es habe sich ein heftiger Brand entwickelt, schildert sie, welches Bild sich ihr von draußen bot. Die Flammen griffen vom Pavillon auf das Gebäude und den Dachstuhl über. „Die Feuerwehr hat tolle Arbeit geleistet“, sagt die Ummendorferin. „Wir selbst standen hilflos daneben.“
„Ich bin erst einmal zusammengebrochen und habe nur noch geweint“, erinnert sie sich. Noch in der Nacht kam sie bei einer Freundin in Bad Schussenried unter, der Sohn bei Nachbarn in Ummendorf und die Tochter bei ihrem Freund in Biberach. Am nächsten Morgen habe sie noch ein wenig Hoffnung gehabt, dass sich der Schaden als nicht ganz so schlimm erweisen würde, erzählt Angelina Mientus. Aber bei Tageslicht habe man das volle Ausmaß gesehen.
Die Polizei ging in einer ersten Schätzung von 150 000 Euro Sachschaden
aus. Das Haus, in dem Angelina Mientus 14 Jahre lang zur Miete lebte, ist unbewohnbar. Ein Sachverständiger habe ihr erklärt, dass durch den Schwelbrand hoch krebserregende Schadstoffe entstanden seien, erzählt die 38-Jährige. Die hätten sich überall abgelagert, auf Polstern, Mobiliar, Kleidung. „Wir haben alles verloren.“Und eine Hausratversicherung besitze sie nicht, schildert sie die finanziellen Sorgen.
Schon in den vergangenen eineinhalb Jahren hatte die Ummendorferin zu kämpfen. Nach einem schweren Verkehrsunfall war sie lange krank, konnte dann wieder in der Beautybranche arbeiten. Doch es folgte die Corona-Pandemie, die auch diese Branche mit den Schließungen der Salons hart traf. Zurzeit erhalte sie finanzielle Unterstützung vom Amt, berichtet die Ummendorferin.
Die Situation belastet sie stark. Manchmal denke sie, wie schön es wäre aufzuwachen und zu wissen, dass alles nur ein Alptraum war, erzählt die 38-Jährige. Sie schwanke zwischen Tränen und der Haltung, dass es schließlich weitergehen müsse. „Für meine Kinder tut es mir am meisten weh, wir telefonieren täglich, auch sie sind total fertig.“
„Ich schäme mich so, um Hilfe bitten zu müssen“, sagt Angelina Mientus. Aber für sie selbst, ihre beiden Kinder und den Hund – mittelgroß und lieb, wie sie sagt – braucht sie dringend eine bezahlbare Wohnung. Doch der Markt ist schwierig, selbst Ferienwohnungen seien zurzeit nicht zu bekommen, so ihre Erfahrung.
Drei Zimmer sucht Angelina Mientus – im Raum Ummendorf, Biberach, Ochsenhausen, weil ihre Tochter in Biberach zur Schule geht und der Sohn dort eine Ausbildung macht.
Die Gemeinde Ummendorf könne im Moment nur eine unmöblierte, sehr kleine Zwei-Zimmer-Wohnung anbieten, sagte Hauptamtsleiter Thomas Kammerlander der SZ. Das sei sicher nichts, was längerfristig für eine Familie mit erwachsenen Kindern passe. Angelina Mientus sucht jedoch eine langfristige Lösung. Sie würde auch eine Wohnung ohne Möbel nehmen, sagt sie. Auf ihren Social-Media-Aufruf hin hätten ihr viele angeboten, ihr Mobiliar zu spenden. „Die Hilfsbereitschaft ist groß“, freut sie sich. Nun hofft sie, dass sich eine Vermieterin oder ein Vermieter meldet und sie und ihre Kinder wieder ein gemeinsames Zuhause finden.